KKH: Bonn grüßt Konstanz

Vor etwa einem halben Jahr berichtete SPIEGEL ONLINE über das Desaster beim Bau des „World Conference Center Bonn“ (WCCB). Nachfolgend der damalige Bericht. Drängen sich Vergleiche zum KKH in Konstanz auf? seemoz schaut schon mal ein wenig in die Zukunft.

Spiegel Online am 24.09.2009:

In Bonn laufen offenbar hektische Verhandlungen, um die größte Baustelle der Bundesstadt mit frischem Geld zu versorgen. Nach internen Informationen aus der Stadtverwaltung erwägt eine Investorengruppe um die Provinzial Rheinland Versicherung, in Finanzierung und Betrieb des Kongress-Zentrums auf dem Gelände des alten Bundestags einzusteigen. Die Begleitung und Prüfung des möglichen Investments mit internationalen Partnern hat demnach eine Kanzlei in Hamburg übernommen.

Die städtischen Strippenzieher suchen nach möglichst geräuschlosen Auswegen aus einer Affäre um das einstige Renommierprojekt der früheren Bundeshauptstadt. Seit die Parlamentarier nach Berlin gezogen sind, hat sich Bonn als Standort der Vereinten Nationen einen Namen gemacht. Was fehlt fürs internationale Flair, ist ein repräsentatives Kongresszentrum – da waren sich Kommunalpolitiker aller Parteien einig. Doch das Großprojekt „World Conference Center Bonn“ (WCCB) ging bislang gründlich schief.

Als Investor für den Bau und Betrieb wählte die Stadt den Unternehmer Man Ki Kim, Chef der koreanisch-amerikanischen Firma SMI Hyundai. Doch angeblich hielt sich Kim bald nur noch sporadisch in Deutschland auf. Das laut Projektvertrag nötige Eigenkapital von 40 Millionen Euro brachte er nie vollständig ein. Üppige Kredite über insgesamt mehr als 100 Millionen Euro bei der Sparkasse Köln-Bonn bekam der Geschäftsführer der Bauträgergesellschaft „United Nations Congress Center Bonn“ (UNCC) dennoch. Über eine Nebenabrede bürgt die Stadt Bonn für das Kredit-Geld. Die Baukosten explodierten derweil von knapp 140 auf 200 Millionen Euro.

Inzwischen ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts des Betrugs zum Nachteil der Stadt Bonn sowie der Untreue, Bestechung und Bestechlichkeit. Kim und zwei seiner Geschäftspartner sind ins Visier der Ermittler geraten. Der Architekt und Generalunternehmer des WCCB, Young Ho-Hong, sowie der Geschäftsführer der Betriebsgesellschaft WCCB Management, Michael Thielbeer, sitzen in Untersuchungshaft. Die Beschuldigten waren für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Thielbeer hatte ursprünglich als Berater der Stadt Bonn Man Ki Kims Firma empfohlen. Nach dem Zuschlag wechselte er in die Dienste des Investors.

Streit um die Eigentumsverhältnisse

Über die neuen Rettungsversuche aus dem Desaster mag offiziell noch niemand reden. Er könne sich „aus Gründen der Verschwiegenheitspflicht gegenüber seinen Mandanten nicht äußern“, sagte Rechtsanwalt Jürgen Hübner, Spezialist für Immobilienrecht in der Kanzlei Latham & Watkins in Hamburg, die angeblich federführend an den Verhandlungen beteiligt sein soll. Ein Sprecher der Stadt Bonn erklärte, Oberbürgermeisterin Bärbel Dieckmann (SPD) werde heute in nicht öffentlicher Sitzung des Stadtrates zum aktuellen Projektstand Stellung nehmen.

Michael Bock, Finanzvorstand der Provinzial, die angeblich erwägen soll, mit rund 40 Millionen Euro den Weiterbau des Kongress-Zentrums zu finanzieren, sagte SPIEGEL ONLINE: „Wir sind auf das Projekt angesprochen worden.“ Bis zur „Klärung und Bereinigung der unklaren Gemengelage“ sehe die Provinzial allerdings keinen Raum für ein Engagement.

Damit spielt Bock auch auf die höchst schwierigen Besitzverhältnisse der Bauträgergesellschaft UNCC an. Unter den Gesellschaftern der UNCC tobt ein noch nicht endgültig gerichtlich entschiedener Streit um die Eigentumsverhältnisse. Aus dem Engagement der neuen Retter-Truppe dürfte daher nur dann etwas werden, wenn es Staatsanwaltschaft und Stadt schnellstens gelingt, das Chaos um das Kongress-Zentrum zu lichten. Und wenn Oberbürgermeisterin Dieckmann es schafft, das wiederherzustellen, was in der Affäre um das einstige Prestige-Projekt schwer Schaden gelitten hat: das Vertrauen in eine kompetente Projekt-Kontrolle durch die Stadt.

seemoz vom 24.09.2011:

Erst explodierten die Baukosten, dann rückten die Staatsanwälte wegen Betrugsverdachts an, jetzt wird heftig verhandelt: In der Affäre um das Konzert- und Kongresshaus Konstanz (KKH), das einstige Prestigeprojekt der Konzilstadt, hofft die Stadt auf renommierte Retter.

