Jürgen Leipold zum Konziljubiläum: Weniger wäre mehr
Dass die seemoz-Redaktion zum Konziljubiläum eine widerborstige Meinung hat, ist bekannt und wird fortlaufend untermauert (s. dazu auch Minottis aktuelle Glosse: Konstanzer Konzil-Kokolores) – dass mittlerweile aber auch weitere Meinungsträger dieser Einschätzung zuneigen, hat sich noch nicht so recht rumgesprochen. Namhafte KonstanzerInnen werden deshalb an dieser Stelle in lockerer Folge ihre Meinung zum Spektakel sagen: Den Anfang macht Jürgen Leipold, Doyen der SPD-Fraktion im Gemeinderat
Keine Frage: Das Konziljubiläum darf und muss man feiern. Auch keine Frage: Ruth Bader hat unglaublich viele Projekte angestoßen, von denen die meisten für sich genommen nicht zu tadeln sind. Ich vermisse freilich die kritische Frage, ob die Fülle der Ideen nicht schon zur Überfülle angewachsen ist. Organisatoren, Stadtverwaltung und Gemeinderat sollten bedenken, was ein ehemaliger Abgeordneter mal sarkastisch bemerkte: Die Bedeutung des Jubiläums nehme mit zunehmender Entfernung von Konstanz deutlich ab. Anders ausgedrückt: Der zusätzliche Zustrom von Touristen wird so überschaubar bleiben wie die bisherigen Überlegungen für eine Marketing-Konzeption.
Erfreulich wenigstens die partielle Lernfähigkeit der Organisatoren: Nach jahrelanger Kritik ist der fünfjährige Handwerkermarkt zu einer Woche des Handwerks eingedampft. Weshalb dafür aber fünf Jahre lang jeweils 64 000 € ausgegeben werden sollen, bleibt im Dunklen. Unbeantwortet auch die Frage, weshalb Aktivitäten unter dem irreführenden Etikett „Erlebbares Mittelalter“ 900 000 € kosten sollen, davon alleine 175 000 € für Planung und Organisation.
Wie mittelalterlich ist ein Pavillon mit Bar im Stadtgarten oder eine Garküche am Münster, in der alte Gerichte selbstverständlich „zeitgemäß“ interpretiert werden sollen? Und dann noch der dicke Brocken: 200 000 € für den originalgetreuen Nachbau eines mittelalterlichen Lastkahns vor dem Konzil. Keine Antwort auf die Frage, wie die Bewachung des Nachts sichergestellt wird und schon gar keine auf die Frage, was nach 2018 mit dem Kahn passieren soll: Verbrennen – eher nicht; nachhaltig irgendwo stehen lassen, klingt auch nicht gut. Dann vielleicht doch eine neue Halle dafür bauen?
Planen, Ideen entwickeln macht zweifellos mehr Spaß als so banale Fragen wie die nach Kosten und Nutzen. Wer sich, wie OB Burchardt sagt, einen flexiblen Rahmen von 6 – 8 Millionen Euro für das Jubiläum offen halten will, wird erleben, dass es dann auch so viel kostet – mindestens so viel, denkt man an die eingeplanten Zuschüsse und Sponsorenleistungen, die bislang überwiegend nicht gesichert sind.
Es geht der Stadt Konstanz derzeit nicht schlecht, und die Kosten für das Jubiläum werden die Stadt – mehr Wachsamkeit vorausgesetzt – nicht umwerfen. Dennoch: Weniger – Kosten und Aktivitäten – wäre mehr.
Autor: Jürgen Leipold
Die Stellungnahme von Herrn Leipold spricht für gesunden Menschenverstand, es wäre schön wenn sich das im Gemeinderat durchsetzen könnte. Es wäre mal an der Zeit.
zu hein oder wer auch immer
Ich weiß nicht, was sie wirklich bewegt und vermute mal dass Sie eine große Freude an der Rolle des Provokateurs haben. Es ist sehr perfide auf solche Art und Weise dem Christentum schaden zu wollen. Ok , wenn seemoz Spaß daran hat ihre Kommentare zu veröffentlichen, die Haltung gegen die Kirchen ist offen und klar. Ich werde in Zukunft solche Stellungnahmen ignorieren und hoffe, dass andere ihre Zeit auch nicht mehr darauf verschwenden.
Ok, Herr Leipold, bleiben Sie auf Kurs.
Ihre beiden Nicknames sind recht aufschlussreich: Benedikt 1. (katholischer Größenwahn????) und noch netter ist „Hein“ – eine literarische Umschreibung für „der Tod“? Nun denn, wer’s braucht?
BTW: Ein Atheist hat kein Problem damit, in der Hölle zu schmoren – denn für ihn existiert die Hölle nicht, genauso wenig wie der Himmel. Alles gemacht von ihren „christlichen Kapitalisten“, um die Schäflein brav bei der Stange zu halten.
>> Wo wären wir wohl heute , hätte man Hus und Konsorten damals nicht in die Schranken gewiesen. <<
Jemanden bei lebendigem Leibe zu verbrennen, ist für Sie also gleichbedeutend mit "in die Schranken weisen"??
Wer so denkt, mit dem rede ich nicht mehr.
ceterum censeo erare hunanum est.
Man kann , auch als Bürger dieser Stadt , ein so schönes und ergreifendes Ereignis sehrwohl 5 Jahre feiern.Steuergelder werden keineswegs verschwendet , wenn man den Mehrwert und Gewinn für Konstanz – also für uns alle – würdigt.Ohne das damalige Konzil wäre Konstanz heute nicht , was es ist.Feiern als (katholischen ) Normalzustand abzulehnen ist unschlau.Wo wären wir wohl heute , hätte man Hus und Konsorten damals nicht in die Schranken gewiesen.Ich freue mich darauf.Immer nur kritisieren und meckern ist so unreligiös wie kontraproduktiv.
Konzil zu konstanz – wir bitten Dich gehöre uns.Man verzeihe den armen Sündern,
herzlichst
hein
Man glaubt es kaum! Diese Einsicht war längst überfällig, ist aber umso erfreulicher.
Da fragt man sich als Bürger der Stadt, wie man ein Ereignis fünf Jahre feiern kann – bei jeder anderen Party wäre da längst die Luft raus. Je länger sich solch eine Festivität hinzieht, desto eher schwindet der Hauch des Besonderen und die Feier wird zum Normalzustand. Stellen Sie sich doch mal Weihnachten an 365 Tagen des Jahres vor – öde, nicht?
Dass dafür auch noch Steuergelder verschwendet werden, die in jeder deutschen Kommune nur beschränkt verfügbar sind, kann sich nur mit dem Wunschdenken erklären, daraus ernsthaft Profit erwirtschaften zu können. Da braucht es keinen Fachmann, um das Risiko dieser Kalkulation ins Blaue aufzudecken.
Das Konzilsjubiläum ist tatsächlich ein begehungswürdiges Datum in der Stadtgeschichte, aber Maßhalten schadet selten, sondern hebt die Besonderheit des Festes heraus.
Gruß
Simon Pschorr
Ceterum censeo: Die Kirchen müssen sich als Partner und zentrale Figuren des Konzilsjubiläums finanziell beteiligen.