Was geht uns der „Fluglärm“ an?
In Friedrichshafen fliegen die Düsenflugzeuge nach dem Start in Tieffliegerhöhe (ca. 300 m) über die Wohngebiete, der Flughafen Zürich ist in der dicht besiedelten Agglomeration, auf der Schwäbischen Alb fliegen Düsenjäger der Bundeswehr im Tiefflug über die Dörfer und die Wanderheime hinweg – und Konstanz diskutiert über „Fluglärm“. Was ist hier eigentlich los? Ist das noch Sommerloch oder was?
Hören wir einmal genau hin, welche Geräusche tatsächlich in Konstanz vom Himmel kommen: Ein oder zweimal am Tag (im Sommer) fliegt der Zeppelin NT über die Stadt – der charakteristische Sound des Motors ist gut zu hören. Im Industriegebiet und in Wollmatingen hört man die kleinen Flieger starten und landen. Und ab und zu, wenn man nicht an einer vielbefahrenen Straße ist, hört man tatsächlich ein Flugzeug hoch oben, vielleicht so laut wie ein Seehas in 100 Meter Entfernung. Und deswegen so ein Aufstand? Was für eine glückliche Stadt, die keine anderen Probleme hat, als Flugzeuge, die ab und zu in drei bis vier Kilometer Höhe am Himmel fliegen!
Natürlich ist Konstanz nicht isoliert an „Badens letztem Zipfele“, wie die Konstanzer so kokett sagen. Der Landkreis Konstanz geht ja weit nach Westen, und Gemeinden wie Gailingen und Gottmadingen sind etwa auf halber Strecke zwischen Konstanz und den am stärksten betroffenen deutschen Orten im Klettgau. Die Leute dort brauchen politische Unterstützung, damit sich der Fluglärm dort nicht so konzentriert. Aber sie werden heimlich darüber lachen, wenn sie von unseren „Fluglärm-Problemen“ hören.
Und was ist jetzt das aktuelle Problem mit dem Staatsvertrag? Nach dem aktuellen Stand sollen mehr Flugzeuge über den westlichen Bodensee fliegen, und sie sollen bis zu ein Drittel tiefer fliegen, also etwa statt 3600 Meter nur noch 2400 Meter hoch. Das ist zwar deutlich lauter, aber immer noch kein Fluglärm, wie es die Anlieger eines Großflughafens (Flughäfen Frankfurt, Hamburg, Berlin u.a.) haben, sondern halt hörbare Flugzeuggeräusche.
Wo die Parteien so einmütig dastehen, gibt es auch aus den Medien kaum Bedenken. Nur im SÜDKURIER konnte man im Kleingedruckten Informationen sehen, die auf den Boden der Tatsachen zurückführen: Am 9. November gab es innerhalb des großen Artikels (1 ½ Seiten) eine kleine Karte der Flugverläufe und -höhen. In grün und blau über 2700 Meter, in rot die Einflugschneisen im Klettgau, zwischen Schaffhausen und Waldshut – dort kann man mit Recht von „Fluglärm“ sprechen. Zwei Tage vorher hatte der Anzeiger aus demselben Haus dazu schon eine große Titelgeschichte gemacht, in der weniger die Fakten gesprochen haben. Da wurde ein Mitglied der Litzelstetter Bürgerinitiative so zitiert: „Wenn die Flieger erstmal über das eigene Haus donnern, wird den Menschen die Problematik bewusst.“
Bürger, passt auf, dass die Fernsehantennen auf Euren Dächern nicht von den Fahrwerken der Flugzeuge abgerissen werden! Gut, die Litzelstetter sind schon etwas mehr betroffen, die höheren Wohnlagen stehen fast 100 Meter höher als die Niederburg – und vielleicht sind sie auch etwas empfindlicher.
Was könnte dann der eigentliche Grund für den Konflikt sein, wenn der Fluglärm nicht wirklich ein Problem ist? Die meisten politischen Konflikte kann man entweder ökonomisch oder psychologisch erklären, und im Fall der deutsch-schweizerischen Beziehungen trifft wohl beides zu. Um entsprechenden Kritiken vorzubeugen: Es gibt im Süden Baden-Württembergs tatsächlich Landschaften, die vom Fluglärm betroffen sind. Aber in Konstanz? Jammern auf hohem Niveau …
Autor: Patrick Brauns
Wir fordern einen Tunnel für die B33!
