Brechdurchfall auf frischem Herbstlaub
Beim Blick ins weite Land stoßen wir bisweilen auf den Kollegen Franz Holz, der im Hegau seine giftigen Pfeile spitzt und diese auf Zeitgenossen richtet, die ihm zutiefst zuwider sind. Und das sind nicht wenige. Aus aktuellem Anlass bedienen wir uns aus seinem Köcher und danken dem Schreiber trotz seiner diesmal so gar nicht amüsanten Erkenntnisse. Feuer frei
Ich komme gleich, unverblümt und deutlich zur Sache. Sehen Sie es mir freundlicherweise nach, wenn die folgenden Zeilen etwas grobkörniger ausfallen? Danke. Also: Bei dem Namen Wulff dreht sich mir ständig der Magen um, und das schon seit Monaten. Nicht genug, dass sich dieser unsägliche Ex-Präsident nun auf lange Zeit zu Lasten der Steuerzahler ein lockeres Leben machen darf und sich durch die Republik schmarotzt. Nein, unlängst stieg auch seine PR-geile Mamsell mit deutlichem Hang zur pathologischen Selbstbeweihräucherung in die Bütt. Mit ihrem Buch, das eher an ein verschwurbeltes Poesiealbum einer dreizehnjährigen und hochgradig hormongebeutelten Zahnspangenträgerin erinnert, ging die Frau der halben Republik gehörig auf die Nerven. Schade um jeden Baum, der für diesen peinlichen Käse gefällt werden musste.
Spätestens Ende Oktober gibt es eine Neuauflage der widerlichen Wulff-Kommödie
Frau Wulff schaffte es mit ihrem Hirnbrei auf die Titelseiten fast aller Magazine. Was nicht für deren Herausgeber spricht, die sich dadurch eine Steigerung ihrer Auflage versprachen. Auch für diese Spekulanten und Heuchler kann man sich eigentlich nur fremd schämen. Dann lieber gleich die St.Pauli-Nachrichten. Bettina Wulff plante sogar einen gut organisierten Amoklauf durch alle Talkshows und die Programmchefs rieben sich erfreut die Hände. Weiß man dort doch allzu genau: Personality-Schund, dazu noch von einer angeblich Prominenten, treibt die Einschaltquoten in die Höhe. Dann aber sagte die bundesweit Begehrte alle Termine ab. Die hämischen Kommentare auf ihr Buch-Desaster hätten sie zum Rückzug bewogen, hieß es.
Ich wette mal: Spätestens gegen Ende Oktober gibt es eine Neuauflage dieser widerlichen Schmierenkommödie aus dem Hause Wulff. First Lady! Wenn ich das schon lese, wird mir erneut nachhaltig übel und meine Tastatur verweigert den Dienst. Ich stelle meine schon einmal formulierte Forderung hiermit das soundsovielte Mal in den öffentlichen Raum: Streichung aller Bezüge für die Familie Wulff ab Januar 2013. Sollten sie sich nach Ablauf dieser überaus großzügigen Frist weiterhin weigern, einer ordentlichen Beschäftigung nachzugehen, droht die sofortige Ausweisung in den hintersten Winkel von Absurdistan. Vorher darf sich das Duo fatale noch mit einem Auftritt in einer Sendung von und für Hirntote von uns allen verabschieden. Gute Reise und auf Nimmerwiedersehen.
Verlassen wir diesen Schlammtümpel, bleiben aber bei der Politik. In knapp einem Jahr finden die nächsten Bundestagswahlen statt. Die Stimmabgabe ist gratis, auch wenn sie meist mit heftigen Bauchschmerzen einher geht. Wie sieht´s aus im weiten Land? Überschaubar, würde ich sagen. Mutti Merkel steuert schnurstracks ihre Wiederwahl an. Die Liberalen bewegen sich auf die Fünf-Prozent-Hürde von unten zu, die Piraten nähern sich ihr mit sturer und infantiler Chaosleidenschaft von oben. Die Linken liegen irgendwo dazwischen und klappern mit den Zähnen. Die Grünen werden bei etwa 15 Prozent aufschlagen.
Der ideale SPD-Kandidat heißt Sigmar Brückmeier
Bliebe noch die SPD. Die eierten, wie immer bei der Kanzlerfrage, heftig rum. Peer Steinbrück, Sigmar Gabriel oder Frank Walter Steinmeier? Mir ist rätselhaft, was der Zirkus überhaupt soll. Längst ist doch klar, dass keiner eine Chance gegen Merkel hat. Gabriel hat schon vor Monaten wissen lassen, dass man keinen Wahlkampf gegen die Kanzlerin führen werde. Gegen wen dann? Richtig, die Sozen haben sich damit abgefunden, den Vizekanzler zu stellen, denn mehr ist nicht drin. Dazu werden einige Ministerposten heraus springen, und als Staatssekretär gehört man ja auch nicht zur Leichtlohngruppe. So gesehen war es völlig wurscht, wer von den drei Nasen einen Pseudowahlkampf führt und dabei unnötigerweise Millionen zum Fenster rauswirft. Ich plädierte lange für eine passende Mischung: Der SPD-Kandidat heißt Sigmar Brückmeier. Nun, vor wenigen Tagen, haben sich Schroeders Erben und einstige Mittäter auf Steinbrück geeinigt. Auch recht.
Ein Mann bombt sich hoch
Erinnern Sie sich noch an den deutschen Oberst Georg Klein, der vor drei Jahren tatkräftig mithalf, Afghanistan von den Taliban zu befreien? Der Mann nahm seinen militärischen Auftrag sehr ernst und handelte entschlossen. Sein Name ist seitdem eng mit dem „Tanklastzugmassaker“ verbunden. Auf sein Konto gehen 140 afghanische Zivilisten, die durch ein alliiertes Bombardement zerfetzt wurden. Die Piloten der Kampfflugzeuge hatten mehrmals angeboten, nur im Tiefflug und als Warnung über den feststeckenden Tanklastzug zu fliegen. Klein aber lehnte ab und forderte vehement den tödlichen Einsatz. Eine militärisch völlig sinnlose Aktion, die auch vielen Frauen und Kindern das Leben kostete.
Die Ermittlungen gegen Klein wurden eingestellt und der Vorfall geriet in Vergessenheit. Schwamm drüber, war halt ein Kollateralschaden und wo gehobelt werden, fallen eben auch Späne. Kürzlich aber ging dann die Meldung durch die Presse, die kaum zu glauben ist. Klein, so die kritische „zeitung gegen den krieg“, wurde zum Brigadegeneral befördert und ist seitdem „Abteilungsleiter des Bundeswehr-Amtes für Personalmanagement“. Der Mann hat sich sozusagen konsequent hoch gebombt und soll in seiner neuen Tätigkeit Vorbildfunktion für die Truppe haben.
Zum Vergleich: Georg Klein verdient nun mit gut 11 000 Euro im Monat fast drei Mal soviel, wie die Angehörigen seiner Opfer vor Ort für einen Getöteten seitens der Bundesregierung zuerkannt bekamen – 4030 Euro. Geht’s noch ekelhafter, zynischer, noch menschenverachtender? Wohl kaum. Ich wünsche dem Brigadegeneral aus tiefstem Herzen zumindest das: Immer dann, wenn er sich für eine militärische Mummpitzveranstaltung seine beste Uniform überstreift, mögen ihm die Todesschreie der Menschen in den Ohren klingen, die er auf dem Gewissen hat.
Autor: Franz Holz