In Konstanz laufen offenbar hektische Verhandlungen, um die größte Baustelle der Konzilstadt mit frischem Geld zu versorgen. Nach internen Informationen aus der Stadtverwaltung erwägt eine Investorengruppe um die 08/15 Versicherung, in Finanzierung und Betrieb des Konzert- und Kongresshauses auf dem Gelände Klein Venedig einzusteigen. Die Begleitung und Prüfung des möglichen Investments mit internationalen Partnern hat demnach eine Kanzlei in Stuttgart übernommen.

Die städtischen Strippenzieher suchen nach möglichst geräuschlosen Auswegen aus einer Affäre um das einstige Renommierprojekt der früheren Pharmastadt. Seit die Führungsriege des Pharmaunternehmens Nycomed nach Zürich gezogen ist, hat sich Konstanz als Standort einer Eliteuniversität einen Namen gemacht. Was fehlt fürs internationale Flair, ist ein repräsentatives Konzert- und Kongresshaus – da waren sich Kommunalpolitiker fast aller Parteien einig. Doch das Großprojekt „KKH“ ging bislang gründlich schief.

Als Investor für den Bau und Betrieb wählte die Stadt den Unternehmer XY. Doch angeblich hielt sich XY bald nur noch sporadisch in Deutschland auf. Das laut Projektvertrag nötige Eigenkapital von 15 Millionen Euro brachte er nie vollständig ein. Üppige Kredite über insgesamt mehr als 50 Millionen Euro bei der Sparkasse bekam der Geschäftsführer der Bauträgergesellschaft  dennoch. Über eine Nebenabrede bürgt die Stadt Konstanz für das Kredit-Geld. Die Baukosten explodierten derweil von knapp 65 auf 100 Millionen Euro.

Inzwischen ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts des Betrugs zum Nachteil der Stadt Konstanz sowie der Untreue, Bestechung und Bestechlichkeit. XY und zwei seiner Geschäftspartner sind ins Visier der Ermittler geraten. Der Architekt und Generalunternehmer des KKH, NN1, sowie der Geschäftsführer der Betriebsgesellschaft, NN2, sitzen in Untersuchungshaft. Die Beschuldigten waren für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. NN2 hatte ursprünglich als Berater der Stadt Konstanz XY’s Firma empfohlen. Nach dem Zuschlag wechselte er in die Dienste des Investors.

Streit um die Eigentumsverhältnisse

Über die neuen Rettungsversuche aus dem Desaster mag offiziell noch niemand reden. Er könne sich „aus Gründen der Verschwiegenheitspflicht gegenüber seinen Mandanten nicht äußern“, sagte Rechtsanwalt OO, Spezialist für Immobilienrecht in der Kanzlei OO & WC in Stuttgart, die angeblich federführend an den Verhandlungen beteiligt sein soll. Ein Sprecher der Stadt Konstanz erklärte, Oberbürgermeister Horst Frank (FGL) werde heute in nicht öffentlicher Sitzung des Gemeinderates zum aktuellen Projektstand Stellung nehmen.

NN3, Finanzvorstand der Provinzial 08/15, die angeblich erwägen soll, mit rund 20 Millionen Euro den Weiterbau des Konzert- und Kongresshauses zu finanzieren, erklärte gegenüber seemoz: „Wir sind auf das Projekt angesprochen worden.“ Bis zur „Klärung und Bereinigung der unklaren Gemengelage“ sehe die 08/15 allerdings keinen Raum für ein Engagement.

Damit spielt NN3 auch auf die höchst schwierigen Besitzverhältnisse der Bauträgergesellschaft XY an. Unter den Gesellschaftern der XY tobt ein noch nicht endgültig gerichtlich entschiedener Streit um die Eigentumsverhältnisse. Aus dem Engagement der neuen Retter-Truppe dürfte daher nur dann etwas werden, wenn es Staatsanwaltschaft und Stadt schnellstens gelingt, das Chaos um das Konzert- und Kongresshaus zu lichten. Und wenn Oberbürgermeister Frank es schafft, das wiederherzustellen, was in der Affäre um das einstige Prestige-Projekt schwer Schaden gelitten hat: das Vertrauen in eine kompetente Projekt-Kontrolle durch die Stadt.

Unglaubwürdig? An den Haaren herbeigezogen? Wirre Fiktion? Mitnichten. Exakt dieses Szenario spielt sich seit geraumer Zeit in der Stadt Bonn ab.

Damit es nicht auch in Konstanz so weit kommt, genügt am 21.3.2010 ein einfaches NEIN zum KKH auf Klein-Venedig.

AutorIn: Carlo Minotti