@Jaqueline: vor solchen Behauptungen bitte flightradar24.com benutzen, um die reale Höhe des Flugzeugs herauszufinden – Du wirst staunen. 1000 m Flughöhe, aber hallo – der ist dann ja fast in Deinem Vor- (oder Dach-?)garten. 1000 m, das ist FL 30, das haben die über der Autobahn kurz vor der Landung (bei Südanflug).
Hier auf dem westlichen Bedanrück können wir auf sehr hohem Niveau jammern – man hört die Flugzeuge, und ggf. stören sie auch etwas. Schlimmer sind Hubschrauber über der Stadt (kommt immer öfter vor), und sicher ist die Lage in der Region WT wirklich eine ganz andere. Aber hier… naja. Jedes Quad oder Motorrad ist schlimmer, auch wenn es hunderte von Metern entfernt ist.
…Tomaten auf den Ohren ???
….auf etwa 1.000 m Flughöhe gesehen???
@Jaqueline, auch Tomaten auf den Ohren oder nur gesehen? Es soll Leute geben, die immer den Kopf oben haben um endlich mal ein Flugzeug zu sehen um es zu „hören“. War wohl ein Luftballon.
hat Herr Brauns immer noch Tomaten auf den Ohren ???
gestern haben wir zwei große „Donnervögel“ auf etwa 1.000 m Flughöhe gesehen. so tief habe ich die noch nie gesehen. richtig nah.
es wird also weiter versucht uns schleichend u. unterschwellig an die neue „Situation“ zu gewöhnen.
Zum Kommentar von Herrn Patrick Brauns:
In einer Demokratie gibt es freie Meinungsäußerungen. Genauso haben die Leser die Möglichkeit, diese zu kommentieren und einseitige Betrachtungen ins richtige Licht zu rücken.
Ich frage mich deshalb, wie viel Wissen Herr Brauns zu diesem Thema hat. Folgende Fragen stellen sich mir.
•Bei dem Staatsvertrag geht es um die „zukünftige“ Belastung und nicht um den Status Quo.
•Hat Herr Brauns den Staatsvertrag mit der CH gelesen? Vermutlich nein, sonst würde er sowas auch nicht schreiben. Der Staatsvertrag kann unter der Homepage der Bürgerinitiative http://www.fluglaerm-weg.de eingesehen werden.
•Wenn Herr Brauns den Staatsvertrag gelesen hat, hat er ihn auch verstanden? Vermutlich Nein. Zwischen Lesen und Verstehen gibt es einen Unterschied.
Hier ein paar Eckdaten des Staatsvertrages:
•Absenkung der Flughöhe von 3.600 m auf 2.400 m über 0. Bei Absenkung von Flughöhen ist es logisch, dass der Lärm größer und nicht geringer wird. Dies sind übrigens die einzigen Fakten im Staatsvertrag, sonst ist alles sehr rhetorisch und wachsweich geschrieben. In der CH wird der Staatsvertrag anders interpretiert als in D.
•Die Ostanflüge werden nicht beschrieben. Ostanflüge können über die CH aber auch über D erfolgen und sie werden über D erfolgen, wenn der Vertrag keine eindeutigen Fakten nennt, denn die Schweizer Skyguide übernimmt das Anflugreglement.
•In dem neuen Anflugreglement wird der Süden von Zürich, also da wo die Reichen und Schönen wohnen, vollständig herausgenommen. Interessant, nicht wahr? Ein Schelm, der da Böses denkt.
•Es wurde keine „Nachtruhe“ im Vertrag vereinbart.
•Die Haftungsfrage bei Flugunfällen wurde nicht behandelt. Man denke an Überlingen, die Flugüberwachung übernimmt die „Schweizer Skyguide“
•Und noch vieles mehr, alles im Staatsvertrag nachzulesen unter http://www.fluglaerm-weg.de.
Bisher laufen schon 78% der Anflüge über D, 14% über die Ostanflüge und 8% vom Süden von Zürich, nachzulesen im Geschäftsbericht des Flughafens Zürich. Wie gesagt bisher. Zukünftig sind Anflüge von Süden von Zürich nicht mehr vorgesehen.
