Gut geheuchelt, Frau DJK
Fraglos steht es um die Gleichberechtigung von Mann und Frau noch nicht zum Besten. Frauen haben es trotz hoher beruflicher Qualifikation beispielsweise ungleich schwerer, in kommunalpolitische Führungspositionen zu gelangen. Auch in Konstanz. Wenn allerdings Dorothee Jacobs-Krahnen, Stadträtin der FGL („Freie Grüne Liste“), dieses Manko geißelt, dann reibt man sich schon arg verwundert die Augen
Die FGL gibt seit Jahren den „Subkurier“ heraus, in dem die Kommunalpolitik aus grüner Sicht beleuchtet wird. In der neuesten Ausgabe meldet sich auch Dorothee Jacobs-Krahnen, in Ratskreisen auch kurz DJK genannt, mit einem eigenen Beitrag zu Wort. „Frauen unerwünscht – Rolle rückwärts im Gemeinderat“, titelt sie ihren Text. Sie blickt unter anderem zurück auf die vergangene Bürgermeisterwahl, bei der sich Andreas Osner mit einer Stimme Mehrheit vor Ute Seifried durchsetzen konnte.
Seifried ist allseits anerkannte Leiterin des Konstanzer Sozial- und Jugendamtes, galt als Favoritin und hätte die erste Bürgermeisterin der Stadt Konstanz werden können. Jacobs-Krahnen unterstützte die mit ihr befreundete Seifried nach Kräften, was auch ihr gutes Recht ist. Schwer enttäuscht vom überraschenden Ausgang der Wahl schreibt sie nun im „Subkurier“: „Der Wille, qualifizierte Frauen in Führungspositionen zu bringen, bleibt derzeit in Konstanz ein bloßes Lippenbekenntnis.“ Und weiter säuselt Jacobs-Krahnen: „Konstanz hat damit die historische Chance auf ihre erste Bürgermeisterin fahrlässig verspielt“.
Da kann man grundsätzlich zustimmen, aber gerade die grüne Rätin hätte in diesem Fall wohl besser geschwiegen. Als Vorreiterin für Frauenrechte taugt die strukturkonservative Strippenzieherin und raffinierte Netzwerkerin rein gar nicht. Kaum ein Jahr ist es her, da wehrte sie sich mit Händen und Füßen gegen die OB-Kandidatur ihrer „Parteifreundin“ Sabine Seeliger. Deren Chancen, erste Oberbürgermeisterin der Stadt Konstanz zu werden, wären ganz passabel gewesen, wenn die Grünen einheitlich hinter ihr gestanden hätten. Aber Alt-OB Horst Frank unterstützte sie nicht und vor allem DJK ließ keine Gelegenheit aus, Seeliger in schöner Regelmäßigkeit vors Schienbein zu treten, ihr die Gefolgschaft zu verweigern und mit dazu beizutragen, die FGL in der KandidatInnenfrage zu spalten. Mit innerparteilichen Scharmützeln und Intrigen lässt sich keine OB-Wahl gewinnen. Das enttäuschende Ergebnis für die engagierte Kommunalpolitikerin Sabine Seeliger war demzufolge vorhersehbar.
So gesehen ist DJK´s Kritik an der fehlenden Unterstützung für Frauen in kommunalpolitischen Spitzenämtern höchst scheinheilig. Auch bei langjährigen FGL-Mitgliedern stieß ihr Subkuriertext dem Vernehmen nach auf Unverständnis und Ablehnung. Mit noch leiser Sorge blicken viele FGL-Anhänger auf die Kommunalwahlen im nächsten Jahr. Die FGL ist in mindestens zwei Lager gespalten und schon lange kein Garant mehr für fortschrittliche Lokalpolitik und kritische Verwaltungskontrolle. Diese Zeiten sind längst vorbei. Und daran hat auch die selbsternannte Frauenrechtlerin Jacobs-Krahnen einen gehörigen Anteil.
Autor: H.Reile
@ Was ist denn Gleichberechtigung?:
Genau die Frage, die Ihr Nickname impliziert, sollten Sie sich selbst stellen…
Gleichberechtigung bedeutet, eben keinen Unterschied zwischen den Geschlechtern zu ziehen – weder für noch gegen die Qualifikation von Frauen im Vergleich zu Männern. An genau diesem Schritt hatte Frau Jacobs-Krahnen in den letzten Jahren keinen Anteil!
In Spanien arbeiten zum Beispiel Frauen bei der Müllabfuhr. In Deutschland undenkbar. Warum soll diese Arbeit nur von Männern ausgeführt werden? Ist das Gleichberechtigung?
Aus welchem Grund wird denn immer wieder behauptet, dass Frauen soviel besser qualifiziert sind als Männer?
Wo werden Frauen benachteiligt? Ich kann diese typisch deutsche Diskussion nicht mehr hören / lesen et cetera.
Ja, Herr Reile, wenn überall in unserer Gesellschaft Intrigantentum, Scheinheiligkeit und gefährliches Machtgebaren, von skrupellosen Strippenziehern gekonnt als Verseuchung des menschlichen Miteinanders genutzt, so klar beim Namen genannt würden, dann könnte man vielleicht doch etwas an den Mißständen in der Politik und in allen anderen Bereichen unserer gesellschaftlichen Gemeinschaft verändern.