„Die ZF-Lösung in Friedrichshafen ist in Ordnung“
Sparwelle bei ZF in Friedrichshafen: Der Automobilzulieferer will am Standort Friedrichshafen in den nächsten drei Jahren rund 480 Millionen Euro einsparen; allein die Personalkosten sollen um 60 Millionen Euro pro Jahr gekürzt werden. seemoz sprach mit Lilo Rademacher, der 1. Bevollmächtigten der IG Metall in Friedrichshafen:
Kann man als GewerkschafterIn mit diesem Ergebnis zufrieden sein?
Kann man und frau, kann jeder Gewerkschafter. Wir haben die Beschäftigungsgarantie um ein Jahr bis 2013 verlängern können. Das heißt: Es gibt auf absehbare Zeit keine Entlassungen bei ZF.
Wie kommen dann die Einsparungen bei den Personalkosten zustande?
Die Tariferhöhungen werden mit übertariflichen Leistungen verrechnet – bei ZF wurde aufgrund einer Betriebsvereinbarung mehr Lohn gezahlt als im Tarifvertrag vorgesehen. Damit ist es jetzt vorbei, allerdings ist diese Regelung befristet. Die Beschäftigten zahlen als schon ihren Obulus.
Doppelt, wie es scheint. Denn auch die Kurzarbeit wird fortgeführt…
…richtig. Mindestens 60 Prozent der Beschäftigten werden bis Ende 2010 weiter in Kurzarbeit sein und damit Einkommensverluste hinnehmen müssen. Dennoch: Die Sicherheit des Arbeitsplatzes ist ein hohes Gut gerade in diesen unsicheren Zeiten.
ZF beschäftigt in Friedrichshafen derzeit rund 8000 Menschen. Unter ihnen sind etwa 550 Zeitarbeiter, die allerdings im Jahresverlauf ihren Job verlieren werden. Sie sind die Leidtragenden dieses Deals.
Leider wahr. Doch die IG Metall fordert für diese befristet Beschäftigten eine Einmalzahlung von 320 Euro bei ihrem Ausscheiden. Als Trostpflaster sozusagen
Der drittgrößte deutsche Autozulieferer ZF hat seit Ende 2008 mit dem größten Nachfrageeinbruch in der Nachkriegsgeschichte zu kämpfen. Im vergangenen Jahr hatte der Spezialist für Antriebs- und Fahrwerkwerkstechnik einen Umsatzeinbruch um 25 Prozent auf rund neun Milliarden Euro erlitten.
Wir können als Gewerkschaft die Augen vor dieser Absatzkrise nicht verschließen. Es gibt riesige Probleme, die Beschäftigte, Betriebsräte, Geschäftsleitungen und Gewerkschaft gemeinsam lösen müssen. Und unter diesem Gesichtspunkt denke ich, dass die ZF-Regelungen in Friedrichshafen völlig in Ordnung sind.
Foto: Lilo Rademacher
AutorIn: hpk