Volksmusik gegen Breitensport 1:0
Wenn Florian Silbereisen und Heino anreisen, reisen die Eishockeyfreunde ab: In der Kreuzlinger Bodensee-Arena gibt’s kein Eis für die Hobbysportler, sie müssen im Freien spielen und sich die „Chlüppli“ (Finger) abfrieren. Drinnen singen sich dafür die Volksmusikanten warm und bringen Geld in die Arena-Kassen
Die schon etwas länger in der Region Konstanz-Kreuzlingen Lebenden erinnern sich vielleicht noch vage daran, dass die auf Klein Venedig stehende Bodensee-Arena ursprünglich als Eisbahn Kreuzlingen-Konstanz das Licht der Sportstättenwelt erblickte. Beide Städte gemeinsam betrieben und nutzten sie – bis ein Sanierungsvorhaben der Freundschaft finanziell ein Ende bereitete.
Um die Jahrtausendwende musste die in die Jahre gekommene und ständig defizitäre Anlage saniert werden. Knapp neun Millionen Franken – nach heutigem Kurs rund 7,2 Mio. Euro – sollte der Spaß kosten. Dann bekamen die beiden Bodenseestädte das, was mittlerweile Hamburg, Berlin und nächstens Stuttgart, auch kennen: massive Kostenüberschreitungen. Die Sanierung der in „Bodensee-Arena“ umgetauften Kunsteisbahn kam auf gut 12 Mio. Franken.
Wie sich herausstellte, waren bei der Planung so „unvorhersehbare“ Dinge wie Demontagearbeiten, Blitzschutz, Wandverkleidungen, die Erschließung mit Gas und Wasser und die Schließanlage „vergessen“ worden. Konstanz hatte die Nase voll und stieg aus dem Joint Venture aus. Kreuzlingen wiederum setzte auf alternative Hallennutzung, um aus den roten Zahlen zu kommen.
Und jetzt ist es so weit, dass die ursprüngliche Nutzung als Eishalle nicht mehr stattfindet. Drinnen veranstaltet das Schweizer Fernsehen diverse Shows und lagert zwischen den Terminen die Show-Ausstattungen. Die Eishockeyfreunde fahren derweil nach Weinfelden, wenn sie nicht auf dem Außenfeld frieren wollen.
In Kreuzlingen jedenfalls findet Eislauf diesen Winter nicht in der Halle statt: „Wir könnten Eis machen“, sagte kürzlich Bodensee-Arena-Verwaltungspräsident Matthias Mölleney zur „Thurgauer Zeitung“. Das Fernsehen könnte seine sieben Sachen auch außerhalb der Halle lagern. Aber bei einer Hallenauslastung von 40 bis 45 Prozent durch die Eisläufer, lohne sich das Eismachen nicht.
Dagegen lohnen sich sowohl das „Frühlingsfest der Volksmusik“ mit Florian Silbereisen oder auch „Voice of Switzerland“, die Auswahlshow zur Schweizer Teilnahme am Eurovision Song Contest oder DJ Bobo. Gegen soviel geballte Schunkelpräsenz hilft auch kein Bodycheck.
Autorin: lis