Pflegenotstand bei der Spitalstiftung?
Der Stadtseniorenrat schlug als erster Alarm, LLK und SPD folgten, im Januar soll es Thema im Gemeinderat werden: Es fehlen Pfleger zuhauf in den Pflegeeinrichtungen der Konstanzer Spitalstiftung. Die Lage scheint dramatisch: Offensichtlich hat der Spardruck der neuen Spitalleitung schon jetzt zu unhaltbaren Zuständen in Alters- und Pflegeheimen geführt. In den anstehenden Haushaltsberatungen wird es deshalb auch um mehr Geld für die Altenpflege gehen
In einer aktuellen Pressemitteilung fordert die Linke Liste Konstanz (LLK) Nachbesserungen bei der Finanzausstattung der Spitalstiftung. In ihrer Erklärung, die wir im Wortlaut dokumentieren, kann sich die LLK einen Seitenhieb auf die Konstanzer SPD nicht verkneifen. Wir veröffentlichen darum zum besseren Verständnis das fragliche SPD-Schreiben im Anhang:
Pressemitteilung der Linken Liste Konstanz:
Bereits Ende Oktober hat die Linke Liste Konstanz in einer Pressemitteilung auf die schwierige Situation hingewiesen, in der sich offensichtlich die Pflegeeinrichtungen der Spitalstiftung befinden. Zu wenig und zu gering qualifiziertes Personal für zu viele pflegebedürftige Menschen in den spitälischen Einrichtungen. Außerdem fehlen Unterbringungsmöglichkeiten für immer mehr ältere Menschen, die auf Hilfe angewiesen sind. Ein Gespräch, das die LLK Anfang Dezember mit einer Vertreterin des Stadtseniorenrats führte, hat diese Eindrücke bestätigt: Es fehlen mindestens 90 Pflegeplätze, es mangelt an entsprechend ausgebildetem und angemessen entlohntem Personal. Es besteht also dringender Handlungsbedarf gerade auch mit Blick auf die Haushaltsberatungen für die Jahre 2013/2014. Wir brauchen mehr Pflegeplätze und mehr qualifizierte Beschäftigte, um menschenwürdige Verhältnisse in der Altenpflege zu gewährleisten.
Darauf hat die LLK-Stadträtin Vera Hemm, übrigens als Einzige, auf der letzten Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses am 6. Dezember hingewiesen und immerhin von Oberbürgermeister Uli Burchardt die Zusage erhalten, das Thema im Januar auf die Tagesordnung des Gemeinderats zu setzen.
Die Linke Liste Konstanz freut sich immer, wenn ihre Forderungen auf fruchtbaren Boden fallen. Deshalb begrüßen wir es ausdrücklich, dass, wie aus einer Presseinformation der SPD-Fraktion vom 10. Dezember hervorgeht, auch die Konstanzer Sozialdemokraten die Probleme erkannt zu haben scheinen und sich unseren Forderungen anschließen. Die Linke Liste wirkt eben. In den kommenden Debatten um die Zukunft der Altenversorgung bei der Spitalstiftung im Gemeinderat wird sich aber nun zeigen müssen, welche Positionen bezogen werden. Für die LLK jedenfalls ist klar: Hilfsbedürftige ältere Menschen und Beschäftigte, die sie pflegen, dürfen nicht zum Opfer von Wirtschaftlichkeitserwägungen werden.
DIE LINKE Liste.Konstanz
Und hier das SPD-Schreiben im Originalton:
Sehr geehrter Herr Burgermeister,
der Stadtseniorenrat hat kurzlich dem Gemeinderat gegenüber seine Besorgnis uber die Pflegequalitat in Heimen der Spitalstiftung geäußert. Wir sollten solche Hinweise ernst nehmen, denn sie beschäftigen die Angehörigen in hohem Maße.
Anforderungen an Pflegeheime und Pflegedienste verändern sich. So leiden bis zu 60 Prozent der Heimbewohner an einer Demenz. Dies stellt neue und veränderte Aufgaben an Pflege und Betreuung, denn die Bedürfnisse der Bewohner wandeln sich stark. Das betrifft die Organisation des Alltags in den Heimen genauso wie die Frage nach der Zusammensetzung der Teams in den Pflegestationen.
Die Diskussion über Weiterentwicklung und Zukunft der Pflege ist von hohem öffentlichen Interesse. Die Spitalstiftung als der wichtigste Betreiber von Pflegeheimen in unserer Stadt muss sich daran aktiv beteiligen und dabei aufzeigen, mit welchen Strategien und Maßnahmen die Stiftung hohe Pflegequalität für die ihr anvertrauten, hilflosen Menschen unter den sich verändernden Bedingungen sicherstellen und wie sie ihr Angebot bedarfsgerecht weiter entwickeln wird.
Die SPD-Fraktion beantragt, diese Diskussion öffentlich im Gemeinderat als Stiftungsrat zu fuhren.
Mit freundlichen Grüssen
Jürgen Puchta, Fraktionsvorsitzender SPD-Fraktion im Gemeinderat der Stadt Konstanz
Die Begutachtung durch den MDK ist kein alleiniges Qualitätsstellungsmerkmal für ein Pflegeheim. Wir erinnern uns nicht zuletzt an Fälle aus den Medien, bei denen über Missstände in Heimen gesprochen wurde, die mit sehr guten und guten Bewertungen durch den Medizinischen Dienst versehen worden waren. Die Einschätzungen sind eine Momentaufnahme und können keinen umfassenden Blick auf alle Kriterien werfen, die eine erfolgreiche Pflege ausmachen.
