Nicht schon wieder nur halbherzige Trostpflaster für Radfahrer

Wenn am morgigen Donnerstag der Konstanzer TUA (Technische und Umweltausschuss) tagt, geht es vornehmlich um die Zukunft des Denkmalhauses am Stephansplatz, Und deshalb können andere Themen – so wohl die Meinung in der Stadtverwaltung – auf die Schnelle abgehandelt werden. Doch das Problem fehlender Fahrrad-Stellplätze in der Konstanzer Innenstadt ist viel zu drängend, als dass es nur nebenbei behandelt werden dürfte

Denn wenn man bedenkt, dass die Initiative auf einem interfraktionellen Antrag von FGL, FWG und SPD aus dem Juni letzten Jahres fußt, also fast ein Jahr alt ist, nehmen sich die Lösungsvorschläge der Stadtverwaltung zur Fahrrad-Parkplatz-Not doch reichlich dürftig aus. Für schlappe 10 000 Euro sollen 36 neue Radbügel an fünf Altstadt-Standorten platziert werden – ein wahrlich beeindruckendes Ergebnis einjähriger Planungsarbeit.

Wie Claudia Rindt im Heimatblatt richtig anmerkt, helfen solche halbherzigen Lösungen nicht weiter. Wer in der Stadtverwaltung immer noch die Radfahrer ins zweite Glied verschiebt und den Autofahrern überall Vorrang und Vorfahrt öffnet, hat die Zukunftszeichen der Verkehrsentwicklung nicht verstanden: Um den Autoverkehr in der Innenstadt zu drosseln, braucht es sinnvolle Angebote für Radfahrer. Da reichen zusätzliche Radbügel in der Bahnhofsstraße und Brotlaube, am Augustiner- und Stephansplatz sowie in der Unteren Augustinergasse nicht aus. Was fehlt, sind attraktive Angebote für umweltbewusste Bürger, die Innenstadt per Fahrrad zu erobern.

Mir als Fahrradfahrer, der ich häufig auch die Bahn nutze, wäre zum Beispiel geholfen, wenn am Bahnhof ein Fahrrad-Parkhaus gebaut würde. Wenn schon das Terrain des Schweizer Bahnhofs ausfällt, weil das an einem Sportartikel-Anbieter verscherbelt wurde, ließe sich der kitzekleine Autoparkplatz zwischen Bahnhof und Bäckerei zum Fahrrad-Parkhaus umrüsten. Ich erwarte gar keine zweistöckige Hightech-Konstruktion – ein überdachter Stellplatz für wohl 30 Räder täte es auch. Nur – dafür müssten fünf Autoparkplätze geopfert werden. Und wer will das schon im dröseligen Baudezernat?

Da behilft man sich eher mit halbherzigen Trostpflastern – hier ein paar Radbügel mehr und dort eine Fahrerlaubnis zusätzlich: So soll man zukünftig ab 22 Uhr weiterhin durch die Fußgängerzonen radeln dürfen – nicht unbedingt ein Beitrag zur Entflechtung in Hauptverkehrszeiten.

Aber es könnte ja passieren, dass die stimmberechtigten Gemeinderatsmitglieder im TUA mal ihrer Aufsichtspflicht nachkämen und Stadtplanern konkrete Zielvorgaben vorschrieben. Denn wer die Planungshoheit den Bürokraten anvertraut, darf hinterher nicht mosern, wenn seine Vorstellungen nicht realisiert werden. Mehr Durchsetzungsvermögen ist gefragt, verehrte Stadträte.

Autor: hpk