Die Schweizer Luft-Sicherheitsüberwachung (CASO) hat eindeutig festgestellt, dass Südanflüge sicherer sind als Nordanflüge, und dann wird noch berichtet, dass Ramsauer und Leuthard beim Schweizer Lobbyisten Spuhler (liefert auch Eisenbahnfahrzeuge nach D, nachzulesen im Südkurier vom 9.12.12) sich zu einem „Abendessen“ (oder informellen Kreis??) im Thurgau getroffen haben. Seltsam, mit Schweizer Lobbyisten redet Ramsauer, aber seinen eigenen Wähler und seinem Volk verwehrt er Gespräche, ja er beschimpft diese http://www.drs.ch/www/de/drs/sendungen/echo-der-zeit/2646.bt10246358.html.
Auch die Schweizer Politiker gehen recht ruppig gegen unser Land und unseren Kommunalpolitiker vor. Uli Maurer droht mit Krieg und Frau Leuthard beschimpft den Landrat Bollacher als Taliban.http://www.tagesschau.sf.tv/Nachrichten/Archiv/2011/11/09/Schweiz/Fluglaermstreit-Muss-die-Schweiz-Ende-Jahr-klein-beigeben?WT.zugang=front_top4
Außerdem gibt es ein Völkerrecht und das besagt, dass jedes Land seine Belastungen selbst zu tragen hat. Kann das Land die Belastungen nicht tragen, dann kann es das Nachbarland wegen einer Teilübernahme dazu „FRAGEN“ Die Schweiz könnte übrigens den vollständigen Flugverkehr über eigenes Territorium abwickeln. Es wurde auch gerichtlich festgestellt, dass die DVO, die uns minimal Entlastung bringt, rechtmäßig ist. Die bisher eingereichten Klagen der CH wurden in dieser Sache alle abgewiesen.
Die Spannungen zwischen den Grenzen werden durch die Politiker beider Seiten verursacht.
Ich stelle fest, dass die CH Politiker die besseren „Verhandler“ waren, entsprechendes Fachpersonal war bei den Verhandlungen dabei. Auf deutscher Seite waren nur Bürokraten anwesend, denen die Fachkompetenz abzusprechen ist. Klar, wenn ich auf der anderen Seite des Rheins wohnen würde, wäre ich mit dem Abschluss des Staatsvertrages auch zufrieden.
Eine Empfehlung an Herrn Brauns: die Bürgerinitiativen Waldshut, Schwarzwald-Baar und Konstanz geben Ihnen gerne Nachhilfe bei der Analyse des Staatsvertrages, auch zu den aktuellen Fakten und Daten. Ich finde es für unsere Gesellschaft sehr bereichernd, wenn uneigennützige Bürgerinitiativen sich für das Gemeinwohl einer Gesellschaft einsetzen. Auch Sie sind herzlich dazu eingeladen.
Etwas zum Emotionalen.
Ich finde es unerträglich, dass ein fremder Staat über einen anderen Staat bestimmen will. Wir „Südbadener“ gehören zu D und nicht zur CH. Wir brauchen von der CH keine Belehrungen, was wir zu tun oder zu lassen haben.
Ich finde es unerträglich, dass unser Volksvertreter Ramsauer sich mehr für die CH-Interessen einsetzt und uns beschimpft, wenn wir ihn auf den unterirdisch schlechten Staatsvertrag hinweisen.
Sind die Schweizer Politiker „Rosinenpicker?“
Denke ich an das Steuerabkommen, in dem sich die deutschen Steuerbetrüger hätten freikaufen können. Diese haben vorsätzlich den dt. Staat betrogen, also auch Sie Herr Brauns.
Denke ich an den Landkauf der Schweizer Landwirte, diese können die Produkte ohne Aufpreis in die CH einführen, aber die deutschen Landwirte müssen MwSt. dafür bezahlen.
Denke ich an die Taxifahrten aus Südbaden. Kein deutsches Taxi darf Fahrgäste am Flughafen Zürich befördern.
Denke ich an die Handwerker, diese müssen Kaution hinterlegen, wenn sie Aufträge in der CH ausführen wollen.
Denke ich an das Atomendlager in Grenznähe, kein Mitspracherecht auf D-Seite.
Ja, die CH-Politiker bestimmen. Und wir? Haben wir der CH nur noch zu gehorchen?
