„Ein Augenblick Freiheit“
Irgendwas gemerkt? Gestern war der Tag der Menschenrechte. Gut, am 10. Dezember wird traditionell auch der Friedensnobelpreis verliehen – dieses Mal überflüssigerweise an die EU. Wie man den Tag auch anders würdigen kann, belegen alljährlich Amnesty International (ai) und das Weitwinkel-Kino in Singen. So zeigen sie heute und morgen in der Gems einen Flüchtlingsfilm aus dem Iran – eine Tragikkomödie, die über die Solidarität mit Flüchtlingen überall auf der Welt berichtet
Der iranische Regisseur Arash T. Riahi, selbst Flüchtling aus dem Iran und heute in Österreich lebend, hat sein viel gelobtes Spielfilmdebüt über eine Gruppe iranischer Flüchtlinge, das 2008 als österreichisch-französische Koproduktion entstand, dramaturgisch als Tragikomödie angelegt: Nach lebensgefährlicher Flucht aus dem Iran kommen die beiden jungen Männer Ali und Merdad, die Alis Nichte Azy und seinen Neffen Arman als politische Asylsuchende zu ihren Eltern ins österreichische Wien bringen wollen, in einem schäbigen Hotel in der türkischen Hauptstadt Ankara an.
Wie andere Emigranten warten sie dort voller Hoffnung auf Bewilligung ihrer Asylanträge für ein europäisches Land. Während sich das Ehepaar Lale und Hassan mit seinem Sohn Kian verzweifelt der Willkür und Repression der türkischen Behörden und den Bedrohungen des iranischen Geheimdiensts ausgesetzt sieht, versuchen zwei ungleiche Freunde, der junge kurdische Lebenskünstler Manu und der ältere persische Lehrer Abbas, optimistisch-humorvoll mit der Situation umzugehen. Das ersehnte Westeuropa liegt zum Greifen nah – doch nicht für alle gibt es Hoffnung auf Freiheit.
Ein Spielfilm zu einem existenziellen Sujet, der die Gradwanderung zwischen Drama und Komödie mit der Form der Tragikomödie wagt und meistert. Zur Vorführung kommt die Originalfassung des Films mit deutschen Untertiteln. Mit einer Einführung der Regionalgruppe von ai zum Thema und vom Weitwinkel-Kino zum Film. Die Filmveranstaltung findet im Saal des Kulturzentrums GEMS jeweils um 18: 30 Uhr statt. Der Eintritt beträgt 5,00 Euro. Vor und nach den Vorführungen wird die Regionalgruppe von Amnesty International Singen/Radolzell an einem Info-Tisch über seine Arbeit und laufende Kampagnen informieren und auch Petitionen zur Unterzeichnung auslegen.
Autor: PM/hpk
Ich wertschätze die Arbeit von „Amnesty International“ an sich überaus hoch. Selbst mehrere Jahre dort Mitglied, habe ich die Menschenrechtsorganisation aber verlassen, als sie begann, sich immer stärker um sich selbst zu drehen, einzelne Funktionäre mit Eigenprofilierung und recht abschätzigen Äußerungen gegen den Ehrenamtlichen und ai Inhalte vertrat, die sich nach meiner Sicht nicht mit wesentlichen Grundrechten vereinbaren lassen.
Ein Verein, der sich für Menschenrechte einbringt und keinen klaren Standpunkt zu Genitalverstümmelungen an Frauen oder zur Burka-Pflicht in muslimischen Ländern findet und zu Einschnitten in die Menschenwürde durch religiöse Rituale und Traditionen schweigt, findet, hat aus meiner Sicht ein erhebliches Problem mit seinem Selbstverständnis.
Nein, natürlich ist es auch bei ai wie in Parteien und sonstigen großen Organisationen: An der Basis sieht es oft anders aus, als es in den Führungsetagen besprochen und proklamiert wird. Daher will ich ausdrücklich auch das loben, was hier vor Ort von den regionalen Gruppen geleistet wird. Gern hätte ich mich damals auch eingebracht, der Kontakt gelang aber nicht. Umso mehr freue ich mich, dass mittlerweile offenbar viele Mitstreiter gefunden sind, die sich für solch sinnvolle Aktionen einbringen. Vielen Dank!