Das Ränkespiel von Minister Ramsauer

Am heutigen Montag trifft sich Bundesverkehrsminister Ramsauer mit Landräten, Abgeordneten und sogar interessierten Bürgern aus dem Kreis Konstanz, um über den viel kritisierten Staatsvertrag der Flugverbindungen zum Airport Zürich/Kloten zu diskutieren. Im Vorfeld gab es eine Informationsveranstaltung der Bürgerinitiative, am Wochenende gibt es eine Bürger-Information

Die Sitzplätze im Lesesaal des Litzelstetter Rathauses reichten nicht aus, um die über 100 Zuhörer zur Informationsveranstaltung über das Thema „Fluglärm“ unterzubringen. Die landkreisweite Bürgerinitiative „Fluglärm weg!“ hatte eingeladen, um aus ihrer Sicht über die möglichen Folgen des von Bundesverkehrsminister Ramsauer und der Schweizer Bundesrätin Doris Leuthard ausgehandelten Staatsvertrages für die Bodenseeregion zu referieren.

Vielen Anwesenden wurde an letzten Freitagabend erst bewusst, dass die Problematik künftig auch für die Bodanrückgemeinden samt Konstanzer Vororte von größerer Bedeutung werden dürfte als bisher. Das Ehepaar Stroscher von der Bürgerinitiative konnte umfangreiches Faktenmaterial vorlegen, das beachtliche Klarstellungen brachte.

Insbesondere die durch die Vereinbarung vorgesehene Absenkung der Flughöhe von Maschinen nach und aus Richtung Zürich-Kloten um bis zu 1 200 Meter von derzeit über drei Kilometern dürfte erhebliche Auswirkungen haben. Gleichzeitig wurde zwar der deutschen Seite das Zugeständnis zur Einhaltung der Sperrzeiten gemacht, eine Erhöhung der Zahl an Flugbewegungen von 80 000 auf bis zu 120 000 wurde vom Schweizerischen Bundesamt für Zivilluftfahrt jedoch bestätigt.

Die Karten und Simulationen gehen davon aus, dass dies auch Konsequenzen für Flugschneisen hat, die über den Bodanrück und westlichen Bodensee führen. Insbesondere die Unsicherheiten im Bezug auf den „gekropften Nordanflug“ und der Wunsch nach Entlastung des Schweizer Staatsgebietes bringen für die Bundesrepublik und die Bürger am Hochrhein, Schwarzwald und Bodensee noch nicht vorhersehbare Folgen.

Schon heute leidet in vielen Regionen der Tourismus unter dem Lärm: Nicht selten sind es Geräuschpegel über 45 dB, die zu einer erheblichen Einschränkung der Lebensqualität führen. Unter dem Gesichtspunkt, dass Litzelstetten als Erholungsort Auflagen in dieser Hinsicht zu erfüllen hat, birgt die Thematik nochmals eine besondere Brisanz. Denn immerhin sind neben den bislang bestätigten Szenarien noch viele weitere möglich – Verkehrsminister Ramsauer habe immer wieder Sachlagen dementiert, die aus der Schweiz gleichzeitig bestätigt wurden.

In seinem  Begrüßungswort hatte Ortsvorsteher Heribert Baumann deshalb auch nochmals darauf hingewiesen, die Debatte ernst zu nehmen. Er sei dankbar für die große Nachfrage an diesem Abend und die überaus professionelle und gelungene Veranstaltung, betonte er im Nachhinein. Auch unter den Zuhörern wurde vielen anhand der deutlichen Darlegungen der Bürgerinitiative bewusst, dass man im hiesigen Umfeld künftig stärker in den Fokus rücke als bisher. Nicht nur die vielen Routen, die den Bodanrück auf den Karten schmückten, bereiteten Sorgen.

Am Freitag, 30.11.2012, wird Landrat Frank Hämmerle, frisch von Gesprächen mit dem Bundesverkehrsminister kommend, die Bevölkerung im Konzil über den aktuellen Stand informieren. Beginn ist um 19 Uhr. Die Petition der Bürgerinitiative lässt sich unter www.fluglaerm-weg.de unterschreiben.

Autor: Dennis Riehle