Aus der Konzilwiese soll ein Kräutergarten werden
Der Konstanzer Betriebsausschuss für die Konzilfeierlichkeiten macht Nägel mit Köpfen: Das städtische Budget für die Feiern 14/18 wird bei 5,921 Millionen Euro gedeckelt; das Projekt „Lädine“ wird vollständig eingestellt; das Projekt „Garküche“ wird gestrichen – insgesamt werden somit rund 500 000 € eingespart. Doch die Konstanzer Gemeinderäte wären keine Konstanzer Gemeinderäte, wenn sie sich nicht ein Hintertürchen offen ließen
Denn zahlreiche Stadträte ließen in der Debatte erkennen, dass sie auf private Initiativen für die abgehalfterten Projekte hoffen: So bedauerte Dorothee Jacobs-Krahnen (FGL) geradezu rührend den Wegfall der Garküche und appellierte an Konstanzer Wirte, jetzt in die Bresche und an den Herd zu springen. Auch Wolfgang Müller-Fehrenbach (CDU) und Jürgen Faden (FWG) hoffen auf Heilkräfte der Privatisierung und die Hilfe von Sponsoren bei einem vielleicht dann doch noch möglichen Lädinebau. Allein Jürgen Leipold, Primus der SPD-Fraktion, mahnte zur Haushaltsdisziplin und forderte eine verbindliche Finanzplanung nebst Kostendeckel. Den hatte schon vor Monaten Holger Reile (LLK) gefordert. Er fühlte sich sichtlich bestätigt durch die aktuellen Abspeckungs-Maßnahmen, forderte aber gleichzeitig, die Jugend stärker in die Planung einzubeziehen: Ein Poetry-Slam-Wettbewerb sei da gerade richtig.
Zuvor hatte Karin Stober vom Badischen Landesmuseum und Kuratorin der Landesausstellung „Das Konstanzer Konzil“ ihre Planungen für die Schau vom 27.4. bis 21.9. 2014 präsentiert. Das war schon perfekte Regie, vor der Diskussion über eingestellte Projekte und eingesparte Kosten eine endlich mal professionelle Vorbereitung des Herzstückes der Feierlichkeiten vorzustellen: Von einer europaweiten Zusammenarbeit europäischer Museen war da die Rede und von seltenen Unikaten, die im Konzil zur Schau gestellt werden sollen (dass es erst für acht Prozent der Exponate feste Zusagen der Verleiher gibt, wurde nur am Rande erwähnt), eine offensichtlich durchdachte Ausstellungskonzeption (wie von Profis nicht anders zu erwarten) und pfiffige Marketingideen wurden gekonnt präsentiert – die Begeisterung im Gemeinderat war einhellig.
Und dann die Überraschung: Aus der Konzilwiese soll, nein, kein Werftplatz und auch keine Begegnungszone der noch anderen Art werden, sondern ein mittelalterlicher Garten mit Kräutern und Heilpflanzen. Vorgestellt hat die Idee etwas hausbacken Eva Eberwein, Biologin und Besitzerin des Hesse-Hauses in Gaienhofen. Dem Klostergarten in St. Gallen nachempfunden, soll auf einem Bruchteil der Wiese den Besuchern ein Einblick in die Pflanzen- und Kräuterwelt des Mittelalters vermittelt werden. Allerdings: Aus der Powerpoint-Präsentation waren Details der Anpflanzung nicht zu erkennen. Und über Kosten wurde auch nicht gesprochen.
Autor: hpk
P.S. Über weitere Ergebnisse der gestrigen Sitzungen des Gemeinderates, z.B. über die Zukunft des Kompetenzzentrums, berichten wir gewohnt widerborstig demnächst, vielleicht schon morgen.
Endlich ein Kräutergärtlein mitten in Konstanz! Das hat uns noch gefehlt! Bin gespannt, wie sehr die Kräuterlein sprießen, bei täglicher Düngung durch das eine und das andere Hündchen. Auf jeden Fall ist die Lädine erst mal vom Tisch bzw. vom Platz, das ist auch schon mal viel wert.
Dennoch komme ich nicht umhin, mich über die herrschende Ideenarmut der Veranstalter/ung zu wundern. Mir ist auch überhaupt nicht klar, weshalb das Stadtmarketing in keinster Weise in die Planung involviert ist. Wozu leistet sich die Stadt ein (rote Zahlen schreibendes) Stadtmarketing, wenn es dann einmal was zum stadtmarketingieren gibt und die dafür geschaffene Institution dann nicht in in die Gänge kommt? Oder wurde das Stadtmarketing womöglich zu anderen Zwecken geschaffen (Honi soit qui mal y pense)? Hingegen ist doch die primäre Aufgabe der Tourist-Information die, Dienstleistungen für Touristen zu erbringen (Hotelvermittlungen, Stadtpläne, Besichtigungstipps und eventuell Stadtführungen), aber nicht, Events zu planen und zu veranstalten.
