„Wir spüren eine große Unzufriedenheit und auch Verunsicherung“

Wie es sich im Politikbetrieb geziemt, hat der Konstanzer Oberbürgermeister Uli Burchardt (CDU) in einem Brief der alten und neuen Landtagsabgeordneten Nese Erikli (Grüne) artig zum Wahlerfolg gratuliert. Doch bei Glückwunsch-Floskeln blieb es diesmal nicht. Burchardt äußert in dem Schreiben mit Blick auf die teils desolate Lage in Stadt und Landkreis ungewohnt deutliche Kritik an der Corona-Politik des Landes und mahnt dringend Verbesserungen an. Erikli solle sich persönlich und nachdrücklich dafür einsetzen, dass Konstanz jetzt schnell die Außenstelle eines Impfzentrums bekommt. …weiterlesen »

I wie Identitätspolitik, M wie Ohrenapotheke – Rhetorische Keulen der Macht

Das ABC … C wie Corona zeigt uns, dass es im öffentlichen Diskurs möglich ist, präzise mit Begriffen und komplexen Zusammenhängen zu hantieren. Wir haben wissenschaftliche Definitionen[1] gelernt, wie Inzidenz und R-Faktor. Wir haben sogar komplexe Sachverhalte hinter den Begriffen verstanden, wie: Biologisches Virus verhält sich anders als Bakterium. In dieser Sache sind wir gemeinsam klüger geworden.[2] Ganz anders sieht das bei einem sozialen Virus aus. …weiterlesen »

Keine Segnung für gleichgeschlechtliche Paare

Der Vatikan weigert sich weiterhin, homosexuellen Partnerschaften einen Segen zu erteilen. So eine Erklärung der zuständigen Glaubenskongregation, die auch Papst Franziskus befürwortet. Diese Entscheidung hat weltweit für Empörung gesorgt, die auch unser Kommentator teilt. …weiterlesen »

Ohren, Möhren, Apotheken und resiliente Historiker

In der Wessenbergstraße in Konstanz ist der M*-Apotheke das M abhandengekommen. Anscheinend waren es wieder einmal Leute leid, dass grundlos rassistische Symbolik und Begriffe ohne Kontextualisierung im öffentlichen Raum herumstehen. In einem Interview mit dem Südkurier rechtfertigt der Leiter der Städtischen Museen Tobias Engelsing nun diese Darstellungen. Damit reproduziert er aber Stereotypen von systemischem Rassismus – und outet sich dabei als handwerklich ungeschickter Historiker. …weiterlesen »

Der Stephansplatz – das alte Leid jetzt neu mit Umfragen

Eine zum Jahreswechsel 2020/21 in die Wege geleitete Online-Umfrage der Stadt Konstanz zur Umgestaltung des Stephansplatzes hat jetzt erste Ergebnisse zutage gefördert. Grundsätzlich sind sich die Befragten einig: Das Ding ist hässlich und sollte schöner sein. Nur, wie wir jetzt dahinkommen, das ist schon seit einigen Jahren eine leidvolle Debatte. …weiterlesen »

Eine ganz besondere Art von Schmerz

Warum es schwierig ist, über Alltagsrassismus zu sprechen, was die Black Lives Matter- Bewegung (BLM) verändert hat, und ob es in Konstanz weniger Alltagsrassismus gibt als andernorts, darüber sprach ich mit vier Mitgliedern von BLM Konstanz am 27. Januar per Zoom. Einen Tag später entbrannte in deutschen Medien eine Debatte um die „Z“-Soße und im Anschluss auch darüber, wie privilegierte, weiße Menschen über Rassismus sprechen.[1] Eins ist klar: Rassismus ist für viele Menschen eine Alltagsroutine, und Rassismus als ein komplexes Problem zu erkennen, zu verstehen und zu verbannen, bleibt noch ein langer, gesamtgesellschaftlicher Prozess. …weiterlesen »

In der Zeitkapsel durch die Studiobühne

Das Universitätstheater Konstanz (UTK) feierte im vergangenen Jahr 2020 seinen 50. Geburtstag. Zu diesem Anlass entstand die „Dreamfactory“, eine virtuelle Neuinterpretation von Shakespeares Komödie „Ein Sommernachtstraum“ in Form einer begehbaren Website. Nun haben die Studierenden nachgelegt: Ein virtueller 360-Grad-Rundgang durch die Studiobühne gibt historische und aktuelle Einblicke in das, was das UTK und was Theater überhaupt ausmacht. …weiterlesen »

Alle Jahre wieder … kommt Konstanz aufs Treppchen

Die Stadt Konstanz hat beim Fahrradklimatest 2020 des ADFC wie auch schon vor zwei und vor vier Jahren wieder einmal ausgezeichnet abgeschnitten und wurde dafür vorgestern vom Liebling aller antisexuellen seemoz-RedakteurInnen, Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer, belobigt. Die Arbeit von Gregor Gaffga, dem städtischen Radfahr­beauf­tragten unser aller Herzen und Waden, trägt also reiche Früchte und katapultiert Konstanz auf Platz 3 jener schmucken Städtchen, die auf keinem Schulglobus zu finden sind. …weiterlesen »

Ohne Kultur? Da wird mir ja übel!