Wenn das, was über uns lärmt, nach CH-Interpretation kein Fluglärm ist, weshalb behält die CH den „guten“ Fluglärm in ihrem eigen Land nicht selbst? Alles Nachteilige wird nach D abgeschoben, oder es werden Bestimmungen erlassen, die D benachteiligen oder diskriminieren? Das ist Rosinenpickerei.
Das ist keine Nachbarschaft.
Wie taub muss man eigentlich sein, dass man den Fluglärm, der sich seit 2003 mindestens verfünfacht hat, über Konstanz nicht hört?? Teilweise alle 5-10 Minuten wird Konstanz überflogen.
Meine kleine Tochter fragt Samstag morgen gegen 7 Uhr (bei geschlossenen (neuen) Fenstern), ob das Müllauto vorbeikommt!
Man muss sich nur mal Flugradar und Höhen vom Flughafen Zürich anschauen, um zu sehen, dass es eine dramatische Zunahme in den letzten 10 Jahren gegeben hat. Und diese soll noch getopt werden …
Natürlich gibt es Zusammenhänge mit dem Überlinger Flugzeugunglück. Sky Guide ist in allen Fällen für die Flugsicherung verantwortlich. Damit stellte sich das Sicherheitsproblem neu und das in verschärfter Form. Mein Hinweis war nur, dass es wohl seitens interessierter Seite gelungen ist, politischen Dampf aus dem Thema herauszunehmen. Das zeigt auch, wie schwer es für eine Bürgerinitiative ist, ein Thema inhaltlich zu bestimmen und dabei entscheidend zu punkten.Die jetzige Debatte führt auch schon wieder in diese Richtung.
Ich denke lieber Hans-Paul, das das Unglück von Überlingen nichts mit den Flugbewegungen zu tun hat. Keine der beiden Maschinen hatte etwas unmittelbar mit dem Flughafen Kloten zu tun.
Weiterhin möchte ich dir die Frage ernsthaft stellen, wer mich für meinen Beitrag und meine persönliche Meinung bestochen hat. Also wer hat mir gegenüber Lobbyarbeit geleistet. Du nimmst das Wort leichtfertig in den Mund, ohne zu wissen um was es sich handelt. Ich empfehle dir Google zur Wissenserweiterung oder einfach mal dieses kurze Video vom NDR: http://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/extra_3/videos/extra2643.html anzusehen.
Ich habe die Frage gestellt: Welche exakten Messwerte es gibt und wo kann ich sie einsehen? Nicht einmal das vorhandene Geräusch-/Lärmpegel-Protokoll von (Hinterwaldhofen) Nenzingen ist für mich einsehbar. Die Einsicht wird mir zwar nicht verweigert, aber das Protokoll ist eben gerade nicht greifbar. Das ist die Wahrheit.
Die Wahrheit ist aber auch das Lärm in einem logarithmischen Maßstab gemessen wird. Dabei sind 65 dB(A) (über dem Rauschen) die maximale Dauerbelastung für Mensch und Tier. Nachlesen in http://de.wikipedia.org/wiki/Lärm Eine Halbierung des Geräuschpegels bewirkt eine Abnahme des Meßwertes von -3 dB(A), ebenso eine Verdopplung des Pegels bei gemessenen +3 dB(A).
Daraus kannst du entnehmen, das es sich hier alles um relative Werte handelt und das Minus 10 dB(A) einen Schalldruckpegel von lediglich 5% des Wertes von 65 dB(A) bewirkt.
Wenn jetzt jemand weiter oben von 50 dB schreibt, unterstelle ich mal, das er dB(A) meint. 50dB(A) sind aber nur annähernd 1% des Wertes, der für den Menschen schädigend ist. Wenn aber unser Bürgermeister verkündet das die Messwerte des Glockenläutens etwas höher als gesetzlich erlaubt sind, dann können es durchaus 3-6dB(A) sein. Das entspräche etwa dem Wert an einer stark befahrenen Strasse und damit das doppelte bis 10fache des gesetzlich zulässigen. Soweit die Erläuterung.
In der Praxis ist dies bekannt: http://tinyurl.com/c6htuuy Wenn ich also schrieb, das man in geschlossenen Räumen nicht mehr den RF+TV-Sendungen folgen oder Telefongespräche führen konnte, dann zeigt es das der erzeugte Lärm von Kirchenglocken ungleich höher ist, als das Geräusch eines im Sinkflug befindlichen Verkehrsflugzeuges.
