Leise kriselt‘s am See…
Ich ess‘ Tafelpüree
Unsozial ist es und kalt/ Freue Dich, die Wahl kommt bald
Früher wurd‘ es noch warm/ Laut wird Kummer und Harm
Echo der Sorgen, es hallt/ Freue Dich, die Wahl kommt bald
Bald ist unruhige Nacht/ Chor der Verarschten erwacht
Horch nur, wie unruhig es schallt/ Freue Dich, die Wahl kommt bald…
Fröhliche Weihnacht überall???
Staatlich organisierte Armut trifft auf privat organisierte, in bestem Beamtendeutsch verharmlosend und irreführend „gemeinnützig“ genannte Überlebenshilfe: die Tafel. Bei vielen Mitmenschen, auch bei uns am schönen See, reicht es – nicht nur an Weihnachten – nicht mal zu einer Knorr-Festtagssuppe. Die stehen sich dann, teilweise samt mittelmäßig begeisterter Kinderschar, an den bundesweit bereits gut 900 Tafeln die Beine in den leeren Bauch, um vom Abfall der anderen- mutmaßlich Gen-Food, Analogkäse, alkoholfreiem Bier und was sonst noch so keiner haben will – wenigstens satt zu werden.
Überlebensnotwendig angewiesen sind darauf zurzeit mindestens 1,5 Millionen Menschen, ein gutes Drittel davon Kinder und Jugendliche, Tendenz: extrem schnell steigend, denn:
Ist die Plauze erst mal feist, lebt es sich ganz dumm und dreist…
Den Großteil unserer mehr oder selten minder fettleibigen Human-Imitate im Bundestag interessiert das Thema Armut herzlos wenig, spielen sie doch in einer gänzlich anderen, abgehoben weltfremden Liga der Banken-, Euro- und Eigenarschretter ganz oben mit. Wobei doch jeder weiß, dass die Banken mit aller ihnen zur Verfügung stehenden menschenverachtenden Energie an vorderster Front durch Währungsspekulation und allerlei andere schmutzige Dinge Auslöser der sogenannten „Eurokrise“ sind. Aber der Nachschub an Kohle, Feinkost und stockdoofen Wählerstimmen scheint märchenhaft gegen unendlich zu gehen, um die Spirale des Irrsinns bis zum Sankt-Nimmerleinstag am Laufen zu halten. Mutter – wir danken dir.
Doch nicht nur eine kleine, gar nicht träge Masse wehrt sich inzwischen gegen die Arroganz der massig Trägen und stellt fest, was da oben keiner hören will, jedoch nicht nur eine Unzahl von Betroffenen weiß:
Es herrscht kein Krieg gegen die Armut, sondern gegen die Armen…
Wie anders wäre es zu erklären, dass die Zahl der Sanktionen gegen Hartz IV-Bezieher in diesem Jahr eine neue Rekordmarke von sogar offiziell über eine Million erreicht hat? Das heißt nichts anderes, als dass den Ärmsten der Armen das so großzügig wie -herzig gewährte Existenzminimum genommen wird.
Bisschen Eigenverantwortung kann ja auch laut Bundespastor Gauck nicht schaden. Und Altersarmut gibt es laut „Armuts- und Reichtumsbericht“ der Bundesregierung schon gar nicht. Jedenfalls nicht schwarz auf weiß (und wenn, dann betrifft es eh nur Ältere, ho ho ho). Das Beste ist: Wenn endlich das Renteneintrittsalter drastisch erhöht wird, kratzen die meisten Alten ab, bevor ihre Renten nicht mehr zum Leben reichen. Bis dahin bleibt es für Viele bei dem irren Motto: Armut trotz Arbeit.
Ach, könnte ich doch mal Mäuschen spielen bei den großen Vordenkern dieser neo-feudalen Gesetze, den Herren Hartz, Schröder, Fischer und Co, wie sie sich auf irgendeiner ihrer allfälligen Champagnerorgien über diese Armen lustig machen. Ihre nicht minder schäbigen Nachfolger aus CDU/CSU sowie die jämmerlichen Lobbyschergen der FDP lachen seit nunmehr zehn Jahren laut mit. Und denken sich dabei fröhlich feixend u.a. Folgendes aus:
Ein Schrittzähler für Hartz IV-Empfänger…
Nein, das ist kein Scherz, sondern ein Vorzeigeprojekt zweier Jobcenter aus Brandenburg. Im SPIEGEL verteidigt Heinrich Alt von der Bundesagentur für Arbeit die umstrittene Idee. Schließlich würden auch viele Manager ihre Schritte zählen lassen. (Meldung der dpa vom 10.12.2012)
Na klar, die sollen schon mal üben für ihren neuen Job als Manager, den sie bestimmt ganz bald vermittelt bekommen. Können sich die Verantwortlichen dafür nicht bitte sofort einer dringend erforderlichen psychiatrischen Untersuchung unterziehen? Oder besser gleich selbst in die geschlossene Abteilung einweisen? Was kommt als Nächstes? Da fällt selbst mir als Hobby-Sadist kaum Schlimmeres, Demütigenderes mehr ein. Die Stellen als Laborratte sind ja bereits an die Bittsteller der Tafelrunde gegangen. Und öffentliches Auspeitschen geht wahrscheinlich nicht durch den Bundesrat. So harren wir also brav noch asozial abartigerer Sanktionspraktiken und Verdummungsaktionen (die Zuversicht steigt, dass da noch Luft nach oben ist).
Wer jetzt noch in der glücklichen Lage ist, über ein Mindestmaß an sozialer Kompetenz zu verfügen, stellt fest:
Wer denken – und fühlen – kann, wählt links…
So utopisch ein Politikwechsel auch sein mag – die Hoffnung stirbt zuletzt (noch isse lebendig). Wenn es doch wenigstens eine starke Opposition gegen das erwartbare Ergebnis aus „Weiter so“ und/oder „Das Gleiche in Grün“ im Bundestag geben würde…
Meine Stimme habt Ihr: Euer
Fromme Wünsche-Wünscher Minotti
Quod erat dicendum – gegen die soziale Kälte und Gleichgültigkeit gegenüber der Not der „anderen“, gegen die Dreistigkeit der Gewinnler, Egomanen, Sozialsystemzerstörer.
„Wem genug zu wenig ist, dem ist nichts genug“ Epikur
Traurig, aber wahr
und dennoch änderbar.