Die Kultur liegt in den letzten Todeszuckungen und wenn die dritte Welle über uns hinweg­gefegt ist, arbeiten wir alle bei Tönnies, Daimler und in der Pflege? Ganz so schlimm kommt es hoffentlich nicht. Denn auch wenn die Theater­vorhänge gerade unten sind, gibt es Lebens­zeichen. Zum Beispiel die Workshops der Digitalen Theatertage am See sein, die einmal die Perspektive umdrehen, oder die Hoffnungs­schimmer des Theaters am Gleis in Winterthur auf coronataugliche Auftrittsmöglichkeiten. …weiterlesen »

Warnstreik mal anders

Die Tarifverhandlungen in der Metall- und Elektroindustrie stocken. Nach mittlerweile drei Monaten und über 20 regionalen Ver­hand­lungs­runden ist klar: Die Unternehmer­ver­bände wollen die Corona-Krise nutzen, um die Forderungen der IG Metall vom Tisch zu bekommen. Seit Ende der Friedenspflicht am 28. Februar haben gegen diese Verweigerungs­haltung bundesweit rund 430.000 Beschäftigte die Arbeit niedergelegt. Auch in der Bodensee-Region gab es letzte Woche Warnstreiks – digital. …weiterlesen »

Der Konstanzer „Gammlermord“ 1970: Ursachen eines Staatsversagens

Seit kurzem erinnert am Blätzleplatz eine Gedenktafel an den Tod von Martin Katschker. Der 17-Jährige wurde im August 1970 Opfer eines Verbrechens, zu dem den Täter rechte Hetze angestachelt hatte. Unser Autor, zu der Zeit Schüler in Konstanz, beschäftigt sich in seinem Beitrag mit den Ursachen der Bluttat und geht der Frage nach, welche Rolle damals die Verwaltungsspitze und die Polizeiführung spielten. …weiterlesen »

Kommunaler Ordnungsdurst schlägt wieder zu

Spaß muss sein, aber Ordnung noch ein bisschen mehr, zumindest, wenn es um die Wohngegenden der Bessergestellten geht. In diesem Sinne wurde mit knapper Mehrheit die Aufstockung des Kommunalen Ordnungs­dienstes beschlossen – trotz der Stellenvermeh­rungssperre. Wenn es um die Nachtruhe an der Konstanzer Croisette geht, ist der Ratsmehrheit und ihrem OB nichts zu teuer, und es gibt neue Stellen wie sonst nur für Feuerwehr, Kitas und ähnlich überlebenswichtige Dinge. …weiterlesen »

Corona-Kosten fair verteilen

Die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di in Südbaden schlägt Alarm: Als Folge der Pandemie droht ein Loch in zweistelliger Milliardenhöhe in den Kassen der gesetzlichen Krankenkassen. Der ver.di-Vorstand fordert, die Corona-Kosten fair zu verteilen, über eine Entlastung der Kassen mit Steuergeldern. Insbesondere die Reichen im Land müssten jetzt Verantwortung zeigen und das Gemeinwesen finanziell absichern, verlangen die GewerkschafterInnen. …weiterlesen »

Grüne im Höhenflug, CDU und SPD im Tal der Tränen, Linke mit Achtungserfolg, AfD lässt Federn

Die Grünen können den erwarteten Wahlsieg bei der Landtagswahl feiern, auch in der Region. Mit 42,11 Prozent zieht Nese Erikli als Direktkandidatin für den Konstanzer Wahlkreis 56 wieder in den Landtag ein, gegenüber 2016 legte sie prozentual um 2,47 Punkte. zu. Dorothea Wehinger kam im Singener Wahlkreis 57 auf 32,09 Prozent und durfte sich damit gar über ein Plus von 3,34 Prozentpunkten freuen. …weiterlesen »

Konstanzer Klimaziele – zu wenig und zu spät?

Der Konstanzer Gemeinderat hat die kommunalen Klimaziele ausgiebig diskutiert. Das von der Stadt beauftragte Institut für Energie- und Umweltforschung (ifeu) stellte sein Szenario Klima plus vor, das es als äußerst ambitioniert und vorbildlich bezeichnete. Allerdings wird damit dem Ziel, bis 2030 klimaneutral zu werden, eine Absage erteilt, man hofft, bestenfalls unter 1,75 Grad Erwärmung zu bleiben, und das bis ca. 2035. Fridays for Future kritisierte die städtischen Ziele als ungerecht. …weiterlesen »

Auflösung: Wer wars? (24)

Am vergangenen Freitag fragten wir nach dem Wegbereiter des Deutschen Bauernkriegs Jodocus „Joß“ Fritz (ca. 1470–?). Er war verheiratet mit Else Schmid aus Nenzingen. Der Bundschuh genannte bäuerliche Schnürschuh wurde um 1500 zum Symbol für Verschwörung und Revolte. Der Schwaben- bzw. Schweizerkrieg fand 1499 statt. Danach traten Schaffhausen und Basel der Eidgenossenschaft bei, Konstanz bat vergeblich um Aufnahme. Dass es auch in der Schweiz Ständeunterschiede und ein großes soziales Gefälle gab, sahen die BäuerInnen im Kaiser­reich nicht. Empfohlene Lektüre: Thomas Adam, „Joß Fritz. Das verborgene Feuer der Revolution“, Verlag Regionalkultur. brm

KandidatInnen zu CETA: Grünes Herumeiern

Als die Grünen noch mehrheitlich gegen CETA waren: Großdemo in Stuttgart, September 2016

Wie die Landtagswahl am Sonntag ausgeht, kann nicht nur Folgen für die Politik im Südwesten haben. Eine neue Regierungskonstellation würde womöglich auch die Mehrheitsverhältnisse im Bundesrat ändern. Der spricht auch in Bundesangelegenheiten mit und entscheidet bald etwa über CETA, das Handelsabkommen zwischen der EU und Kanada. Grund genug für das lokale Bündnis für gerechten Welthandel, die Kandidierenden der beiden Wahlkreise im Landkreis nach ihrer Position zu fragen. …weiterlesen »