Konstanzer Ex-Oberbürgermeister mit brauner Rotzbremse
Im Mai beschloss der Konstanzer Gemeinderat, Alt-Oberbürgermeister Bruno Helmle die Ehrenbürgerwürde abzuerkennen. Helmle hatte sich während der NS-Zeit an jüdischem Eigentum bereichert und nach 1945 seine Biographie geschönt. Auch den Titel als Ehrensenator der Universität Konstanz verlor er. Doch im Rathaus hängt er noch mit all seinen Auszeichnungen. Neuerdings aber mit passendem Bartschmuck. Und nicht nur er
Wer das Zimmer hinter dem Ratssaal betritt, dort werden bei Sitzungen Häppchen serviert, der musste sich monatelang wundern, darf neuerdings aber auch schmunzeln. Der „schöne Bruno“, wie ihn der Konstanzer Volksmund einst genannt hat, lächelt wie ehedem die Besucher freundlich an. Mehrmals schon wurde die Verwaltung darauf hingewiesen, dass Helmles Ehre nachweislich beschädigt sei und der schriftliche Zusatz unter seinem Konterfei „Ehrenbürger“ und „Ehrensenator“ doch besser entfernt werden sollte.
Da es mit der Vergangenheitsbewältigung nicht nur in Konstanz bisweilen schleppend voran geht, hat man sich im Konstanzer Rathaus spontan für eine andere Lösung entschieden, auch aus Kostengründen und um lange Diskussionen in den Entscheidungsgremien schon im Vorfeld einzudämmen. „Wir halten eine schnelle, fantasievolle und künstlerische Aufarbeitung für effektiver und angebrachter“, ließ die Pressestelle auf Nachfrage verlauten. Diese bahnbrechende Idee sei neulich bei der späten Heimfahrt von der feucht-fröhlichen Haltnau-Sitzung entstanden. Nun also wurde Helmles Bild mit einem Bärtchen verziert, das er nach Augenzeugenberichten meist bei seinen sonntäglichen Gottesdienstbesuchen im Konstanzer Münster getragen haben soll.
Sozusagen über Nacht kam ein zweiter Bartträger dazu. Franz Knapp, als „Mann des Ausgleichs“ Konstanzer Oberbürgermeister von 1946 bis 1957, Ehrenbürger der Stadt, ausgezeichnet mit dem Großen Bundesverdienstkreuz und der Ehrendoktorwürde der Universität Freiburg, hängt neben Helmle. Knapp, laut Jürgen Klöcklers neuesten Recherchen „Exekutor“ und „Graue Eminenz“ der Konstanzer NS-Zeit, wurde kürzlich ebenfalls mit einer Rotzbremse geadelt. Zwar seien ihm seine Ehrentitel offiziell noch nicht aberkannt, so die Auskunft, „aber damit muss man täglich rechnen in diesen unsicheren Zeiten, also bauen wir schon mal vor“.
Wie man aber mit der Knapp-Passage, direkt neben dem Rathaus gelegen, verfahren will, ist noch unklar. Die Verwaltung bittet um dementsprechende Vorschläge aus der Bürgerschaft. Auch Ehrenbürger Kurt Georg Kiesinger stünde zur Debatte, denn der Kreis der Bartträger sei noch unvollständig.
Autor: H.Reile
Bilder: Wolfram Mikuteit
Nun, vielleicht sollte man das Straßenschild ebenfalls verschönern oder künstlerisch umgestalten. Der Phantasie sind keine Grenzen gestetzt.Wenn es nicht so traurig wäre, könnte man wirklich schmunzeln.
…ob dadurch konstanz nun wirklich entnazifiziert wird? manchmal verstehe ich wirklich nicht, was der ganze aufriss mit einem besseren konstanz zu tun hat. aber, man macht halt was, weil man sich sonst nur wenig profiliert
…..Wie man aber mit der Knapp-Passage, direkt neben dem Rathaus gelegen, verfahren will, ist noch unklar…..
Nach diesen Erkenntnissen sofort das Straßenschild demontieren!!!