Viktor Pensa, übernehmen Sie

Die Schweizer sollen es richten: Experten aus Basel werden die barrierefreie Querung des Münsterplatzes in Konstanz bauen. Das berichteten Herbert Munjak (TBK) und Pflastermeister Viktor Pensa aus Basel vor dem Technischen und Umweltausschuss (TUA). Damit hätten die jahrelange Diskussionen über die Umgestaltung des schönsten Stadtplatzes ein glückliches Ende – wenn, ja wenn der Gemeinderat am 16.5. endlich zustimmt

Der Ausflug des Gemeinderates im März nach Basel hatte offensichtlich die von Baubürgermeister Kurt Werner beabsichtigte Wirkung: Übereinstimmend berichteten die Stadträte, dass die am Münsterhügel in Basel gefundene Lösung zur behindertengerechten Umgestaltung des Pflasters 1:1 in Konstanz übernommen werden solle. Also keine Querung mit Sandsteinplatten, wie noch im Februar beschlossen, sondern ein Querweg mittels Abschliff des vorhandenen Pflasters. Das wäre dann die vom Baubürgermeister immer schon angestrebte Kombination von: Erhaltung des tatsächlich schönen Erscheinungsbildes des Platzes mit notwendiger Funktionalität für gehbehinderte Passanten.

Schweizer Spezialisten

Nur – das Verfahren ist aufwändig. Und das trauen sich die Konstanzer nicht zu. Deshalb muss der mittlerweile europaweit anerkannte Fachmann Viktor Pensa aus Basel ran. Der hat nicht nur den Münsterhügel in Basel saniert, der hat auch für derartige Arbeiten ein spezielles Verfahren und die dafür nötigen Maschinen entwickelt. Denn die Pflastersteine müssen gefräst, geschliffen und schließlich geflammt werden – nur so entsteht ein ebenes, gleichmäßiges Pflasterniveau mit dennoch ausreichender Rutschfestigkeit. Die Arbeiten, von vornehmlich Schweizer Spezialfirmen ausgeführt und unter der Bauaufsicht von Pflastermeister Pensa, sollen Mitte September beginnen und Mitte Oktober 2013 abgeschlossen sein.

Sorge bereitet den Bauleuten der Untergrund. Anders als in Basel liegt das Münsterplatz-Pflaster in Konstanz in einem Sandbett, auch die Fugen sind sandig. Um ein Verrutschen der Steine durch die Schleifarbeiten zu verhindern, sollen deshalb die Fugen mit Mörtel aufgefüllt werden. Wie kräftig diese Mörtelschicht sein soll – darüber gab es zwischen selbst ernannten und wirklichen Experten im TUA heftige Diskussionen. Schlauerweise vertraute man letztlich dem Fachmann: Viktor Pensa hält acht Zentimeter für ausreichend und damit basta.

Weitere Verzögerung?

Für Irritation sorgte einzig der städtische Behinderten-Beauftragte Conrad Schechter. Der hatte zwar noch in Basel die dortige Lösung gelobt, rückte aber im TUA von dieser Einschätzung ab. Er forderte zum wiederholten Male eine Musterfläche vor Beginn der Bauarbeiten, damit auch Konstanzer Rollstuhlfahrer sich ein Urteil bilden können. Das Echo der Ausschuss-Mitglieder war geteilt: Während zum Beispiel Anselm Venedey von den Freien Wählern und Holger Reile von der Linken Liste die Vorteile einer solchen neuerlichen Erprobungsphase auch aus  Furcht vor weiteren Verzögerungen gar nicht einsehen mochten, hielten Vertreter von CDU und FDP – wohl aus Angst vor neuerlicher Bürger-Kritik – eine solche Abstimmung mit Rädern durchaus für sinnvoll. Entscheiden wird diese Frage der Gemeinderat in seiner nächsten Sitzung am 16.5.

Preiswertere Lösung

Auch über die Kosten muss der Gemeinderat am 16.5. nochmals entscheiden. Zwar wurden in den Haushalt 2013/14 bereits 520 000 Euro für die Münsterplatz-Sanierung eingestellt, doch die neue Lösung würde um rund 200 000 Euro preiswerter. Vermutlich. Und das versteht nicht nur Bürgermeister Kurt Werner als Vorteil des Baseler Modells.

Autor: hpk

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