Von der Heimkehr eines Außenseiters an den Bodensee
Ursula Krechel, aktuelle Trägerin des Deutschen Buchpreises, ist am 9. April im Bodmanhaus Gottlieben mit ihrem neuem Buch „Landgericht“ zu Gast. Ihr zeitgeschichtlicher Roman, dessen Geschichte am Bodensee beginnt, erzählt vom Außenseiter Kornitzer, der im Deutschland der Nachkriegszeit um sein Recht kämpft und nur auf Kälte und Abwehr stößt: Ein preisgekröntes Buch einer preisgekrönten Autorin.
Der Krieg ist zu Ende und Richard Kornitzer, ein jüdischer Richter, kehrt aus dem kubanischen Exil nach Deutschland zurück: In das Land seiner nationalsozialistischen Verfolger, aber auch in das Land, in dem seine nichtjüdische Ehefrau fast zehn Jahre auf ihn gewartet hat. So beginnt Ursula Krechels preisgekrönter Roman „Landgericht“, aus dem die Autorin am kommenden Dienstag, 9. April, im Bodmanhaus Gottlieben liest.
Der Emigrant Kornitzer, der 1948 im Bahnhof Lindau am Bodensee ankommt, stößt auf eine idyllische Gegend und wird bald enttäuscht. Er verlangt nämlich Gerechtigkeit, er kämpft um Anerkennung seiner Verfolgungsgeschichte und um Entschädigung. Er macht sich damit zum Zweiten Mal zum Außenseiter. Die junge Republik, die er gerne mitaufbauen wollte, deren Personal jedoch weitgehend identisch ist mit jenem der Nazizeit, begegnet ihm indifferent, abwehrend, kalt. Die Familie ist von den Verfolgern zerstört, die Kinder konnten nach England gerettet werden, die Eltern müssen sich erst wieder kennenlernen.
Ursula Krechel erzählt die Geschichte der Rückkehr von Richard Kornitzer ins real existierende Nachkriegsdeutschland in einer dichten, teilweise fast atemlosen Sprache. Für den minutiös recherchierten, zeitgeschichtlichen Roman „Landgericht“, der aus einem Berlin der Weimarer Republik, einem Kuba der 1940er Jahre und einem Deutschland der 1950er Jahre erzählt, wurde sie letzten Herbst mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichnet. Auf dem Weg nach Lindau, wo ihr Buch beginnt und wo sie einen Tag später liest, macht Krechel nun Station in Gottlieben.
Ursula Krechel, geboren 1947 in Trier, lebt in Berlin. Vor „Landgericht“ erschienen zuletzt der Roman „Shanghai fern von wo“ (2008) und der Gedichtband „Jäh erhellte Dunkelheit“ (2010). Ursula Krechel hat zahlreiche Preise erhalten, zuletzt den Orphil-Lyrikpreis der Stadt Wiesbaden und den Deutschen Buchpreis (beide 2012).
Ursula Krechel: Landgericht, Moderation: Stefan Keller, Dienstag, 9. April 2013, 20 Uhr, Bodmanhaus Gottlieben TG, Eintritt: 8 Franken. Reservierung: Bodmanhaus – Am Dorfplatz 1 – 8274 Gottlieben, Tel. +41 (71) 669 34 80, sekretariat@bodmanhaus.ch www.bodmanhaus.ch
Autor: PM/hpk