KKH: Propaganda-Broschüre abgesegnet
Schon während der letzten Gemeinderatssitzung hatten SPD und LLK moniert, dass die geplante Informationsbroschüre mit einer sachlichen Bürgerinformation kaum etwas zu tun habe und schlugen Verbesserungen vor. Nun wurde am Text nochmal gebastelt. Doch geändert hat sich in der Stossrichtung kaum etwas.
Zwar ging man teilweise auf alternative Textvorschläge ein, aber geblieben sind Wunsch- und Traumvorstellungen, die mit der Realität nur wenig zu tun haben. Schon im Vorwort von OB Frank ist der Satz zu lesen: „Das Konzert- und Kongresshaus ist ein Haus für alle“. Oder: „Für sie alle steht das Konzert- und Kongresshaus als idealer Ort für Mitgliederversammlungen von Vereinen, Besprechungen und Veranstaltungen, festliche Jubiläumsfeiern oder große öffentliche Auftritte zur Verfügung“. Schön daher gesagt, aber das KKH kann schon alleine aus Kostengründen kein Haus für alle sein.
Außerdem verfügt Konstanz längst über bezahlbare Räumlichkeiten in der Innenstadt: BürgerInnensaal, K9 oder Kulturzentrum am Münster. Ebenso abenteuerlich ist eine andere Behauptung in der Broschüre: „Von einer Erweiterung und einem erhöhten Bekanntheitsgrad des Konstanzer Kulturangebots profitiert der gesamte Kulturbereich“. Diese und ähnliche Worthülsen sollen die BürgerInnen dazu bewegen, beim Bürgerentscheid am 21.3. für das umstrittene Projekt KKH auf Klein Venedig zu stimmen. „Die Broschüre ist billige Bauernfängerei“, sagen Kritiker und werfen der Stadtverwaltung bewusste Manipulation der BürgerInnen vor.
Neben der zusätzlichen Verkehrsbelastung durch einen Bau der „Goldenen Hutschachtel“ auf einer der letzten Konstanzer Freiflächen am See wird vor allem die geschönte Finanzkalkulation zur Debatte stehen. In der Broschüre ist zu lesen, die Stadt müsse bei Gesamtbaukosten von rund 48 Millionen Euro für Zins, Tilgung und einem Betriebskostenzuschuss jährlich 2,6 Millionen Euro veranschlagen. Das bezweifeln mittlerweile nicht nur KKH-Gegner. „Diese Aussage ist reines Wunschdenken und absolut unseriös“, erklärte kürzlich auch ein Verwaltungs-Insider, der verständlicherweise seinen Namen nicht in der Presse lesen will. Ab 17.2. soll die KKH- Kampfschrift der Stadtverwaltung an die Konstanzer Haushalte verteilt werden. Kosten für Herstellung und Druck: Runde 7000 Euro.
Die Reihen der Pro- und Contrafraktionen schließen sich allmählich. Auch die Gruppe um die in den letzten Monaten vor sich hin siechenden KKH-Internetaktivisten von „Konstanz gibt den Ton an“ meldete sich nun wieder zu Wort, bläst mächtig die Backen auf und erklärte unter anderem, das KKH bringe 200 neue Arbeitsplätze nach Konstanz. Den Vogel unter den Ja-Sagern schoß allerdings Markus Hotz, Herausgeber des Blättchens „Akzent“, ab. Der PR-Mann, dessen Motto schon immer war: „Sag mir, was Du zahlst und ich drucke, was Du willst“, möchte mit aller Macht das KKH herbei schreiben. Die KKH-Gegner sind für ihn eine „Jammer-Zauderfraktion“, die das „Jahrhunderprojekt vermutlich weitere hundert Jahre verschleppen“ will. In Konstanz, so Hotz, „diskutiert man lieber munter und dumm drauflos, etwa über den Standort (..)“.
Die dummen Zauderer, Projektverschlepper und Jammerer, besser bekannt als Initiative „Nein zu Klein Venedig“, treffen sich Mittwoch, 3.2.2010, um 19 Uhr im Hotel Barbarossa.
Autor: Holger Reile