Fasnacht ohne Scherben?
Das begrüßenswerte Verbot ist dennoch halbherzig: Ein Glasverbot zur Straßenfasnacht soll es nur am Schmutzigen Donnerstag und nur in bestimmten Gassen und auf bestimmten Plätzen geben. Diesem Vorschlag der Verwaltung wird der Konstanzer Gemeinderat in seiner Sitzung am kommenden Donnerstag wohl zustimmen. Ob damit jedoch der Scherben-Vermüllung in der Altstadt und in der Niederburg eine Ende gesetzt wird, muss ernsthaft bezweifelt werden
Wortreich begründet das Ordnungsamt seinen windelweichen Kompromiss – immerhin stand eine Forderung nach einem generellen Glasverbot über Fasnacht im Raum. Längst nicht im ganzen Altstadtgebiet soll das Glasverbot gelten, sondern nur in offensichtlich besonders vermüllten Gassen und Plätzen (s. Foto). Und längst nicht während der ganzen Fasnacht – nur am Schmotzige Dunschtig (7.2. 2013) von 08 bis 06 Uhr am Freitag.
Der Respekt vor den organisierten Narren muss riesengroß sein in der Verwaltung. Detailverliebt wird das Gefahrenpotenzial durch Scherben (das sind ja nicht nur zerborstene Flaschen und Gläser, sondern auch eingeschlagene Schaufenster und Glastüren) während der Fasnacht beschrieben: Die Behinderung der Rettungsfahrzeuge, die Erschwernisse und der zusätzliche Kostenaufwand für den Räumdienst, der eigens Ersatzreifen mitführen muss, die Unbill für unnärrische Rad- und Autofahrer. Das müssen doch auch die organisierten Narren einsehen, so die schon hilflose Botschaft aus dem Rathaus an der Laube.
Tatsächlich kostet mich als Niederburg-Bewohner die Fasnacht regelmäßig mindestens zwei Fahrradreifen. Aber nicht nur am Schmotzige Dunschtig.
Auch die Stadtverwaltung kennt die Verantwortlichen. Und benennt sie, wenn sie in der Vorlage schreibt: „Zahlreiche Gewerbetreibende decken sich extra vor Fasnacht gezielt mit den kleinen Glasfläschchen ein, weil sie wissen, dass diese bei Jugendlichen besonders „in“ sind. Gleichzeitig lockt hier der Handel auch in Konstanz mit besonders verlockenden Sonderangeboten speziell an Fasnacht.“ Der auf diese Erkenntnis folgende Hinweis, man könne gegen solche Tendenzen nichts tun, darf nicht ernst genommen werden: Mit verstärkten Kontrollen zum Verkauf solcher Alkoholika an Minderjährige, verbunden mit empfindlichen Bußgeldern für die Händler, wäre eine staatliche Gegenwehr gegen den gerade in Konstanz allmächtigen Einzelhandel gewiss erfolgsversprechend. Auch eine Kostenbeteiligung des florierenden Einzelhandels an den Räumarbeiten wäre denkbar. Aber vielleicht ist das nicht gewünscht, weil auch in der Stadtverwaltung allzu viele Narren sitzen, die gerade das nicht wollen.
So wird dieses Glasverbot – ohne wirksame Kontrolle, ohne erfolgreiche Prävention – so wirkungslos bleiben wie die Vorgänger-Maßnahmen: Zusätzliche Glassammelbehälter, Verkaufsauflagen für Verkaufsstände und Motivwagen, das Verbot, Gläser aus der Kneipe zu tragen, sogar der Einsatz zusätzlicher Security-Kräfte – alles wirkungslos, solange staatliche Kontrollen und empfindliche Bußgelder unterbleiben.
Und so wird auch der Beschluss des Gemeinderates am kommenden Donnerstag als halbgares Gebot daher kommen: Bitte dem Einzelhandel nicht wehtun, bitte den organisierten Narren nicht in Quere kommen. Nicht zu vergessen übrigens: Beim Glasverbot für Jugendliche am See- und Rheinufer war man nicht so rücksichtsvoll.
Autor: hpk
Meinen Fahrradreifen ist es reichlich egal, ob nun Fasnacht ist oder eine sonstige Zeit. Und es ist auch wurscht, ob hinter den Scherben ein Ho Narro, ein Auffahrunfall oder besoffene Griller stecken. Also, wenn schon, denn schon: Glasverbot generell oder gar nicht.