Zahid H. aus Konstanz darf nicht abgeschoben werden
Seit Tagen kursieren Unterschriftenlisten im Netz und in Konstanz: Zahid H. soll in unserer Stadt bleiben dürfen. Initiator ist das „Aktionsbündnis Abschiebestopp Konstanz“, das auch andere, von der Abschiebung bedrohte Flüchtlinge unterstützt. Die Eingaben richten sich an OB Uli Burchhardt und MdL Siegfried Lehmann, die sich für Zahid einsetzen sollen. Andreas Maier vom Aktionsbündnis schreibt zu den Hintergründen
„In einem aktuellen Anliegen richten wir uns an den Oberbürgermeister Uli Burchardt und den Landtagsabgeordneten Siegfried Lehmann, mit der Bitte, Zahid H. zu unterstützen. Er ist akut von der Abschiebung bedroht, obwohl er seine Schulausbildung hier vollenden möchte und von einem Konstanzer Medienverlag einen Ausbildungsplatz zugesichert bekommen hat. Der Vertrag ist rechtsgültig – jetzt muß er nur noch bleiben dürfen. Eine Online-Petition läuft hier:
https://www.openpetition.de/petition/online/bleiberecht-fuer-zahid
Auch offline werden Unterschriften gesammelt und sollen voraussichtlich zum 3. Mobilitätsforum am 27.02.2013 im Kulturzentrum an den Oberbürgermeister überreicht werden.
http://www.konstanz.de/rathaus/medienportal/mitteilungen/04739/index.html?lang=de
Zahid, ein 29 jähriger Roma aus Konstanz, ist akut von Abschiebung bedroht – kurz vor Beginn seiner Ausbildung zum Mediengestalter. Dies wollen wir durch eine Unterschriftensammlung verhindern.
Der zweifache Flüchtling
Zahid H. kam 1991 erstmals im Alter von acht Jahren mit seinen Eltern als Kriegsflüchtling von Serbien nach Deutschland und wuchs in Freiburg auf. Nach sieben Jahren, als Zahid 14 Jahre alt und in Freiburg bereits völlig integriert war, wurde die Familie in einer Nacht- und Nebelaktion nach Serbien abgeschoben. Zahid verlor damit auf einen Schlag sein gewohntes Umfeld, Freundschaften, Schule, die Theatergruppe, den Fußballverein und die Hoffnung auf ein normales Leben.
Die Situation der Roma in Serbien hat sich nach dem Zerfall des ehemaligen Jugoslawiens dramatisch verschlechtert. Diskriminierung, Vertreibung, Verfolgung, Hass und Gewalt schlagen Roma in Serbien täglich entgegen, wie auch die serbische Gleichstellungsbeauftragte Nevena Petrusic in einer Mitteilung vom 10. April 2012 bestätigte. Solche Übergriffe hat auch Zahid am eigenen Leib erfahren müssen: Er wurde von einer rassistischen Bande dauerhaft bedroht und auch von der Polizei, bei der er um Schutz bat, misshandelt und gedemütigt. Aus Angst um sein Leben floh er 2010 zurück nach Deutschland und bat um Asyl.
Lebensumstände der Roma in Serbien sind menschenunwürdig
Laut UNO-Flüchtlingshilfswerk UNHCR stellt rassistische Diskriminierung eine der deutlichsten Menschenrechtsverletzungen dar und muss durchaus als Fluchtgrund bewertet werden. Das oberste Asylgericht in Frankreich hat im November 2011entschieden, dass die Lebensverhältnisse der Roma in Serbien menschenunwürdig sind und ihnen deshalb ein Schutzstatus gewährt werden muss.
Zahids Asylantrag wurde jedoch aus pauschalen Gründen abgelehnt, da die deutschen Asylbehörden die existentielle Bedrohung der Roma in Serbien nicht anerkennen. Seit September 2012 ist Zahid in Deutschland nur noch geduldet und muss jederzeit wieder mit seiner Abschiebung rechnen.
Zahid hat eine Chance
Dabei gibt es für Zahid es eine Perspektive: Viele Menschen in Konstanz schätzen Zahid als hilfsbereiten und aufgeschlossenen Menschen und möchten ihn gerne unterstützen. Zahid engagiert sich in Konstanz als ehrenamtlicher Sprachmittler für andere Flüchtlinge und bei Konstanzer Behörden. Er hat Freunde am Theater Konstanz, wo er als Statist gefragt ist und auch schon als Rollenberater tätig war. Trotz seiner unsicheren und schwierigen Lebenssituation besucht Zahid eine Schule und strebt den Hauptschulabschluss an. Im Sommer 2013 könnte Zahid bei einem Konstanzer Medienverlag mit einer Ausbildung zum Mediengestalter beginnen. Zahid wünscht sich ein normales Leben und möchte seine schlimme Vergangenheit hinter sich lassen. Zwei kleinere Delikte, die ihm angelastet wurden, bedauert er aufrichtig.
Wir möchten ermöglichen, dass Zahids Aussicht auf ein menschenwürdiges Leben für ihn Wirklichkeit wird. Bitte unterstützen Sie uns dabei mit Ihrer Unterschrift. Weitere Informationen und Unterschriftenlisten zum Ausdrucken gibt es hier:
www.abschiebestoppkn.blogsport.de/2013/02/13/zahid-muss-bleiben/
Im Namen aller Unterzeichner: Andreas Maier für das Aktionsbündnis Abschiebestopp“
Wenn sich jemand integriert hat – in Freiburg und in Konstanz – dann ist es Zahid H., der sich als Sprachmittler bei Behörden, im Fußballverein und im Theater in Konstanz eingesetzt hat. Er darf nicht abgeschoben werden, in ein Land, das international dafür bekannt ist, dass die Lebensverhältnisse der Roma in Serbien „menschenunwürdig“ sind und ihnen deshalb ein Schutzstatus gewährt werden muss.
Dringend geboten ist es außerdem, Herrn Zahid H. den Schulabschluss und eine Ausbildung machen zu lassen. Die Bundesrepublik hat die Menschenrechtscharta unterschrieben und damit Pflichten übernommen. Dass über eine Duldung und ein Bleiberecht erst nach mehreren Jahren entschieden wird, – bis zu 20 Jahre – ist auf keinen Fall hinnehmbar. Wenn überhaupt, dann ist im Einzelfall zeitnah zu entscheiden. Alles andere ist für einen demokratischen Rechtsstaat in höchsten Mass unnwürdig und diskriminierend.
Die Verlinkung zur Online-Petition ist falsch. Hier der korrekte Link: https://www.openpetition.de/petition/online/bleiberecht-fuer-zahid