Das Gezerre um das Döbele geht in die nächste Runde
Nachdem mit Beat Fehlmann ein neuer Intendant für die Philharmonie gewählt, nachdem die Neubestellung des Behinderten-Beauftragten verschoben und das Glasverbot zu Fasnacht durchgewunken worden war, widmete sich der Konstanzer Gemeinderat in seiner gestrigen Sitzung einem seiner Lieblingsthemen: Dem Gezerre um die Zukunft des Döbele. Mit wieder bekanntem Ausgang: Nichts ist entschieden – es wird weiter gepuzzelt
Das Gezeter, denn als Diskussion mag man den verbalen Schlagabtausch kaum bezeichnen, dauerte von 19.45 bis 21.30 Uhr – da aber hatten die Stadträte und Stadträtinnen schon über vier Stunden lang getagt – und führte wieder zu keinem eindeutigen Ergebnis. Zwar wird es erneut einen Ideen-Wettbewerb zur Neugestaltung der größten innerstädtischen Freifläche im Konstanzer Stadtgebiet geben, doch es wird kein europaweiter Wettbewerb sein und er wird von Planungen für die Uferfläche von Klein Venedig abgekoppelt: Eine erste Abstimmungsniederlage für den neuen Oberbürgermeister Burchardt.
Kritik für das aktive Nichtstun
Doch der Reihe nach: Wie seemoz erst vor drei Tagen berichtete, hatte die Stadtverwaltung den internationalen Europan-Wettbewerb ausersehen, um neue Vorschläge zur städtebaulichen Nutzung von Döbele und Klein Venedig zu erhalten. Der Widerstand gegen dieses Vorhaben im Gemeinderat war einhellig: Er reichte vom vollständigen Verzicht auf diesen 80 000 Euro teuren Wettbewerb (LLK-Stadtrat Holger Reile: „Das ist eine Kapitulation vor der Aufgabe für den Gemeinderat, das Döbele zügig für bezahlbaren Wohnraum zu nutzen“) über den Vorschlag, Planungsaufträge für Döbele und Klein Venedig getrennt zu vergeben (da waren sich ausnahmsweise CDU und SPD einig, wobei Jürgen Leipold (SPD) nicht vergaß, die Stadtverwaltung für ihr jahrelanges „aktives Nichtstun“ zu kritisieren) bis hin zum Vorschlag von Eberhard Roth (UFG), zügig ein temporäres Parkhaus auf dem Döbele zu installieren.
Man merkte den Stadträtinnen und Stadträten ihr schlechtes Gewissen an. Seit fast zehn Jahren streiten sie um eine vernünftige Nutzung des Döbele-Platzes, ohne die Patt-Situation auflösen zu können. Die bürgerlichen Fraktionen werben für mehr Parkplätze auf diesem Areal, die grün-rosa-roten Abgeordneten eher für eine Wohnraum-Lösung. Dabei ist jedem der 40 Gemeinderäte klar: Die Bürger erwarten eine flotte Lösung, die stetige Streiterei nervt nur. Selbst der Auftritt von Heinz Theus, Leiter der Kreuzlinger Bauverwaltung, mochte die Gemüter nicht beruhigen.
Der OB wurde überstimmt
Nach einer Sitzungspause fanden sich die gemeinderätlichen Streithähne doch noch zusammen. SPD und CDU verzichteten auf ihre unterschiedlichen Auslegungen von „Ideenwettbewerb“ und „städtebaulichen Wettbewerb“, die FGL-Forderung nach frühzeitlicher Bürgerbeteiligung wurde aufgenommen, eine Beteiligung am Europan-Wettbewerb – aber nur für Klein Venedig – wurde der Segen erteilt. Einem letzten Plädoyer von Uli Burchardt für die Vorlage der Stadtverwaltung wurde eine Absage erteilt. Mit 33 Ja-Stimmen zu sieben Nein-Stimmen votierte der Gemeindeart für diese Lösung, wobei – Überraschung – die FGL-Fraktion mal wieder einhellig abstimmte.
Und wenn Sie dieser informative Bericht dennoch verwirrt haben sollte, was weniger dem Schreiber und mehr dem Diskussionsverlauf geschuldet sein dürfte – hier das Ergebnis noch einmal im Klartext: Die Stadt Konstanz beteiligt sich am Europan-Ideenwettbewerb und erhofft sich kreative Lösungsansätze für eine zukunftsfähige Nutzung des Klein-Venedig-Areals; gleichzeitig wird ein Architekten-Wettbewerb für das Döbele ausgeschrieben – mit Vorschlägen beider Wettbewerbe ist nicht vor 2014 zu rechnen. Übrigens: Über die Kosten für dieses Doppel-Ausschreiben wurde nicht gesprochen.
Autor: hpk
Klein-Venedig – Baden streng verboten – Grillen erlaubt !
Warum eigentlich? Auf der Internetseite der kommunalen Verwaltung steht lapidar: „Die Stadt Konstanz ist für die Erkundung und Sanierung kommunaler Altlasten zuständig. Aktuell wird die Sanierung der ehemaligen Deponie Klein-Venedig durchgeführt.“
Anlässlich der grünen Bodenseekonferenz im Juni 2012 überreichte Claudia Roth zum Abschied und zum Dank ein großes Speckbrettchen an Ex-OB Horst Frank. Hernach wurde international über die alemannische Heimat philosophiert – Ernst Bloch, der am sauberen Neckar wohnte, wurde redlich mit dem Begriff Innere Heimat bemüht. Ja mit Speck fängt man Mäuse.
Aber nun nahe der Zeitenwände herrscht unternehmerische Aufbruchstimmung. Der Ratssaal war bis auf den letzten Platz gefüllt, denn ein smarter Dampfplauderer stellte sich als rigider Symphoniker vor. Der Jahres-Behindertenbericht wurde verschoben – er liest sich eh schon literarisch erstklassig.
Konstanz braucht dringend neue Ideen, die vom verschmutzten Erdreich und Gewässer ablenken.
Que fäire? Was tun? Das Management empfiehlt Wettbewerbe – und einer kommt Europan-mässig durch – der andere – das Döbele – bleibt jedoch verortet. An der Grenze fängt Uli die Bürgerinnen eben im großen Stil.
Die Einführungsrede des Herrn Fehlmann dürfte klar gemacht haben, dass seine Amtszeit erneut ein Konzerthaus auf Klein-Venedig auf die Tagesordnung bringen wird. Da passt einfach alles zusammen. Und die konkurrierenden Statdplanungs-Architekten bei diesem Wettbewerb wissen natürlich auch, was die bürgerliche Mehrheit (inkl. Grüne) erwartet.
Ausgewählt und teuer belohnt werden wird schließlich der Vorschlag, der den Jahrhunderttraum der Gestopften, für viel Geld, vortragen und umsetzen wird.