Unsere Stadt war vor 600 Jahren mal für kurze Zeit von Bedeutung, vorher nicht und später auch nicht mehr. Warum das nicht feiern? Trotz aller traurigen Aspekte unserer Geschichte ist das legitim, wenn die Kosten im Rahmen bleiben und das Programm Hand und Fuß hat. Auf die Lädine können wir dabei getrost verzichten und die Garküche war eh ein Witz. Wenn wir davon ausgehen, dass weder der heutige Durchschnittsbesucher noch der Durchschnittsmensch des Mittelalters reich oder adelig ist bzw. war, wäre eine solche Verköstigung entweder ein Fake oder eine Zumutung. Schön, dass der Gemeinderat zur Vernunft gekommen ist. Gut, dass nicht noch mehr Geld zum Fenster raus geworfen wird. Wenn private Anbieter mittelalterlich verklärte Volksbelustigung umsetzen wollen, dann spricht auch nichts dagegen. Warum soll man keinen Spaß haben oder nichts verdienen dürfen? Allerdings sollte das nicht auf Kosten der Allgemeinheit stattfinden, sprich aus dem Stadtsäckel finanziert werden. Angesichts vieler Baustellen in Konstanz, damit sind nicht nur die Löcherpisten gemeint, kann die Stadt das Geld wirklich sinnvoller verwenden.
hallo herr „seiz“,
wir haben ihren kommentar zugelassen, stellen nun aber im nachhinein fest, dass sie nicht mal eine gültige email-adresse haben. ihnen fehlt offensichtlich der charakter, namentlich zu ihrer meinung zu stehen. sie werden evt. begreifen, dass wir ihren sermon ab sofort nicht mehr frei schalten. feige heckenschützen tragen in der regel nur selten zu einer vernünftigen debatte bei.
gute besserung wünscht ihnen dennoch
h.reile
Endlich Nägel mit Köpfen! Dann kann Seemoz hoffentlich mal was anders schreiben als das ständige: Wir sind gegen das Konziljubiläum, wir finden dass total blöd, wir finden überhaupt alles was Geld kostet blöd, Investitionen sind ganz blöd und Marktwirtschaftlich denken ist ganz, ganz, ganz blöd – weil wir sind ja links… Zum Glück ist bald wieder Wahl und mal sehen auf wie viel Prozent es die Linke dieses mal bringt… Ha, ich freu mich!
@Wolfram Mikuteit
immer wieder erstaunlich das es doch noch Leute gibt die sich dieses verkommene und verlogenen Zeitung antun.
(die ganz Harten haben sogar ein Abo…:-) )
Aus BBM Werners Lädinen-Konzilvorplatz soll jetzt eine popelige Kräuterwiese werden?
Und welchem Spielverderber haben wir das zu verdanken? Dem linken Holger Reile!. So jedenfalls heute die Heimatzeitung in ihrer Berichterstattung zur gestrigen HFA-Sitzung: „Der linke Stadtrat Holger Reile hat so beharrlich seine Kritik an dem Projekt wiederholt, dass es irgendwann alle geglaubt haben.“
Wenn Kommunalpolitik doch nur immer so einfach wäre! Trotzdem, stramme Leistung, Herr Reile!
Allein schon dass dieses Mittelalter-Spektakels zwei Kirchenreformer, die man mit einem falschem Versprechen zum “Fest” geladen hatte von der Konstanzer Stadtwache bei lebendigem Leibe verbrandt wurden, verbietet solch eine Jubelschau. Konstanzer seid ihr denn von Sinnen, dass ihr das grausige Mittelalter mit 6 Millionen Euro feiern wollt?
Wo ist euer Anstand, eure Moral, ja eure Ethik geblieben?
Wie viel Tausende Nutten werden während der Feiern, wie zur Konzilzeit, Konstanz belagern? Welche Scheiterhaufen sollen wen verbrennen?
Ein kostenneutrales Event-Angebot..
.. wäre sicher die kollektive Errichtung eines Scheiterhaufens auf der Konzilswiese: Jeder Besucher bringt einen Ast oder ein Scheit mit und darf dieses auf den brennenden Scheiterhaufen werfen; so war es auch seinerzeit bei der Verbrennung des Reformators Jan Hus: Angesichts eines alten, gichtgebeugten Mütterleins, das es sich nicht nehmen ließ, mühsam ein Holzstück zum schon brennenden Scheiterhaufen zu schleppen, um so ihr himmlisches Gnadenkapital zu mehren, prägte Jan Hus jene berühmte und seitdem vielzitierte Sentenz ‚o sancta simplicitas‘ (‚o heilige Einfalt‘), die sich auch für das Tourismus-Event Konzilsjubiläum anbietet.
O sancta Simplicitas – Wir sind Scheiterhaufen!
(Und wenn dieser Vorschlag wider Erwarten nicht ins offizielle Programm aufgenommen werden sollte, ließe er sich sicher auch leicht improvisieren – bürgerschaftliches Engagement, nach dem Vorbild des frommen Mütterleins..)
Das mit dem Kräutergärtlein find ich gut. Wie groß die Zielgruppe ist kann man an der Auflage von Gartenzeitschriften wie `Landlust` erkennen. Aber auch Interessierte an mittelalterlicher Heilmedizin kommen dabei auf ihre Kosten. Ich sage nur Hildegard von Bingen .
Ein Original und ein Nachbau eines mittelalterlicher Lastensegler kann täglich im nahen Archäologischen Landesmuseum zu sehen sein. Für diese Dauerausstellung wurde sogar der Denkmalschutz des Klosterensemble außer Kraft gesetzt und ein kastenförmiger Neubau direkt am Kloster erstellt. Von den Gegnern des Projekts Lastenseglernachbau wird gleichzeitig bei ihrer Kritik immer wieder auf einen schwimmfähigen Nachbau im nahen Immenstaad verwiesen, der statt dem teuren Nachbau in Konstanz, ohne das der Konstanzer Nachbau nachher schwimmfähig ist, gezeigt und ebenso begehbar wäre. Es ist aus Steuerzahlers Sicht zu begrüßen, dass die Gelder für den kurzen Event, mit einer geringen Nachhaltigkeit, mit beiden Händen zum Fenster raus geworfen werden und endlich Abstriche einreicht werden. Immer wieder werden imaginäre „Zielgruppen“ für die einzelnen Aktionen aus dem Hut gezaubert, wobei damit die Ausgaben eine Rechtfertigung finden sollen. Wie sagt man doch so schön „weniger ist mehr“.