Werners nächstes Fettnäpfchen

Er wird es wohl bis zum Ende seiner Amtszeit 2014 nicht mehr lernen: Baubürgermeister Kurt Werner bringt einmal mehr die Bürger gegen sich auf. Und gefährdet damit eine an sich gute Idee: Unter dem Schänzlebrückenkopf Süd soll eine Parkpalette gebaut und ein „Mobilpunkt“ eingerichtet werden. Neben der Begegnungszone am Bahnhof und dem Konzilvorplatz jetzt eine dritte Baustelle, die den Protest der Bürger provoziert. Und Werners nächstes Fettnäpfchen

Die Idee ist nicht neu: Kritiker der Konstanzer Verkehrspolitik fordern seit langem, das bislang schlecht genutzte Terrain unter der Schänzlebrücke effektiver für den P+R-Betrieb, aber auch für Anwohnerparkplätze bereit zu stellen. Und auch Vorbilder gibt es zuhauf, wie unser Foto zeigt: So wie in Stuttgart-Untertürkheim könnte auch in Konstanz eine Parkpalette den Freiraum unter der Brücke mit gestapelten Parkplätzen ausfüllen.

Am kommenden Donnerstag soll der TUA (Technischer und Umweltausschuss) über diese Idee, die auf einen Schlag mehrere Probleme lösen könnte, beraten: Die Parkplatznot für Paradies-Bewohner könnte gemindert werden; für den Park and Ride-Betrieb würde ein neuer Anlaufpunkt geschaffen; die stetig steigende Zahl der HWTG-Studenten fände zusätzlichen Parkraum. Und als Zusatznutzen könnte dort ein neuer Standort für Car-sharing entstehen, selbst zusätzliche Fahrrad-Stellplätze sind denkbar – auch Berufspendler, Gäste der Schänzle-Sporthalle und Einkaufstouristen fänden Platz für ihre vermeintlich unverzichtbare Karosse. 1,5 Millionen Euro soll der Gemeinderat für diese Idee locker machen (mit Zusatzkosten wohl eher zwei Millionen). Immerhin: Ein erster, erfolgversprechender Versuch, Konstanzer Verkehrsprobleme in den Griff zu kriegen.

Wenn, ja wenn die Sportler und ihre Verbände nicht wären. Denn kaum wurden die Pläne bekannt, protestierte Otto Eblen, Vorsitzender der HSG (Handball Spielgemeinschaft Konstanz), die in der Schänzlehalle ihre Punktspiele austrägt: Von einer „Subventition des Parkhauses“ durch die Vereine ist die Rede und von „der Gefährdung eines wirtschaftlichen Spielbetriebes“. Andere Sportfunktionäre schließen sich dem Protest an und verweisen auf ihre Angebote für Kinder und Senioren – die seien auf das Auto angewiesen, um die Halle zu erreichen. Selbst der Chef des städtischen Sportamtes stimmt in den Protestchor ein.

Nun kann man fragen, ob es denn wirklich für jugendliche Sportler oder rüstige Renter, sogar für sportbegeisterte Zuschauer unzumutbar ist, mit dem Fahrrad die Schänzlehalle anzusteuern; auch eine einmal wöchentliche Parkgebühr dürfte für die meisten Sportler und Besucher kein wahres Hindernis sein. Das Problem liegt woanders. Einmal mehr ist Baubürgermeister Kurt Werner und seine Informationspolitik das Problem.

Warum wurden die Sportler nicht vorab in die Planungen einbezogen? Warum werden Bürger vor den Kopf gestoßen, wenn es um deren ureigene Bedürfnisse geht? Warum gibt es Absprachen mit der HWTG und den Stadtwerken, mit den Sportvereinen aber nicht? Bürgerbeteiligung, so scheint es, muss im Baudezernat erst noch gelernt werden.

Wie einfach wäre es gewesen, rechtzeitig Lösungen zu besprechen? Hätte man nicht den Sportverbänden einen Ausgleich für ihre bislang kostenlos genutzten 170 Stellplätze anbieten können – 100 Parkplätze für lau oder 150 mit ermäßigter Gebühr? Stattdessen fährt Bürgermeister Werner die Diskussion einmal mehr gegen die Wand, provoziert unnötige Proteste und schafft erneut Aufregungen, die längst in sachlichen Gesprächen hätten gelöst werden können. Wie gesagt: Er lernt es wohl nicht mehr. Bis 2014.

Autor: hpk