Andreja Huber ist „Die Theaterhasserin“
Die schillernde Fassade der Theaterwelt hat nichts gemein mit der dreckigen, erbarmungslosen Realität des Showgeschäfts. Da kann man nur noch weinen. Dennoch kein Grund, nicht auch darüber zu lachen. Eine junge Schauspielerin rechnet ab, hin und her gerissen zwischen Liebe zum Theater und Resignation angesichts des gängigen Kulturbetriebs: Andreja Huber ist „Die Theaterhasserin“ in der Uraufführung am 17.4. um 20 Uhr im Konstanzer K9
Sie lästert über ihren Beruf, über sadistische Regisseure, ihre schwache Blase, die Kunst und ihre eigenen Eltern. Mit ein bisschen Humor und Selbstironie kann man aber nicht nur sich selbst besser ertragen – auch der frustrierte Monolog einer frustrierten Schauspielerin wird zu einem unterhaltsamen und künstlerisch anspruchsvollen Theaterabend.
Kostprobe gefällig?
Auf der Bühne sind ein Stuhl, ein Tisch, ein Topf. Schon während das Publikum eintritt, steht eine Schauspielerin auf der Bühne mit verschränkten Armen. Kleidungsstil: Gothic-Lolita. Vor ihr ein Tetrapack Sangria. Sie mustert das Publikum. Wenn alle sitzen, tritt sie einen Schritt vor.
„Hochverehrtes Publikum, seid ihr wirklich so dumm, oder warum sitzt ihr hier rum? Ich würde mir dieses Stück nicht antun. Und warum nicht? Wiesu denn bluß? Weil ich eine Theaterhasserin bin.
Ja, ich hasse Theater. Ich hasse Theater. Ich hasse Theater. Und dafür habe ich viele Gründe, viel zu viele, um sie euch heute alle zu erzählen, aber ich muss ja hier vortragen. Gleich fange ich an, ich trinke mir nur vorher ein wenig Mut an. Hihi.
(Sie trinkt einen Schluck Sangria.)
Zunächst einmal habe ich einen sehr banalen Grund, das Theater zu hassen: Ich habe ein Blasenproblem. Ständig muss ich Pipi machen. Gottlob ist es keine Konfirmandinnenblase mehr. Ich bin extra aus der Kirche ausgetreten, damit ich nicht andauernd zur Toilette rennen muss. Ein schwerer Irrtum! Meine Schwäche hat einen ganz anderen Grund: Ich trinke gerne. Ohne Alkohol halte ich das heutige Theater nicht mehr aus. Und dann kommt es, wie es kommen muss: Nach spätestens einer Stunde verspüre ich den Drang, auf die Toilette schreiten zu müssen. Sie kennen das, oder?
Eine Wagneroper, der zweite Satz hat gerade angefangen, und Sie können schon nach zehn Minuten der aus Russland eingeflogenen Diva nicht mehr folgen, weil Sie ausschließlich ans Urinieren denken. Es ist total gemein, dass ich Ihnen das jetzt erzähle, denn einige von ihnen denken jetzt sicherlich an die Toilette und daran, wie Sie sich unauffällig verpieseln können. Geht nicht. Das geht nun wirklich nicht. Glauben Sie mir! Theater sind dazu gebaut worden, dass man nicht aus dem Saal heraus kommt, ohne bemerkt zu werden. Und dann wird in der Pause über einen gelästert.
Haben Sie das gesehen? Der Herr Meier, dieser Kulturbanause, hat sich einfach so verdrückt. Hat einfach kein Verständnis für das moderne Theater…“
Autor: PM
„Die Theaterhasserin“, Uraufführung am 17.4. um 20 Uhr im Konstanzer K9; 19.4. zweite Aufführung