This ain’t California – unbedingt ansehen
Gerade noch rechtzeitig: Mit großem, verdienten Erfolg läuft seit einiger Zeit „This ain’t California“ im Konstanzer Zebra-Kino. Der Film über die DDR-Subkultur verschafft nicht nur ungeahnte Einblicke in die 1980er Jahre, sondern auch in eine ganz neue Art des Dokumentarfilms. Dazu ein atemberaubender Soundtrack und für jeden von uns ein gehöriges Stück Nostalgie. Unser Tipp: Unbedingt ansehen
In der DDR der frühen 1980er-Jahre freunden sich die Nachbarskinder Dirk, Dennis und Nico an und beginnen, ihre eigenen „Rollbretter“ zu basteln, indem sie die Räder ihrer Rollschuhe an Bretter montieren. Wirklich stabil sind die Eigenkonstruktionen zwar nicht, aber es reicht, um die Begeisterung fürs Skaten zu wecken – fortan machen die drei ihre Umgebung zum Spielplatz.
Ein paar Jahre später sind aus den Kindern junge Erwachsene geworden, die nach Ostberlin ziehen und Teil der dortigen Skater-Szene werden. Aus dem Spielzeug wird recht schnell eine Lebenseinstellung, und aus Denis wird recht schnell der Star der Berliner Szene. Wo immer sie entlang rollen, bleiben die „Rollbrettfahrer“ jedoch Fremdkörper, denn die Straße ist in der DDR schließlich nicht zum Spielen da. Und die Behörden wissen auch nicht so recht, wie sie auf die Fremdkörper reagieren sollen.
„This ain’t California“ liefert faszinierende Einblicke in eine Subkultur, von der man nicht dachte, dass sie existieren könnte und erzählt dabei, so Regisseur Marten Persiel, eine Geschichte über Liebe, Tod und Vergebung: „Liebe zu dem Ort, an dem du aufgewachsen bist, zu deinen Leuten. Vergebung für die Stonewashed-Jeans, und dem unsicheren, verletzlichen Menschen, der in jedem von uns steckt. Und ein Nachruf an einen verlorenen Freund.“
Dabei ist „This ain’t California“ kein Dokumentarfilm, wie man ihn kennt – der Film begnügt sich nicht damit, nüchtern redenden Kopf an redenden Kopf zusammen zu schneiden. Stattdessen lässt Persiel uns mit einer wilden Collage aus Interviews, privatem Super 8- Archivmaterial, Fernsehmitschnitten und neu gedrehten Spielfilm- und Animationsszenen, die mit teils exklusiven Tracks von Alphaville, Feeling B und den Ärzten unterlegt sind, förmlich eintauchen in die DDR der 1980er-Jahre. Und erfindet ganz nebenbei ein bisschen den Dokumentarfilm neu.
Die letzten Aufführungen nutzen: 12.10., 22:15; 13.10., 20:00; 15.10., 20:00
Autor: PM/hpk