Katholische Kirche will Kulturdenkmal platt machen

20130317-230605.jpgNach der Absage von Dekan Trennert-Helwig, den Münstergarten der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen – er befürchtet „randalierende“ Horden – hievt sich die katholische Kirche erneut in die Negativ-Schlagzeilen. Geht es nach ihren Wünschen, soll eines der ältesten Häuser in der Stadt abgerissen werden. Mehrere Bewohner verlören ihr Zuhause, die Nachbarn sind empört und Denkmalschützer ebenso. Ist das Gebäude noch zu retten? Spricht die Stadt ein Machtwort oder taucht sie ab? Die Uhr läuft.

Auf den ersten Blick sieht das Haus eher unattraktiv aus, aber am Stephansplatz 31 rumort es. In dem historischen Gebäude, das unter Denkmalschutz steht, wohnen mehrere Studenten und ein einzelner Mieter. Auf Ende März wurde allen fristlos gekündigt. Das Haus, das jahrhundertelange Konstanzer Geschichte in sich trägt, gehört der katholischen Kirchengemeinde Altstadt Konstanz. Und die möchte dort einen Neubau mit Wohnungen errichten.

Nicht nur die jetzigen Mieter, auch die Bewohner der Nachbarhäuser wollen sich dagegen zur Wehr setzen. Von der Kirche, erklären sie, „hätten wir was anderes erwartet“. Ein Neubau passe überhaupt nicht in das denkmalgeschützte Ensemble. Dazu andere Vorwürfe: „Die Kirche hat hier jahrzehntelang Mieten kassiert, aber kaum etwas investiert, um das Haus zu erhalten und moderat zu renovieren“. Jetzt, so die Vermutung, wolle man mit einem Neubau „einfach mehr Kohle machen“.

Ein Prozess ging verloren

Bei der Stadtverwaltung gibt man sich zugeknöpft. Das Thema sei erst kürzlich bei einer nichtöffentlichen Sitzung des Technischen- und Umweltausschusses behandelt worden. Details könne man deshalb nicht außen tragen, so Axel Mothes, Leiter des Konstanzer Baurechts- und Denkmalamtes. Immerhin räumt er ein, dass das Gebäude von historischem Wert sei. Die Stadt habe sich zuerst gegen den geplanten Abriss gewehrt und wollte es erhalten. Doch dann kam es zu einer Verhandlung vor dem Verwaltungsgericht Freiburg. Das Resultat: Zwar handle es sich in der Tat um eine wertvolle Substanz, aber dem Besitzer, der Kirche, könne der finanziell hohe Aufwand für den Erhalt nicht zugemutet werden.

Warum legt man keinen Einspruch ein und geht in die nächste Instanz? Das sei heikel, sagt Mothes, „wenn wir da wieder verlieren, könnte das für die Stadt teuer werden“. Fragen bleiben dennoch: Warum scheut die Stadt dieses Risiko, denn es geht um ein Kulturdenkmal, das seinesgleichen sucht. Oder hat man bereits die Einspruchsfrist verstreichen lassen? Und: Warum wurde die Angelegenheit, die durchaus von öffentlichem Interesse ist, hinter verschlossenen Türen erörtert?

Die Kirche wartet auf die Abrissgenehmigung

Wie seemoz zugetragen wurde, soll sich Frank Mienhardt, oberster Denkmalschützer der Stadt, vehement für den Erhalt des Gebäudes ausgesprochen haben. Vor allem die gut sichtbaren Teile der Konstanzer Stadtmauer haben ihn wohl stark beeindruckt. Für eine Stellungnahme war er kurz vor Wochenende aber nicht mehr zu erreichen. Kenner der Konstanzer Geschichte glauben, dass das Haus am Stephansplatz 31 wahrscheinlich auf der ersten Stadtmauer steht, die in Konstanz gebaut wurde und datieren sie auf das 13. Jahrhundert.

20130317-230650.jpgAngeblich, das wissen Anwohner zu erzählen, habe es sogar Kaufinteressenten gegeben, die im Sinn hatten, das historische Gebäude stilgerecht zu restaurieren. Doch die Kirche interessiert das offensichtlich nicht, sie will das historische Kleinod platt machen und einen Neubau erstellen. Boris Koch, Verwaltungsbeauftragter der Gesamtkirchengemeinde Konstanz, bestätigt das auf Anfrage. Man habe die Stadt bereits ermahnt, endlich eine Abrissgenehmigung zu erteilen. Die Uhr läuft

Autor: H.Reile