„Selbstdenken. Eine Anleitung zum Widerstand“
Harald Welzer will in seinem neuen Buch uns allen Mut machen. In „Selbstdenken. Eine Anleitung zum Widerstand“ berichtet er über gelungene Projekte zur Veränderung, über car-sharing-Projekte und Giveboxen, über die Stromrebellen von Schönau und den Aufbau allfälliger Genossenschaften, wie beispielsweise die GLS-Bank. Das ist alles nicht neu, dennoch nachahmenswert. Wie gesagt: Eine Anleitung zum Widerstand im Kleinen
Autor Welzer (s. Foto) ist wohl des Redens müde, schrieb deshalb ein sehr anregendes Buch, um sich und andere anzustiften, die Welt konkret zum Besseren zu verändern. Im Gegensatz zu den vielen Skeptikern sieht er gute Chancen: Für einen Kurswechsel müsse niemand Mehrheiten gewinnen, es reichten fünf Prozent einer Gesellschaft. Übrigens behält er diesen Optimismus, obwohl er zugleich konstatiert, hinter dem Rücken der Regierungen habe sich eine Wirtschaftsautokratie herausgebildet, bestehend aus etwa 150 Unternehmens-Einheiten, vornehmlich aus den Branchen Finanzen und Energie, die weltweit das Sagen hätten. Mit den fünf Prozent kann man offensichtlich auch denen `einheizen`, vorausgesetzt sie kommen – und das sei entscheidend – aus allen gesellschaftlichen Schichten, nicht nur aus einer. Und dann gebe es noch eine Voraussetzung, so Welzer: Diese fünf Prozent müssten spannende Geschichten über gelungene Projekte der Veränderung und über Vorbilder erzählen können, das stecke an. Nur keine Dramatisierung und kein Angstmachen mehr: Es sei fünf vor 12 und ähnlichem, das lähme nur.
Der Sozialpsychologe, der viele Jahre auch über Fragen von Gewalt und Gewaltbereitschaft geforscht und sich bereits damit einen Namen gemacht hat, stellt nicht die Frage in den Mittelpunkt, was seines Erachtens schief läuft in der bundesdeutschen und den meisten westlichen Wirtschaftsgesellschaften. Sein Buch richtet sich an diejenigen, welche den Zustand so wie er analysieren: Welzer beschreibt am Beispiel seiner Kindheit, wie seine und weitere Generationen aufgewachsen sind, welches Denken und Fühlen, welche Mentalität in diesen Menschen steckt. Die vielen Comic-Heftchen, die von „Unser Freund – das Atom“ handelten, von den Verheißungen des unerschöpflichen „Öl für uns alle“, der Mondlandung, die großen Versprechen des segensreichen technischen Fortschritts. Diese Logik der permanenten Steigerung, die „Wachstumsreligion“ präge unverändert politische Entscheidungen, das Wirtschaften und die Lebensweise der meisten Menschen. Welzer nennt das Versenken dieser Vorstellungen in das menschliche Innenleben die „tiefe Industrialisierung“. Nun drohe die bisherige Erfolgsgeschichte in eine „des Scheiterns umzuschlagen“. Es gehe nicht um Korrekturen, „sondern um eine Umkehr“. Nun habe eben das Überhand genommen, was sich an Problemen lange schon angebahnt habe: die Knappheit der Ressourcen, die Klimakrise, die Zerstörung der Umwelt, der verschwenderische Konsumismus mit seiner Kraft, „jegliche Gegenbewegung zu vereinnahmen“, die Grenzen des Wachstums.
