KKH: Fragen über Fragen

Sogar Stadtkämmerer und KKH-Projektleiter Hartmut Rohloff beschleichen allmählich Zweifel, ob  die Stadt das KKH auf Kein-Venedig überhaupt finanzieren kann. „Sie werden von mir kein klares Ja oder Nein hören, ob die Stadt sich das leisten kann, dazu sind die Zahlen zu flüchtig“.

Noch vor kurzem war Rohloff überzeugt, dass die Stadt Konstanz keine Probleme haben werde, das Mammutprojekt KKH finanziell zu stemmen. Nun aber scheint der Stadtkämmerer nachdenklich geworden zu sein. Dabei ist für viele nicht nachvollziehbar, warum gerade ein Stadtkämmerer, dem die Ordnung der städtischen Finanzen obliegt, zum Projektleiter bestellt wurde. Ein eher unüblicher Vorgang, der ein wenig nach Zwangsverpflichtung riecht. Geht es schief, steht nicht nur OB Frank sondern auch Rohloff  am Pranger und ein paar andere KKH- Traumtänzer werden sich hinter ihm verstecken. Auch in der Bevölkerung mehren sich kritische Nachfragen – und täglich kommen neue hinzu. Hier ein Auszug –

Stimmt es…

–  dass in dem Konzerthaus, dessen Notwendigkeit vor allem mit dem Argument als Spielort für das Philharmonieorchester beworben wirdf, dieses nur an 12 oder weniger Tagen im dortigen großen Saal aufzutreten plant?

– dass Konzertveranstalter die Halle für die vor allem für jüngere Leute interessanten „top acts“ als zu klein erachten und diese Halle lediglich mit dem Prädikat „besser als keine“ qualifiziert wird?

–  dass es noch keinerlei schriftliche Vereinbarung mit der Schweiz zur Zufahrt zum geplanten Parkhaus auf Klein-Venedig gibt und dass in der Schweiz der VCS und der WWF Beschwerde eingelegt haben gegen den Bau einer Zufahrt zu dem Gebäude, das nach Schweizer Recht gar nicht genehmigungsfähig wäre, da laut Schweizer Baurecht auf nicht-sanierten Deponien keine Gebäude errichtet werden dürfen?

–  dass die Konstanzer Stadtverwaltung nach mehrjährigen Planungen und der Ausgabe von einem Millionenbetrag für Planungen und Werbung noch kein Betreibermodell besitzt, noch nicht einmal grobe Schätzungen für künftige Saalmieten machen kann (so Pressesprecher Rügert) und damit der „seriös“ prognostizierte Betriebskostenzuschuss letztlich völlig aus der Luft gegriffen ist?

–  dass die Stadtverwaltung in den Vereinbarungen mit dem Bauträger bislang keine Regelungen für den Fall getroffen hat, sollten die Baukosten aufgrund des bekannt problematischen Untergrundes auf Klein-Venedig um mehr als 750.000 Euro steigen? (Gleiches gilt für die mögliche Kostenexplosion bei der
geplanten Gleisunterführung und dies trotz der aktuellen Erfahrungen mit der nur wenige Meter entfernten Fussgängerbrücke).

–  dass im Verkehrsgutachten von Prof. Zweibrücken, das eine Modellrechnung zur Bewältigung des Mehrverkehrs bei Ausschöpfung aller Kapazitätsreserven beinhaltet, von lediglich 410 zusätzlichen Parkplätzen am See ausgegangen wird, die Stadtverwaltung nun aber stillschweigend die Parkplatzzahl auf 500 (oder vielleicht sogar mehr) in der Anfrage an die Schweiz erhöht hat?

–  dass die Stadtverwaltung, obwohl mit dem Lohmeyer-Gutachten ihr Berechnungen vorliegen, dass die Feinstaubbelastung im Bereich Schnetztor, Obere Laube, Zufahrt zum Döbele schon im Ist-Zustand die gesetzlich zulässigen Grenzwerte überschreitet, mit dem vorgestellten Verkehrskonzept nun genau diese Bereiche mit Mehrverkehr belastet werden sollen? Und stimmt es, dass damit die Anwohner dieser Bereiche ein Klagerecht gegen die Verkehrsplanung zum Konzert- und Kongresshaus vorgesehenen Mehrbelastungen haben?

–  dass die Stadtverwaltung bei den Kosten für das Projekt für die gesamte Laufzeit der Kredite nur mit dem historisch niedrigen Zinssatz von 4,5% kalkuliert hat und damit eine absehbare Zinssteigerung gar nicht in die Kostenkalkulation einging? (Damit wäre der Fehler von der Katamaranprognose wiederholt, deren nicht endenwollendes Defizit mit der völlig überraschenden Preissteigerung beim Kraftstoff erklärt wird.)

–  dass die Stadtverwaltung die Kostenwahrheit des Baus dadurch verschleiert, dass sie bei der Zinsberechnung die 13 Mio. Rücklagen für das Konzerthaus nicht in die Zinsberechnung miteinbezieht. Ohne Konzerthaus ja aber an anderer Stelle der Haushalt der Stadt um die entsprechenden Zinskosten entlasten würde?

–  dass nach Auskunft des Verkehrsplaners in Stoßzeiten der Verkehr auf der Bodanstraße ins Stocken gerät, dadurch Verzögerungen im gesamten Liniennetz entstehen und so gerade zu Veranstaltungsbeginn (also Stoßzeiten) der Busverkehr als Zubringer zum Konzerthaus unzuverlässig wird?

– dass im Gesamtverkehrskonzept der Verkehrsplaner davon ausgeht, dass wenn das Konzerthaus in Betrieb genommen wird, die Vekehrskapazitäten es nicht mehr hergeben, dass andere Freizeit- oder Einzelhandelsaktivitäten auf Klein-Venedig stattfinden?

–  dass es eigentlich nur einen Grund für den Standort Klein-Venedig gibt: der Wunsch der Gewerbetreibenden, den Bereich Seeufer /östliche Altstadt in eine auswegslose Kommerzmaschinerie zu verwandeln und die wenigen konsumptionsfreien Flächen in die Konsummaschinerie einzuspannen?

–  dass es an eine Form der Selbsthypnose grenzt, dass in Konstanz ein Konzerthaus nur auf Klein-Venedig machbar ist?

Und stimmt es, dass der Stadtverwaltung eine unter Verschluss gehaltene Standortuntersuchung vorliegt, in der von fünf untersuchten Standorten Klein- Venedig am schlechtesten abschneidet?

Fragen über Fragen. Gibt es Antworten darauf? Konsultieren Sie nicht Ihren Arzt oder Apotheker, sondern löchern Sie die Stadtverwaltung oder die GemeinderätInnen, die das Projekt befürworten.

Autor: PM/Holger Reile