Ich kann mich nicht ein einziges Mal daran erinnern, das dieses Geräusch derart intensiv war, das ich bei einem Gespräch im Freien die Stimme heben musste, beim Läuten der Glocken auf dem Nachbargrundstück ist jedoch kein Gespräch mehr möglich. Da kann man sich nicht einmal mehr anschreien. Hast du das verstanden?
Aus dem Grund sind die oben genannten und angeblich gemessenen 50dB(A) abwegig (mild ausgedrückt) und sollen nur bei der Diskussion beeindrucken. Mir ist bekannt, das diese Fluglärm-Diskussion im Kreis WT schon seit 10 Jahren überwiegend von nationalistischen Kreisen, die dort stark vertreten sind, geführt wird. Das Motto lautete dabei: „Die Schweizer entsorgen ihren Fluglärm in Deutschland“. Die Lokalpresse stellte in ihrer Community sogar großzügig ein eigenes spezielles Forum zur Verfügung.
Es wird völlig missachtet, das 15% aller in Kloten landenden Flugzeuge deutscher Nationalität sind und 10% der Passagier aus unserer Region kommen. Kloten ist der nächstliegende internationale Fernflughafen für den Raum WT und KN. Der Flughafen in FN ist nur ein Witz.
Die meisten meiner Verwandten und Freunde möchten Kloten nicht missen. Wenn du diesen Flughafen nicht nutzt, dann bleibt das dir überlassen. Ebenso bleibt dir überlassen vom Bodenseeraum mit der Bahn nach Stuttgart zu fahren. Kloten dient uns der Verkürzung der Reisezeit und damit auch der Ersparnis von Geld.
Bevor du dich lieber Hans-Paul für etwas einsetzt und engagierst, solltest du dich über Sinn und Unsinn allseitig kundig machen.
Ach ja, am 21.12. geht die Welt unter. Dann ist eh alles vorbei. Macht euch noch ein paar schöne Tage.
Wer in diesem Land als Bürgerinitiative etwas bewegen will, darf nicht den kleinsten Fehler machen, sonst wird er ihm stets um die Ohren gehauen. Die Gruppe um Frau Stroscher hat früh erkannt, dass der Begriff „Fluglärm“ problematisch war, weil nicht überall etwas zu hören ist – und nicht alle Zeitgenossen unbedingt gut hören,was auch so mancher Blog beweist. Der Verdienst der Initiatoren war und ist, die Häufigkeit der Flugbewegungen der Öffentlichkeit zu verdeutlichen. Aber erst jetzt in einer zweiten Rund kommt der Lohn.Ich habe geglaubt, dass der damalige Flugzeugabsturz über Überlingen vieles in der öffentlichen Meinung ändern würde.Irgendjemand hat aber gute Lobby-Arbeit gemacht, um das zu verhindern.Und es sind auch nicht unbedingt die Topjournalisten, die sich hier ins Zeug gelegt hätten, um vorsichtig zu bleiben: knapp daneben ist eben auch am Ziel vorbei!Und so gerät ein nicht nur für uns am See wichtiges Thema in die politische Routine-Arbeit.So kann man doch an diesem Beispiel lernen, wie eine wichtige Initiative erfolglos bleiben kann.
Schön, dass die Diskussion über Lärmbelästigung hier auch ein bisschen breiter geführt und nicht auf die von Kloten ausgehenden Belästigungen reduziert wird.
– Der „Sport“- oder auch Geschäftsverkehrslärm ist allerdings nicht nur, wie oben behauptet, in Wollmatingen/Industriegebiet hörbar, auch Hubschrauberflüge wurden häufiger.
– Den unnötigen Motorboot-Lärm kennt auch jeder, der ohne Ohrhörer am Ufer spazieren oder sich am Hörnle ausstrecken möchte.
– Unübertroffen an der Spitze sind die Zwei- oder mehrrädigen Motorfahrzeuge, willkürlich verschärft durch gesetzwidriges Hupen.
– Dazu kommt noch: Dauergedudel in nahezu allen Geschäften und Kneipen, Hundegebell, Zwangsbeschallung durch Musikgeräte/Fernseher und ähnliches.