Für Welzer ist klar: So kann es nicht mehr weitergehen. Und darin steckt das Thema seines Buches: Warum leben die meisten Menschen einfach so weiter? Er beschäftigt sich mit dem `Nachhinkeffekt des sozialen Habitus` (Norbert Elias) und der „Apokalypseblindheit“ des Menschen (Günther Anders). Mit der geringen Wirkung von Appellen an Vernunft und Einsicht und der Ebenen der Kognition und der Moral. Mit der Kraft der Selbstwirksamkeit. Mit der verhängnisvollen Rolle von Erfahrung. Mit dem Lernen von Widerständigkeit. Mit dem Druck der Konformität auf den kooperativ und sozial geprägten Menschen. Mit der Anpassungsfähigkeit des Menschen, die ihm erschwere, gesellschaftliche Verfallserscheinungen angemessen und rechtzeitig zu registrieren, könne er diese als deren Teil doch gar nicht überblicken. Das Ziel von Welzer: „In diesem Buch geht es darum, unseren Tunnelblick zu therapieren.“
Er beschreibt Projekte und Menschen, die einen anderen Kurs einschlagen. Damit will Welzer wohl Mut machen. Jedoch sind es Beispiele, die schon seit langem bekannt sind: die car-sharing-Projekte und Giveboxen, die Stromrebellen von Schönau und der Aufbau allfälliger Genossenschaften, wie beispielsweise die GLS-Bank. Sie entmutigen eher, zeigen sie doch, wie wenige wirksame Projekte in den letzten 20 Jahren entstanden sind, wie wenige Menschen sich einen Kurswechsel zueigen gemacht haben. Aber vielleicht regen sie doch an, nach der Devise: Da muss doch mehr drin sein ….
Autor: Wolfgang Storz/WOZ.
Harald Welzer, „Selbstdenken. Eine Anleitung zum Widerstand“, S. Fischer-Verlag, Frankfurt am Main, 2013, 328 Seiten, 19.99 Euro
das buch von harald welzer
schon die nennung der eindrücklichen beispiele für mögliche
erfolge des sebst-denkens zeigen, wie überaus wichtig die selbst-denker und deren umsetzungsfähigkeiten sind, —
die trotz der hohen hürden für die lancierung einer bürger-
initiative erfolgreich waren
ein weiteres eindrückliches beispiel des selbstdenkens und einer bürgerinitiative ist
die „aktion kleinschreibung e.v. …“ in
Tuttlingen (Donau), Wilhelmstraße 39/1,
darüber berichtet wurde
im tb „vernünftiger schreiben“, in der reihe
„informationen zur zeit“, Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt, Main, ab märz 1974,
und in einer „Spiegel“-ausgabe im november 1979
wenn diese initiative — wie es heißt — stillgelegt ist, das
halte ich für sehr bedauerlich —
doch meine ich beurteilen zu können, dass gewisse selbst ernannte götter und viele heilige kühe diese ausgezeichnete und sehr einfache idee zum einsturz gebracht haben, — obwohl die seit 1958 fällige und dringende umsetzung schon ende der vierziger jahre in dänemark vorgemacht worden ist !
(( 1958 Wiesbadener Empfehlungen ))
aber anscheinend ist es in Deutschland nicht nötig, STEUER-
gelder einzusparen, vielleicht auch noch verpönt dazu, — die
vielen landes-rechnungshöfe lassen unbeschwert grüßen, — die schulkulturminister erdreisten sich noch heute, enge und überflüssige „regelungen“ für die verschriftlichung der deutschen sprache vor zu schreiben (vorzuschreiben)!
für die sprachliche integration der vielen migranten wird mehr geld aufgewändet als in staaten außerhalb des deutsch-sprachigen gebiets: das stellt eine eklatante ungleich-behandlung in europa dar, die ein unrecht darstellt, nicht nötig ist und einer sprachlichen notwendigkeit völlig entbehrt, — wer den angesprochenen missstand weiter aufrecht
erhalten will, muss beweisen können, dass die schriftlichen
kommunikations-vorgänge in den nicht deutschsprachigen staaten viel schlechter war und ist als dies „hier“ der fall ist. —- ich warte geduldig auf diesen beweis !!!