Als Pflegelotse bin ich oft in den Heimen der Stadt Konstanz unterwegs. Insgesamt würde ich den Einrichtungen auch ein gutes Zeugnis ausstellen – wobei sich selbstverständlich auch in Konstanz bemerkbar macht, dass die personelle Besetzung und die Arbeitsbedingungen nichts unbedingt positiv entwickeln. Dies gilt insbesondere für die Heime, die vergleichsweise die günstigsten sind, und in denen Menschen untergebracht werden, die Schwierigkeiten haben, die Kosten aus ihrer eigenen Tasche aufzubringen (was künftig gängig sein wird). Noch wirkt sich dieser Personalmangel nur geringfügig auf die Pflege selbst aus – viel eher auf Zusatzangebote im Umfeld. Gleichermaßen macht sich auch in der Pflege bemerkbar: Wohnraum ist in Konstanz Mangelware – ob für Studenten oder Pflegebedürftige. Die Anzahl an Pflegeplätzen ist gerade ausreichend, aber nicht für weiter explodierende Zahlen ausgerichtet. Nachhaltigkeit fehlt.
Fakt ist aber auch: Wir wissen um den Umstand, dass die Pflegekassen bei den Stufen 1 – 3 nur höchst anteilig die Kosten für stationäre Betreuung übernehmen. Die Eigenbeteiligung ist – sofern nicht das Sozialamt einspringt – ein so weitgehender Anteil, der es kaum ermöglicht, über die Standardpflege hinaus noch individuelle Verbesserungen zu beanspruchen. Ob und in wie weit die Sätze gerecht zu dem sind, was Versicherte einbezahlt haben, ist wie auch in Kranken- und Rentenversicherung umstritten. Doch auch in der Pflegekasse sollte das Solidarprinzip vorderste Priorität haben. Deshalb werden wir uns künftig Gedanken darüber machen müssen, wie eine für möglichst viele Menschen einigermaßen kostenverträgliche, aber doch ethisch vertretbare und lebenswerte Pflege aussehen kann.
Dass die Qualität der Pflegeheime maßgeblich an ihrer personellen Ausstattung hängt, dürfte unbestritten sein. Zum Umstand, dass es ohnehin weniger werdende Fachkräfte in diesem Bereich gibt, kommt auch die Tatsache hinzu, dass die Lebenshaltungskosten in Konstanz nicht zwingend attraktiv für einen im Vergleich zum Arbeitsaufwand geringen Lohn für das Pflegepersonal der Spitalstiftung sind. Allein am demografischen Wandel und einem Fachpersonalmangel liegt es nicht immer: Die Stadt Konstanz darf sich nicht auf den guten Noten des MDK ausruhen. Viel eher liegt großer Nachholbedarf im Bereich der Lebensbedingungen für Pflegekräfte – von ansprechenden und leistbarem Wohnangebot, Vereinbarkeit von Familie und Beruf oder Bezahlung von Angestellten in Pflegeberufen.
Hinweis: Am 27. Februar 2013 lädt die Stadt zu einer breiten öffentlichen Debatte über die Situation der Pflege ein. Einbezogen werden die verschiedenen Akteure, die sich an der Versorgung beteiligen. Ort und Zeit werden noch bekannt gegeben.
Die jährlich wiederkehrenden Benotungen des Medizinischen Dienstes der Krankenkassen (MDK) unterstreichen, dass die Einrichtungen der Spitalstiftung eine sehr gute Qualität (4 Einrichtungen) bis gute Qualität (1 Einrichtung) der Pflege und Betreuung leisten.
Mehr unter: http://www.konstanz.de/rathaus/medienportal/mitteilungen/04591/index.html
Gestern habe ich Post von meiner Versicherung bekommen, bei der ich eine KFZ-Versicherung habe.
Es wurde eine zusätzlich Pflegeversicherung angeboten:
DURCHSCHNITTLICHE Heimkosten
— (Pflegestufen 1-3) = 2800-4000 Euro
MAXIMALER Beitrag
— gesetzl. Pflegeversich. = 1500 Euro
DURCHSCHNITTLICHE Altersrente = 1000 Euro
—————————————————-
Fehlbetrag = 300-1500 Euro
Die Rechnung für die 3. Stufe war: 1500 Euro : 30 Tage = 50 Euro Pflegetagegeld können durch eine zusätzliche Pflegeversicherung von ca. 40 Euro monatlich ausgeglichen werden.
Das Bewusstsein des „Alters“ scheint sich zu Wandeln: beim Augenarzt wurde man mit 50 Jahren als „jung“ angesehen, was damit erklärt wurde, dass vermehrt 80-90 Jährige den Weg in die Praxis finden.
Gestern wurde ich beim Spaziergang als „junger Mann“ angesprochen: den sehr sympathischen Walker kannte ich aber noch aus der „Jugendzeit“ vom Lauftreff her – er hatte mich nach über 30 Jahren trotz Eis-Schnee-Vermummung wieder erkannt.
Wahrscheinlich setze ich eher auf Walking als „Ausdauersport“ anstelle einer Pflegeversicherung, da sich die „Tugendhaftigkeit“ von Versicherungen seit dem Mittelalter zur Neuzeit stark gewandelt haben dürfte.