Patrick Brauns Sie schreiben mir von der Seele, denn Ihr Beitrag schildert, was ich schon lange denke, wenn ich vom Fluglärm über Konstanz höre. Da dachte ich schon, dass nun auch bei mir die Altersschwerhörigkeit begonnen hat und ich diese „Hörprobleme“ lieber verdrängen sollte. Nach dem ich Ihren Artikel gelesen habe, freue ich mich sehr, dass dies doch nicht der Fall ist.
Danke, Sie haben mich wieder hörbar werden lassen.
Hinterwäldler, ich nenne das „Uhrzeit-Spam“, oder gerne auch „Urzeit-Spam“.
Du fragst was hier los sei? Hier haben sich sogar ein paar rosarote Bundespolitiker widerspruchslos vor den schwarzbraunen nationalistischen Karren spannen lassen. Das ist los.
Sie haben dabei völlig missachtet, das Kloten der nächstliegende internationale Fernflughafen ist und dieser oft von den deutschen Bundespolitikern benutzt wird, alldieweil eine Bahn- oder Autoreise von Berlin in unsere Region zur Weltreise wird. Auch Dank der Bundesbahn, die den Bodensee abgehangen hat und ihre Züge hier auf dem Niveau der Schwäbchen Eisenbahne rangieren lässt. Der einzige grüne (und von mir gewählte) Bundespolitiker hat sein Mandat abgegeben.
Hinterwaldhofen (Nenzingen) liegt auf halben Weg zwischen KN und dem unter Lärm ächzenden Gottmatingen und Gailingen. Ich müsste also auch schwer betroffen sein. Sorry, aber wenn ich Fluglärm höre, so stammt der in erste Linie von den privaten Reiseflugzeugen der oberen 10.000, die in Konstanz oder Stahringen starten und landen oder vom Heli der Bundespolizei.
Richtig gesehen bin ich auch von Lärm betroffen. Nein nicht vom Fluglärm der in 3.000m Höhe sich im Sinkflug befindlichen Reisejets, sondern aus dem Nachbargrundstück mit seinem höllischen Glockenlärm. Selbst die Landesumweltbehörde tut nichts dagegen und hat sogar vor paar Jahren für den von den Kirchen ausgehenden Lärm die Eigenschaft „sozialadäquat“ erfunden. Sie will damit zum Ausdruck bringen, das wir diese Art schmerzhaften und krank machenden Lärm ertragen und erdulden müssen. Ihr Antwortschreiben habe ich noch jetzt im Aktenfach meines Schreibtisches liegen.
Als der Gemeinderat vor ein paar Jahren der Kirche eine Quarzuhr spendierte, wurden die täglichen Glockenschläge von 3.500 aus Dankbarkeit für diese milde Spende auf 4.500 erhöht. Proteste der Anlieger wurden abgeschmettert. Ja man wisse das der Lärm höher ist, als es die gesetzlichen Vorschriften es zulassen, aber es ist ja nicht so schlimm und wir könnten ja auch noch ausziehen.
Im vergangenen Sommer haben wir unsere Fenster auf eigene Kosten mit Dreifachverglasung versehen lassen. Jetzt erst ist es uns möglich auch, in den Minuten des Glockenlärms ungestört dem RF- und TV-Programmen zu folgen und Telefonate entgegen zu nehmen.
Ich würde die Diskussion um den Fluglärm akzeptieren, wenn er mit objektiven Messwerten belegt werden könnte. Leider ist er nicht belegt. Keiner der Beschwerdeführer hat uns Vergleichswerte vorgelegt. Und wenn sie existieren, dann sind sie gerade nicht greifbar. So wie in Hinterwaldhofen.
Und jetzt kommen paar nationalistisch gefärbte Leuts und behaupten das der vom 50 km entfernten Kloten ausgehende Fluglärm unerträglich sei. Die mildeste Frage die mir dazu einfällt ist: An welchem Dorfkrug-Stammtisch haben diese Menschen ihren Verstand gelassen?
Ein lärmfreies Wochenende
wünscht der Hinterwäldler
Doch, es gibt tatsächlich eine Sicherheit: der Konstanzer Flugplatz.
