Alno: Kampf an zwei Fronten

Die Auseinandersetzung um den Erhalt der 450 Alno-Arbeitsplätze in Pfullendorf spitzt sich zu: Jetzt wird nur noch vor Gericht oder Schiedsgerichten gestritten – der Vorstand verweigert gar die Teilnahme an der nächsten Betriebsversammlung. Keine Informationen, keine Kooperation – Abwicklung nach Gutsherrenart ist Motto von Vorstandschef Deisel

Der Pfullendorfer Alno-Betriebsratsvorsitzende Hermann Zweifel kämpft an zwei Fronten: In einer Einigungsstelle (das ist eine im Betriebsverfassungsgesetz vorgesehene, paritätisch besetzte Schiedsstelle unter Vorsitz meist eines Arbeitsrichters, die betriebsinterne Streitigkeiten lösen soll) streitet er für die Zuständigkeit des örtlichen Betriebsrates zur Verhandlung um einen Sozialplan zum Abbau von 450 Arbeitsplätzen in Pfullendorf (seemoz berichtete mehrmals).

Zum anderen kämpft er um die Freigabe von Geschäftsunterlagen für die vom Betriebsrat beauftragte Wirtschaftsprüfungsgesellschaft x-tern: „Wie sollen unsere Gutachter die Geschäftslage beurteilen, wenn ihnen die relevanten Daten verweigert werden?“, fragt Zweifel im Gespräch mit seemoz. „Die Geschäftsleitung blockt nur noch ab“.

Zudem verhagelt ein Eklat dem Betriebsrat das Konzept: Während der letzten Aufsichtsratssitzung in Frankfurt waren eigens angereiste Kommunalpolitiker aus Pfullendorf abgewiesen worden, als sie Solidaritätsschreiben ihrer Bürger aushändigen wollten. Schlimm genug, dass Alno-Chef Deisel die Politiker vom Sicherheitsdienst des Raumes verweisen ließ. Vor allem die Arbeitnehmer-Vertreter im Aufsichtsrat, IG-Metall-Funktionär Michael Föst und Betriebsrat Rudolf Wisser, werden kritisiert, weil sie nicht einmal den Mut fanden, vor die Tür zu kommen, um Bürgermeister und Fraktionsvorsitzende aus Pfullendorf zu begrüßen und die Solidarschreiben anzunehmen.

Die alno AG hat auf eben dieser Aufsichtsratssitzung ihren Geschäftsbericht für das vergangene Jahr veröffentlicht. Danach stieg der Konzernumsatz vom ersten auf das zweite Halbjahr um 5,6 Prozent, so die alno AG, die vor wenigen Wochen ihren Firmensitz von Pfullendorf nach Düsseldorf verlegt hat. Die Entwicklung sei von einem „erfreulichen Aufwärtstrend geprägt“. Im gesamten Geschäftsjahr 2009 war der Umsatz jedoch leicht rückläufig. Er lag mit 493,4 Millionen Euro 3,5 Prozent unter dem Vorjahresumsatz. Grund dafür sei das schwache Exportgeschäft.

Umso unverständlicher die hektischen Rationalisierungsmaßnahmen in Pfullendorf . Betriebsratschef Zweifel zweifelt, ob angesichts der aktuellen wirtschaftlichen Lage eine Arbeitsplatz-Reduzierung überhaupt gerechtfertigt ist: „Das Unternehmen ist erfolgreich: Warum sollen dann Arbeitsplätze kippen?“