Unser guter, alter Mixa
Alle Welt redet von Missbrauch an Schulen, Internaten und sonstigen Bildungseinrichtungen. Unser Kollege Franz Holz, die spitze Feder aus dem Hegau, erinnert nochmal an den Mann, der schon frühzeitig erkannte, wer für das Malheur verantwortlich ist. seemoz, das Magazin für geistliche Angelegenheiten, dankt herzlichst für den vorösterlichen Text.
Mixa! (schlüpfrige oder gar sexistische Wortspielereien mit diesem Namen sind tunlichst zu unterlassen). Also Walter, der Mixa, radikalkatholischer Seelsorger und Bischof von Augsburg, nahm schon kurz nach Weihnachten eine Art Himmelfahrt auf. Den Gottesanbeter quälte die längst bewiesene Tatsache, dass sich Geistliche aus seinem Stall gerne an Kindern und Minderjährigen vergreifen – und zwar seit Jahrzehnten. (Nur mal nebenbei: Woher kommt eigentlich der Begriff „Schweinepriester“?).
Die sich auftürmenden Negativschlagzeilen passten dem Mixa aber sowas von gar nicht und lange suchte er nach Erklärungen für das Fehlverhalten einiger seiner Brüder in Christo. Nach innigem Gedankenaustausch mit seinem Herrn kam ihm sozusagen über Nacht die Erkenntnis für den Schweinskram: Die 68-er sind schuld! Genau, diese langhaarigen und ungewaschenen Gesellen von annodazumal, die vor gar nichts mehr Respekt hatten, sogar vor der Ehe am anderen Geschlecht naschten und im Drogenrausch in öffentlichen Telefonzellen onanierten. „Die sexuelle Revolution“, so Mixa zu den Missbrauchsvorwürfen, „ist daran sicher nicht unschuldig“. Denn die triebgesteuerten Revoluzzer hätten „die Legalisierung von sexuellen Kontakten zwischen Erwachsenen und Minderjährigen gefordert“.
Da drängt sich eine höchst erstaunliche Schlußfolgerung geradezu auf: Das Gedankengut von APO und Studentenbewegung wurde, anders sind die Äußerungen Mixas nicht zu verstehen, in manchen Priesterseminaren dem seelsorgerischen Nachwuchs wärmstens ans Herz gelegt. Im Praxistest tobten sich dann etliche zölibatäre Zwangsneurotiker anschließend ungeniert in den Klosterschulen aus. Als Pfarrvikar im bayrischen Schrobenhausen war Mixa in jungen Jahren übrigens auch als Religionslehrer tätig. Da fragen wir jetzt mal lieber nicht nach. Aber, werte LeserInnen, wo kommt man besser an Frischfleisch ran als in Schulen oder Internaten? Oder gehen Sie etwa zum Metzger, wenn Ihnen der Sinn nach einer neuen Hose steht? Na also.
Mixas historisches Verständnis ist sowieso etwas grob gestrickt. Ziemlich genau vor einem Jahr stellte er die Anzahl der Schwangerschaftsabbrüche der zurück liegenden Jahre mit dem Holocaust auf eine Stufe. Und da er schon mal in Rage war, machte er den Atheismus als Triebfeder für Gulag und nationalsozialistische Gewaltherrschaft verantwortlich. Nehmen wir Mixa ernst, dann kann das nur bedeuten: Vor den in Deutschland lebenden Atheisten und Konfessionslosen, also etwa 20 Millionen „Gottlosen“, sollte man sich rund um die Uhr gehörig in Acht nehmen. Denn hinter jedem von ihnen könnte sich ja ein potentieller Gewalttäter mit Gestapo-, KGB- oder Stasibiografie verbergen. Schön, wenn man ein klares Weltbild hat.
Angesichts der bedrückenden Schlichtheit seiner Argumente wäre Mixa ein Mann für die hohe Politik. An Auszeichnungen und Ehrungen fehlt es ihm ja nicht. Der bayrische Verdienstorden baumelt an seiner Soutane, in den „Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem“ wurde er aufgenommen und er ist Ehrenmitglied mehrerer katholischer Studentenverbindungen am rechten Rand. Bessere Referenzen gibt es kaum. Zudem amtet er seit rund zehn Jahren als katholischer Militärbischof für die Bundeswehr und ist im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz Mitglied bei der – auch nicht schlecht – „Unterkommission für Frauenfragen“.
Sie sehen, der Mann ist breit aufgestellt und auch der Umgang mit Spendengeldern (ganz wichtig für eine politische Karriere), ist ihm bestens vertraut.
Im Januar 2002 weilte der Augsburger Bischof in Mazedonien, um bei Glaubensbrüdern nach dem Rechten zu sehen. Bei der Rückreise entdeckte man bei einer Kontrolle auf dem Flughafen in Skopje in Mixas Handgepäck über 200 000 Euro. Ein mazedonischer Geistlicher habe sie ihm übergeben, erklärte der deutsche Würdenträger den erstaunten Zollbehörden. Er, Mixa, sei gebeten worden, das Geld bei einer kirchlichen Bank in Deutschland einzuzahlen, auf dass es sich wundersam vermehre. Alle Achtung, diese katholische Allzweckwaffe ist mit allen Weihwassern gewaschen und empfiehlt sich in der Tat für höhere Aufgaben.
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AutorIn: Franz Holz