Konstanzer Konzil-Kokolores…
Bei Kosten von vorläufig bis zu acht Millionen Tacken für den klerikalen Konzilringelpiez, an denen sich die finanziell fürstlich ausgestattete Kirche mit exakt null Prozent beteiligt, sollte es eigentlich möglich sein, auch kritische Aspekte der mittelalterlichen Popenparty aufzuzeigen. Wer es sich antun mag, das bisher eher biedere bis peinliche Programm anzuschauen, wird ob dieses Wunsches jedoch wie erwartet enttäuscht. Einmal mehr sind Stillstand und Selbstherrlichkeit Motor des Erfolgs…
Kleines Kurtisahnehäubchen…
Brasilien macht es vor: Schon jetzt wird es dort Prostituierten ermöglicht, ihre Kenntnisse der englischen Sprache dank kostenloser staatlicher Programme aufzufrischen, um pünktlich zur Fußball-WM 2014 ihren anspruchsvollen Freiern nicht nur nicht mit Portugiesisch auf die zart besaiteten Nerven zu gehen, sondern ihnen auch intellektuell das Wasser reichen und sprachlich korrekt die Bälle zuwerfen zu können.
Konstanz könnte, sollte noch Aufnahmefähigkeit für praktische Kritik vorhanden sein, mit einem Extra-Kontingent an arbeitswilligen wie geneigten Damen und Herren, diese für die kirchlichen Besucher zunächst – dem katholischen Zeitgeist entsprechend – in Kindersprache, im Fachjargon auch „vatikans“ genannt, an der eh defizitär und träge vor sich hin dümpelnden Volkshochschule unterrichten und sodann im Messdienergewand in die Begegnungszone am Bahnhof schicken, womit diese endlich ihren innovativen Namen verdient sowie den Verkehr von der Straße allmählich in die umliegenden Hotels verlagert hätte.
Auch die jungen Herren Verkehrskadetten könnten sich unter dem freiwilligen Zwang des Stadtmarketings dieser Zweitverwendung zuführen lassen und somit – pädagogisch wertvoll – am eigenen Leib erfahren, was, zumindest in Teilen der Kirche, als christliche Nächstenliebe praktiziert wird.
Sollte sich jemand an diesem Vorschlag reiben, so ist das natürlich beabsichtigt und lenkt die Diskussion über einen Vergleich der Zustände von vor 600 Jahren mit den heutigen in die gewünschte Bahn.
Den Seinen gibt’s der Herr im Schlaf…
Betreuungseinrichtungen wie Kitas und Kindergärten, deren Aufgabe u.a. darin besteht, ihr Klientel vor den Männern in den schwarzen Pinguin-Kostümen zu warnen und für die jüngere Zukunft von Nebenjobs an kirchlichen Einrichtungen abzuraten, haben aktuell in Konstanz nicht wirklich viel zu lachen. So ist es wohl kein Einzelfall, was mir neulich von einer Bekannten, Erzieherin in einer solchen Konstanzer Einrichtung, zugetragen wurde: Aus Mangel an finanziellen Mitteln bringt sie selbst regelmäßig Material von zu Hause mit an ihren Arbeitsplatz. Seien es Schere und Papier, Spiele oder Bücher. Das war jetzt mal ausnahmsweise kein Scherz.
Soll heißen, der Glaube an den pädagogischen Wert des Konziljubiläums wird, Scheuklappen-bewehrt bewährt, in massivem Gold aufgewogen. Nicht nur auf Kosten unserer Bildungseinrichtungen. Ob das die Mehrzahl der Steuerzahler gerecht und richtig findet?
Ruhet in Frieden…
Die Bedeutung der Beendigung des berühmt berüchtigten westlichen Schismas von damals hin oder her, das Nachmachen sturer Fortschrittsverweigerung hat den Entscheidern in unserer Stadt und ihren demnächst auf der eigenen Schleimspur ausrutschenden Zujublern von der Lokalpresse weder zu intellektuellem noch emotionalen Mehrwert verholfen.
Nach klassischer Wegelagerer-Manier wird hier den Bürgern der Geldbeutel geplündert, um das Mittelalter mit seiner menschenverachtenden und kriegsstiftenden Kirche in einer Art und Weise zu feiern, die die Intelligenz denkender Menschen nicht nur verhöhnt, sondern schlichtweg ignoriert.
Denn während das Ableben des Marktführers aller Sekten in der aufgeklärten Hemisphäre längst beschlossene Sache ist, kann das Konziljubiläum bestenfalls Teil einer weltweiten After-Show-Party werden, für die meinetwegen schon ein paar Champagner-Korken knallen können. Den Verwesungsgeruch aber ganze fünf Jahre über die Stadt wabern zu lassen, halte ich für eine makabre, nachgerade pietätlose Zumutung.
Wie im Himmel so auf Erden: Euer
Sektenverweser Minotti
Allein schon dass während dieses Spektakels zwei Kirchenreformer, die man mit falschem Versprechen zum „Fest“ geladen hatte, bei lebendigem Leibe verbrand wurden, verbietet solch eine Jubelschau.
Konstanzer seid ihr denn von Sinnen, dass ihr das grausige Mittelalter mit 8 Millionen Euro, oder noch mehr, feiern wollt?
Wo ist euer Anstand, eure Moral, ja eure Ethik geblieben?
Selbst die Institution Kirche schämt sich, solch ein Fest zu fördern.
Wie viel Tausend Nutten werden während der Feiern, wie zur Konzilzeit, Konstanz belagern? Welche Scheiterhaufen sollen wen verbrennen?
Zumindest dürfte für den FB Geschichte dabei ein neuer Sonderforschungsbereich – über Jahre hinweg – herausspringen.
Herrschaftswissen wurde schon immer gefördert.
Wenn es damals 3083 katholische Würdenträger in dreieinhalb Jahren nicht schafften, drei Tagesordnungspunkte abzuhaken (nämlich nur einen: die Machtfrage), sondern vorwiegend mit schwergewichtiger Miene dem Lotterleben und ihrer höchstpersönlichen Wichtigkeit frönten, dann verwundert es heute nicht, dass dieser Apparat der Machtausübung über ängstliche Seelen (von Rom bis zB nach Limburg oder Köln) so HEILLOS in sich selbst und seine Irrungen (Euphemismus!) verstrickt ist, dass es die Sau graust.
Und bewahre uns vor allem Übel, oh Verstand!
Nur ein Wort: DANKE 😉
[wieso ist das eigentlich nie mit einem Wort zu sagen, weil man immer noch „nur ein Wort“ davorschreibt?]
Mal ein etwas klarerer Minotti, nicht minder scharfzüngig und treffend.
Das Konziljubiläum ist eine Selbstdarstellung mit Hilfe fremder Gelder. Das einzige, worauf man hoffen kann, ist, daß die Selbstdarstellung zu einer Zurschaustellung der Unfähigkeit wird.
Daß die Kirche dann nicht mal Gelder dazugibt, naja, angesichts der Vorkommnisse mit Hus ist das nicht so verwunderlich. Zumal die weltlichen Freuden ja nicht offen gefördert werden sollten, oder?