„Steff“ Sulke will`s nochmal wissen

Der Liedermacher Stephan Sulke, knapp 70 Jahre alt, beehrt alsbald die Region, sehr zur Freude seiner immer noch zahlreichen Fans. Geboren wurde Sulke Ende 1943 in der chinesischen Metropole Shanghai. Wie das denn, werden nun einige fragen. Ganz einfach: Seine jüdische Familie, damals wohnhaft in Berlin, floh vor den Nazis und da wähnte man sich im ganz fernen Osten halbwegs sicher. 1949 wollten die Sulkes zurück. Doch Vater Sulke starb in der Schweiz – die Restfamilie blieb im Land der Eidgenossen

Der junge Stephan Sulke fühlte sich schon früh zu musikalischen Klängen hingezogen, nahm 1963 unter dem Pseudonym „Steff“ an einem Nachwuchswettbewerb in Paris teil, brachte seine erste Single heraus und wurde dafür auch prompt mit dem Grand Prix du Premier Disque ausgezeichnet. Überreicht wurde ihm der Preis vom legendären Schauspieler und Sänger Maurice Chevalier. Und dann ging es Schlag auf Schlag: 1965 kam seine Scheibe Versuch´s noch einmal auf den Markt, weitere, unter anderem in den USA und Frankreich erschienen, kamen hinzu. Das Liedgut war durchweg gefällig, aber weitestgehend anspruchslos. Dennoch verschafften ihm mehrere TV-Auftritte einen gewissen Bekanntheitsgrad.

1967 kehrte Sulke in die Schweiz zurück und dem Songwriter stand plötzlich der Sinn nach Abwechslung. Er nahm ein Studium der Rechtswissenschaften auf, brachte es aber zu keinem Abschluss. Dann doch lieber wieder in die Musikbranche, dachte sich der verhinderte Jurist und produzierte erneut mehrere Vinylscheiben. Nebenher baute er im schweizerischen Biel ein Tonstudio auf und machte sich in der Szene einen Namen als professioneller Tonmeister.

1974 erschienen dann erstmals unter seinem richtigen Namen Lieder in deutscher Sprache, Sulke textete aber auch für Kolleginnen wie Erika Pluhar oder Katja Ebstein. 1982 schaffte er mit seinem Hit Uschi den endgültigen Durchbruch. Ein schöner Erfolg auch: Sulkes Song Ich hab`Dich bloß geliebt wurde 1983 von Herbert Grönemeyer auf seiner LP Gemischte Gefühle gecovert. Und weitere Auszeichnungen kamen hinzu: Der Deutsche Schallplattenpreis für „Nachwuchskünstler“ oder der Ehrenpreis für „hervorragende Kompositions-, Text- und Interpretationsleistungen“.

Dann, 1987, hatte Sulke vom Musikbusiness den Kragen voll. Er stieg aus und orientierte sich völlig anders. Zu leer und zu egomanisch empfand er das Metier der Klänge. Also begab er sich auf „private Besichtigungstour“ und zog ein wenig durch die Welt. 1991 stach ihn wohl der Hafer und er wechselte in einen Bereich, der ihm aber keine Ruhmesblätter bescherte. Zusammen mit einem Architekten werkelte Sulke an verschiedenen Bauprojekten herum. Im Frühjahr 1994 wurde er in Berlin auf offener Straße gekidnapt und verschleppt. Kurz darauf fand er sich, schwer verletzt und geknebelt, in einem Acker an der polnischen Grenze wieder. Sein 500er Mercedes wurde völlig ausgebrannt an einem anderen Ort entdeckt. Die Ermittlungsbehörden vermuteten die Auto-Mafia hinter der Geschichte. Dieser nicht eben glückliche Abschnitt seines Lebens führte dazu, dass sich Stephan Sulke für mehrere Jahre erneut aus der Öffentlichkeit zurückzog.

1999 tauchte er wieder auf und präsentierte eine frische CD. Doch irgendwie wollte er von den Immobiliengeschäften nicht lassen, aber wir vertiefen das hier mal besser nicht, denn die Sache ging finanziell gründlich schief. Sulke besann sich anschließend klugerweise auf seine Fähigkeiten als Sangesbarde, tourte mit alten und neuen Stücken fleißig durch Deutschland und die Schweiz und feierte ein musikalisches Comeback. Seine Fans aus früheren Jahren sind ihm treu geblieben, die Konzerte in der Regel gut besucht. 2003 entstand eine Art Jubiläums-CD „Stephan Sulke 60“. Sein lakonischer Kommentar dazu: „60 Jahre überlebt und 30 Jahre deutsche Lieder. Das muss man feiern oder sich erschießen.“

Mit seinem aktuellen Programm Ich habe Dich bloß geliebt kommt er nun an den See und hat sich für seinen Auftritt am 27.3. das heimelige „Theater an der Grenze“ in Kreuzlingen ausgesucht. Die Veranstalter sind entzückt und versprechen den Besuchern eine „Mischung aus alten Hits und neuen Songs“, dazu „sehnsuchtsvoll gebogene Leittöne und rockig-bluesige Farbeinsprengsel“. Schau mer mal, dann hör´n wir schon und kommen der Frage näher, wie lange man einen Leitton sehnsuchtsvoll biegen kann, bis er klagend zerbricht.

Termin: Mittwoch, 27.3.2013, 20 Uhr, Theater an der Grenze, Kreuzlingen.
Tickets: +41 (0) 672 38 40 oder:
www.ticketportal.com

Autor: PM/hr