Jürgen Leipold zum Konziljubiläum: Weniger wäre mehr

20130120-223016.jpgDass die seemoz-Redaktion zum Konziljubiläum eine widerborstige Meinung hat, ist bekannt und wird fortlaufend untermauert (s. dazu auch Minottis aktuelle Glosse: Konstanzer Konzil-Kokolores) – dass mittlerweile aber auch weitere Meinungsträger dieser Einschätzung zuneigen, hat sich noch nicht so recht rumgesprochen. Namhafte KonstanzerInnen werden deshalb an dieser Stelle in lockerer Folge ihre Meinung zum Spektakel sagen: Den Anfang macht Jürgen Leipold, Doyen der SPD-Fraktion im Gemeinderat

Keine Frage: Das Konziljubiläum darf und muss man feiern. Auch keine Frage: Ruth Bader hat unglaublich viele Projekte angestoßen, von denen die meisten für sich genommen nicht zu tadeln sind. Ich vermisse freilich die kritische Frage, ob die Fülle der Ideen nicht schon zur Überfülle angewachsen ist. Organisatoren, Stadtverwaltung und Gemeinderat sollten bedenken, was ein ehemaliger Abgeordneter mal sarkastisch bemerkte: Die Bedeutung des Jubiläums nehme mit zunehmender Entfernung von Konstanz deutlich ab. Anders ausgedrückt: Der zusätzliche Zustrom von Touristen wird so überschaubar bleiben wie die bisherigen Überlegungen für eine Marketing-Konzeption.

Erfreulich wenigstens die partielle Lernfähigkeit der Organisatoren: Nach jahrelanger Kritik ist der fünfjährige Handwerkermarkt zu einer Woche des Handwerks eingedampft. Weshalb dafür aber fünf Jahre lang jeweils 64 000 € ausgegeben werden sollen, bleibt im Dunklen. Unbeantwortet auch die Frage, weshalb Aktivitäten unter dem irreführenden Etikett „Erlebbares Mittelalter“ 900 000 € kosten sollen, davon alleine 175 000 € für Planung und Organisation.

Wie mittelalterlich ist ein Pavillon mit Bar im Stadtgarten oder eine Garküche am Münster, in der alte Gerichte selbstverständlich „zeitgemäß“ interpretiert werden sollen? Und dann noch der dicke Brocken: 200 000 € für den originalgetreuen Nachbau eines mittelalterlichen Lastkahns vor dem Konzil. Keine Antwort auf die Frage, wie die Bewachung des Nachts sichergestellt wird und schon gar keine auf die Frage, was nach 2018 mit dem Kahn passieren soll: Verbrennen – eher nicht; nachhaltig irgendwo stehen lassen, klingt auch nicht gut. Dann vielleicht doch eine neue Halle dafür bauen?

Planen, Ideen entwickeln macht zweifellos mehr Spaß als so banale Fragen wie die nach Kosten und Nutzen. Wer sich, wie OB Burchardt sagt, einen flexiblen Rahmen von 6 – 8 Millionen Euro für das Jubiläum offen halten will, wird erleben, dass es dann auch so viel kostet – mindestens so viel, denkt man an die eingeplanten Zuschüsse und Sponsorenleistungen, die bislang überwiegend nicht gesichert sind.

Es geht der Stadt Konstanz derzeit nicht schlecht, und die Kosten für das Jubiläum werden die Stadt – mehr Wachsamkeit vorausgesetzt – nicht umwerfen. Dennoch: Weniger – Kosten und Aktivitäten – wäre mehr.

Autor: Jürgen Leipold

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