Mein Porsche
Der eine wünscht sich ein neues Haus, womöglich so groß, so teuer und protzig, dass die Nachbarn von früh bis spät Bauklötze staunen. Der andere belässt es bei seinem Kindheitstraum und träumt von einer Edelkarosse. Was hat nun das eine mit dem anderen zu tun? Und: Gibt es einen lokalen Bezug? Finden Sie es raus.
Als ich noch ein kleiner dummer Junge war, wollte ich immer einen Porsche haben. Zwar keinen goldenen, denn Geschmack hatte ich wenigstens, aber eben einen Porsche.
Meinen Eltern, strenge und sehr bodenständige Menschen, missfiel meine Vorliebe für diesen Größenwahn zutiefst. Und in Ermangelung der nötigen Taschengelderhöhung fiel die Erfüllung meines sehnlichsten Wunsches eben flach.
Als ich dann ein großer dummer Junge war, wollte ich immer noch einen Porsche haben. Aber die durch das Studium verursachte, wenn auch kleine Schuldenlast ließ meinen damaligen Geldgebern, also meinen Eltern und der Bank, keine andere Wahl, als mich dieses Vorhaben wiederum aufgeben zu lassen.
Inzwischen bin ich ein älterer, immer noch recht träumerischer Mann geworden. Als Oberhaupt einer kleinen Familie am Bodensee und mit einem anständigen Beruf versehen, habe ich mir inzwischen so einige Wünsche erfüllen können.
Einen eigenen kleinen Katamaran zum Beispiel. Leider hat keines der inzwischen auch schon mündigen Kinder so recht Lust, ihn zu benutzen. So dümpelt er auf seinem doch sehr teuren Liegeplatz dahin und ist zu allem Überfluss auch noch regelmäßig kaputt.
Von dem kleinen, beheizten Schwimmbad mit angeschlossenem Saunahäuschen war meine Familie dann aber total begeistert. Wenigstens bevor klar wurde, dass Bau und Unterhalt derselben doch ein erhebliches Loch in der Haushaltskasse verursachten.
Nur mein Porsche, über den muss ich seit gefühlten 100 Jahren diskutieren. Zuletzt hieß es in meiner Familie: „Viel zu geringer Nutzen für viel zu viel Geld. Protzig. Bitte nicht so ein überflüssiges Auto in unserer Straße. Peinlich. Außerdem haben wir doch ein Auto. Zwar einen Oldtimer, aber der wird gerade erst restauriert. Und bedenke die Unterhaltskosten…“
Nun habe ich die Familie vor die Wahl gestellt: Entweder jetzt sofort einen Porsche (pleite sind wir zwar schon, das weiß aber keiner. Außerdem habe ich ein Finanzierungsangebot, das ich nicht ablehnen kann), oder ich bin für den Rest meiner Tage beleidigt.
Das Angebot zur Güte, wenn es denn schon ein neues Auto sein muss, doch auf eine preiswertere Großraumlimousine auszuweichen, prallt jedenfalls an mir ab. Ich habe jetzt endgültig genug über dieses Thema geredet. Porsche oder gar nichts.
Meiner Familie jedenfalls habe ich ein letztes Ultimatum gestellt:
Der 21. März 2010 wird über mein Wohl oder Wehe entscheiden.
Autor: Peer Mennecke