Schonfrist für Kulturdenkmal: Abbruch erneut abgelehnt
Seemoz brachte es an den Tag und berichtete seit dem 18.3. viermal über den Skandal. Seitdem beherrscht der Streit um den Abriss des Konstanzer Kulturdenkmals am Stephansplatz 31 die Schlagzeilen – Stadtrat, Stadtverwaltung, Denkmalsamt und Medien kümmern sich um den Fall. Nur die Kirche nicht. Dabei ist das Dekanat in der Verantwortung. Ein Entscheid des Baurechts- und Denkmalamt verschärft jetzt die Lage und die LLK prescht mit einem Vorschlag vor – beide Presseerklärungen im Wortlaut:
Die Presserklärung der Stadtverwaltung vom 2. April, 08:27 Uhr
Das Baurechts- und Denkmalamt der Stadt Konstanz hat den Antrag zum Abbruch des Baudenkmals Sankt-Stephans-Platz 31 erneut abgelehnt. Das Baurechts- und Denkmalamt ist der Ansicht, dass das Denkmal unter Berücksichtigung der Wirtschaftlichkeit erhalten werden kann. Dazu können Mittel der Denkmalförderung beitragen. Das Baurechts- und Denkmalamt war gehalten, bis Ende März erneut abzuwägen und über den Abriss bzw. Bestand des Gebäudes am Stephansplatz zu entscheiden.
Pressemitteilung der Linken Liste Konstanz (LLK) vom 2.4.,16:03 Uhr
Stephansplatz 31: Stadt soll Gebäude kaufen, sanieren und Wohnungen bauen
Seit Wochen schon wird über den Erhalt des historischen Gebäudes am Stephansplatz 31 diskutiert. Das Haus zählt zu den ältesten in der Stadt und ist auf einen Teil der Stadtmauer gebaut, die man auf das 11. Jahrhundert datiert. Zu Recht wird das Gebäude als Kulturdenkmal bezeichnet, das es zu bewahren gilt. Doch der Eigentümer, die katholische Kirche, hat offensichtlich keinerlei Interesse an diesem historischen Erbe unserer Stadt. Im Gegenteil: Es soll abgerissen werden und Platz machen für einen Neubau. Seit Jahren lässt die Kirche das Gebäude verkommen, die letzten Renovierungsarbeiten wurden Anfang der 1980er Jahre durchgeführt. Wenig christlich ist auch, dass die momentanen Mieter mit einer Räumungsklage bedroht werden.
Die Linke Liste Konstanz (LLK) begrüßt es außerordentlich, dass die Stadt weiterhin keine Abrissgenehmigung erteilen will und sich vehement für den Erhalt des Hauses ausspricht. Da nicht damit zu rechnen ist, dass die Kirche von ihren Abrissplänen Abstand nimmt, sollte die Stadt umgehend handeln und das Gebäude erwerben. Unser Finanzierungsvorschlag: Erst kürzlich wurden anlässlich des bevorstehenden Konziljubiläums rund 600 000 Euro eingespart – Gelder, die man für den Kauf des Hauses verwenden könnte.
Im Zusammenhang damit wäre es unserer Meinung nach auch sinnvoll, ein anderes Jubiläumsvorhaben zu stoppen und die dafür vorgesehenen Finanzen ebenfalls für den Erhalt des Gebäudes am Stephansplatz 31 einzusetzen. Die Rede ist von dem Projekt „Your eyes on me“, das mit mindestens 250 000 Euro veranschlagt wird. Dabei soll Konstanzer BürgerInnen Mitte nächsten Jahres für fünf Wochen die Gelegenheit angeboten werden, über Videoleinwände Grüße in Partnerstädte zu schicken. Der Sinn dieses teuren Unternehmens erschließt sich uns nicht und hat auch nichts mit Nachhaltigkeit zu tun, die Oberbürgermeister Uli Burchardt regelmäßig einfordert.
Die LLK plädiert auch dafür, vor der nächsten Sitzung des Technischen- und Umweltausschusses am 18.4 einen Ortstermin einzuplanen und das Gebäude zu besichtigen, denn die historischen Details zeigen sich nur in einer Innenansicht. Sollte sich die Stadt für einen Kauf der Immobilie entscheiden, wäre schon im Vorfeld der anstehenden Sanierung daran zu denken, an Ort und Stelle Wohnraum zu sozial verträglichen Preisen zu schaffen.
Holger Reile, Linke Liste Konstanz (LLK)