Er ist nämlich nicht nur eine Wiese für Sportpiloten, sondern ist als Verkehrslandeplatz eine Infrastruktureinrichtung des Landes (das sind nur ganz wenige Flugplätze).
Und damit „muss“ der Himmel (zumindest der untere Teil davon) über Konstanz für den Flugplatz frei bleiben – das ist unser Glück.
Sehr geehrter Herr Brauns,
nun, ich verstehe auf der einen Seite Ihre Irritation. Selbstverständlich ist die derzeitige Debatte auch ein Stück weit „Wohlstandsdiskussion“. Denn natürlich wird man am Frankfurter Flughafen wenig Verständnis für die „lärmgeplagten“ Südbadener am Bodensee haben. Doch kennen wir so etwas nicht auch aus vielen anderen Themenbereichen? Manchmal meine ich, Konstanz und der gesamte Landkreis scheinen wenig ernsthafte Probleme zu haben; solche, die anderswo tatsächlich existenziell sind, gibt es hier kaum – oder man redet sie ob der insgesamt nicht allzu schlechten wirtschaftlich-sozialen Lage klein. Hier beschwert man sich über schief stehende Dachziegel, hochgewachsene Sträucher und fehlenden Blumenschmuck. Daher ist Ihre Verwunderung sicherlich richtig, aber Sie beschreiben kein neues Phänomen.
Gleichsam würde ich in der Argumentation durchaus auch darauf verzichten, stetig Vergleiche heranzuziehen. Das macht die Faktenlage nicht anders – und ist ein Stück weit Ausweichmanöver.
Ich gebe zu: Heute habe auch ich noch kein Problem mit Fluglärm. Das, was sie aber mit lapidar einem Drittel an Flughöhenreduzierung darstellen, ist nicht so leichtfertig einzustufen, wie Sie vielleicht denken. Konstanz und Umgebung kämen damit in etwas auf ein Lautstärkeniveau, das am Hochrhein vielerorts heute schon herrscht, also eine Belästigung von über 45 dB. Die unregulierte Zahl an An- und Abflügen über Schneisen, die direkt über Wohngebiete gehen, bringen zudem deutlich mehr Flugbewegungen als bisher.
Zweifelsohne ist auch richtig: Möglicherweise bricht sich hier auch eine allgemeine Unzufriedenheit, Neid oder Verärgerung Bahn: Das deutsch-schweizerische Verhältnis ist an der Basis sicher nicht schlecht; grüne Ausfuhrzettel, hoher Wohlstand, Steuervorteile und ein manchmal doch durchaus egozentrisches Auftreten der Nachbarn tragen aber ebenso nicht unbedingt zu mehr Sympathie bei. Und dass sich die deutsche Regierung über den Tisch hat ziehen lassen, als sie den Vertrag im Eilverfahren aushandelte, gilt zugleich sicher auch als „gefundenes Fressen“ für Koalitionskritiker, Politikverdrossene und „Die da oben, wir da unten“-Anhänger. Deshalb mag sich auch im Fluglärm-Streit generelle Unzufriedenheit und Unmut zeigen.
Letztlich bleibt der „Fluglärm“ aber auch deshalb ein brisantes Thema, weil offenkundig die, die viel Geld haben (beispielsweise an der „Goldküste“ des Zürichsees) verschont bleiben – weniger zahlkräftige Bürger aber Lärm erdulden sollen. Diese soziale Frage bringt uns zu einem gesellschaftlichen Kernthema: Können sich Reiche alles erlauben?
Grüße
Dennis Riehle
Im Großen und Ganzen richtig, beim abendlichen Spaziergang z.B. in der Nähe von Allensbach, wenn der normale Lärmpegel der Stadt wegfällt, hört man die Flugzeuge allerdings deutlich und häufig, vor allem bei hoher Luftfeuchtigkeit. Abgesehen davon geht es uns hier sehr gut. Meine Freunde, die in Hohentengen leben, allerdings müssen einiges ertragen, nicht nur pausenlosen Lärm, sondern, zwar selten, sogar Kerosingeruch in der Luft (selbst gerochen). Die brauchen die Unterstützung von allen hier im Süden. Allein aus Solidarität ist politisches Handeln gefragt. Außerdem gibt es keine Sicherheit, dass sich die Situation im Raum Konstanz nicht in Zukunft massiv verschlechtert.