Mit neuen Enthüllungen muss gerechnet werden
Am kommenden Montag, 13. Mai, erscheint das Buch, gut vier Wochen später stellt der Autor den Bestseller in Konstanz vor: „Schwarzbuch Waffenhandel. Wie Deutschland am Krieg verdient“ von Jürgen Grässlin. Deutschlands profiliertester Rüstungskritiker nennt in seinem neuesten Buch viele Namen und Profiteure sowie neue, hochbrisante Fakten aus dem „Geschäft mit dem Tod“, das eine ihrer Wurzeln gerade am Bodensee hat. Und wie aktuell das Thema ist, erweist sich dieser Tage in Oberndorf am Neckar
Denn unsere Politiker beschwören den Frieden und betreiben den Krieg: Deutschland ist der weltweit drittgrößte Waffenexporteur – und macht auch vor Lieferungen an verbrecherische und menschenverachtende Regime nicht halt. Da sollen Panzer nach Saudi-Arabien und Spähwagen nach Katar geliefert werden – oder Sturmgewehre an Mexiko. Gerade dieses Geschäft des Gewehr-Produzenten Heckler & Koch (H&K) aus Oberndorf beschäftigt derzeit die Staatsanwälte. Urheber einmal mehr: Jürgen Grässlin.
Kündigungen bei Heckler & Koch, Staatsanwälte ermitteln weiter
Drei lange Jahre leugnete H&K seit Grässlins (s. Foto) Strafanzeige vom 19. April 2010 jegliche Verwicklung in illegale Waffengeschäfte mit Mexiko. Jetzt fällt das Kartenhaus des Leugnens in sich zusammen. Auf den ersten Blick sind die H&K-Geschäftsführer Niels Ihloff und Martin Lemperle in die Offensive gegangen: Zwei Mitarbeiter wurden fristlos gefeuert, es bestehe „dringender Tatverdacht“. Doch die Strategie des Opferns untergeordneter Sündenböcke droht zu scheitern – die Entlassenen werden sich mit juristischen Mitteln zu wehren wissen und dabei könnten brisante Details ans Licht kommen. Denn in den Mexiko-Deal sind weitaus mehr H&K-Vertreter verwickelt. Eine Spur führt an die Unternehmensspitze, der vormalige Rottweiler Landgerichtspräsident und H&K-Geschäftsführer Peter Beyerle ist bereits zurückgetreten.
Hintergrund auf Basis einer SPIEGEL-Information: Mit den Kündigungen hat der Waffenhersteller Heckler & Koch erstmals zugegeben, illegal Sturmgewehre vom Typ G36 in die Unruheprovinzen Mexikos geliefert zu haben. Man habe „interne Sonderuntersuchungen“ in Auftrag gegeben, um die Vorwürfe zu prüfen. Ein aus Wirtschaftsprüfern und Rechtsanwälten bestehendes Team sei zu dem Ergebnis gekommen, dass ein „dringender Tatverdacht gegen zwei langjährige Mitarbeiter“ bestehe, „Waffenlieferungen in nicht genehmigungsfähige mexikanische Bundesstaaten veranlasst zu haben“. Die ermittelnde Staatsanwaltschaft in Stuttgart teilt diese Einschätzung nicht. „Wir ermitteln gegen mehr als zwei Personen“, sagte eine Sprecherin. Soweit der SPIEGEL.
Namen der Täter – am 18. Juni in der Spiegelhalle Konstanz
Heckler & Koch spielt auch eine Hauptrolle in Grässlins neuem Buch „Schwarzbuch Waffenhandel“. Der Autor liefert darin neue Rechercheergebnisse zur Oberndorfer Waffenschmiede. Grässlin: „Ich gebe 20 Tätern in der Rüstungsindustrie und in der Politik Name und Gesicht, den Opfern eine Stimme. Im Mittelpunkt des Buches stehen die hemmungslosen Rüstungsexporte in Krisen- und Kriegsgebiete und die dahinter stehende Lobbypolitik.“ Mit neuen Enthüllungen also darf gerechnet werden – unabhängig davon wird es beizeiten eine kritische Besprechung des Buches auf seemoz geben.
Die Konstanzer Lesung am 18.6. in der Spiegelhalle, Hafenstraße 12, wird gemeinsam vom Stadttheater und der Friedensinitiative Konstanz organisiert.
Autor: hpk
Lesung und Diskussion: 18.6. Spiegelhalle Konstanz, 20 Uhr; Eintritt: 9/6 Euro
Weitere Links:
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Die Rüstungsdiskussion, wie sie wirklich war
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