Baden-Württemberg brennt
Derzeit tobt ein Sturm im Wasserglas. So hat sich ein Herr Thierse darüber beschwert, dass die Schwaben in Berlin statt Schrippen immer Wecken sagen. Abgesehen davon, dass es Weckle heißt – Sorgen hat der Mann! Und was weiß der Mann über Schwaben? Das umfasst bei dem wahrscheinlich Pfälzer, Hessen, Rheinländer, sogar Badener. Alle Zugezogenen sind für Nordländer eine Mischpoke, findet unser Autor Thomas C. Breuer aus Rottweil und haut ordentlich auf die Pauke
Wie sprach Angela Merkel 2004 auf dem Bezirksparteitag der CDU Württemberg-Hohenzollern? „Sie sind Baden-Württemberger – vor allem Badener (…) Sie sind, sagen wir mal: Schwaben – Südschwaben, Oberschwaben.“ Wie kann man da verlangen, den Unterschied zwischen Weckle und Wecken zu kennen? Fest steht: Wir sind ein aufgewecktes Volk. Bei uns sind sogar die faulen Kompromisse fleißiger als anderswo! Ein Flughafenbau würde hier nicht doppelt so lang brauchen wie angekündigt – dafür haben wir unseren Bahnhof. Feuer ist das Element dieses Landes, weswegen der Brandschutz bei Stuttgart 21 nur eine untergeordnete Rolle spielt. Eine Reibefläche! Wir blasen unser Geld auch nicht sinnlos in die Luft wie die in der Bundeshauptstadt: „Spare in der Not, dann hast du nach dem Tod.“
Wo anderswo der Deutsche pennt, da brennt dies Land, dies Land, das brennt. Wir Baden-Württemberger sind ein Volk von Vorglühern. Schnapsbrenner und Wintergrill-Champions. Das Feuer in uns lodert, wie auch das Feuerwasser. Befeuert durch den Furor seiner Wutbürger und die Vulkane im Hegau, durch die Zwischengasvorkommen auf der Alb, durch fliegende Hitze im Parlament, durch die Stromrebellen in Schönau, dieses Land fackelt nicht lange. Es brummt! Es dröhnt und röhrt, auf der Bundesstrasse 31 z. B. zwischen Freiburg und Donaueschingen, ein LKW folgt dem anderen, und in der Ortschaft Falkensteig gibt es tatsächlich einen Gasthof mit dem Namen: „Zu den zwei Tauben“.
Wir haben den aktuellsten Verkehrsservice der Republik – auch wenn aktuell schon reichen würde, denn aktueller als aktuell geht nicht. Wir sind industriell vorne und in der Landwirtschaft. Ist Emissionshandel eher ein Kuhhandel? Fragen Sie bei der Deutschen Bank nach. Aber jede einzelne unserer Kühe produziert bis zu 200 Liter Speichel pro Tag, das ist mehr als ein durchschnittlich besetztes Großraumbüro. Die Kuh ist ein hochintelligentes Wesen. Leider ist sie aber ein ziemlicher Klimakiller, der jeden Tag einige hundert Liter Methangas erzeugt. Pro Liter Milch ist das ein Äquivalent von fast einem Kilogramm CO2. Die Viehzucht ist ergo für 51 % der Klima erwärmenden Gase verantwortlich. Gut, wenn man sich überlegt, dass die Menschheit u. a. an furzenden Kühen zugrunde geht – das hat ja was, das ist die Meta-Ebene.
Andererseits haben wir Baden-Württemberger uns zum Thema Klimaschutz stets etwas einfallen lassen, bei uns ist die Erderwärmung keine Luftnummer. In der Stadt, in der ich wohne, hat z.B. der örtliche Energieversager … sorger gerade ein neues Bioheizkraftwerk in Betrieb genommen. Für die Bevölkerung ist das mit Opfern verbunden, denn wir Bewohner sind gehalten, uns ausschließlich von Bohnen, Knoblauch, Zwiebeln und natürlich Hopfen und Malz zu ernähren, um genügend Biogase produzieren können. Machen wir gerne, sogar für Herrn Thierse.
Gerade die Berliner sollten sich einmal an die eigene Nase fassen. Mittlerweile sind ja sogar die Amerikaner umweltbewusster geworden: In den meisten Staaten wurde der elektrische Stuhl durch die Giftspritze ersetzt. Delinquenten wird sogar die letzte Zigarette verweigert – mit Hinweis auf die Luftverschmutzung.
Autor: Thomas C. Breuer