Es scholzt gar üppig im Wonnemonat Mai

Erneut geht es um den umstrittenen Dichter Wilhelm von Scholz (1874 – 1969). Kommenden Donnerstag wird im Bodman-Literaturhaus zu Tägerwilen ein Buch vorgestellt, das sich mit Leben und Werk des Schriftstellers befasst und der, weit über seinen Tod hinaus, immer noch und immer wieder ein Thema ist. Auch eine Matinée steht an und schließlich eine Premiere im Stadttheater Konstanz, wo Scholz` Drama „Der Jude von Konstanz“ aufgeführt wird

Wilhelm von Scholz war vor dem Zweiten Weltkrieg ein berühmter Mann. Sein Theaterstück „Wettlauf mit dem Schatten“ wurde weltweit auf den wichtigsten Bühnen aufgeführt, er selber war seit 1926 Präsident für Dichtkunst in der Preußischen Akademie der Künste. Doch 1933 erklärte Wilhelm von Scholz seine Loyalität zum „Dritten Reich“. Er wurde ein bekennender Nazi und verriet damit seine einstmals humanistischen Ideale.

Nach dem Krieg geriet das Werk von Wilhelm von Scholz in Vergessenheit. Ab und zu machte sein Fall aber doch noch Schlagzeilen: Wenn es um eine Ehrung zum 75. Geburtstag des Konstanzer Dichters ging, um eine Ehrenbürgerschaft, die ihm von seiner Heimatstadt angetragen wurde, um sein Grab oder um eine Straße, die nach ihm benannt worden war. Anfang 2010 wurde der Wilhelm-von-Scholz-Weg aufgrund der NS-Vergangenheit des Dichters in „Zur Therme“ umbenannt.(seemoz berichtete in den zurückliegenden Jahren mehrmals über die zum Teil heftigen Debatten).

Kürzlich brachten Manfred Bosch und Sigmund Kopitzki im UVK-Verlag ein Buch über von Scholz heraus, das zahlreiche Aufsätze über den einstigen Konstanzer Starautor enthält. Im Bodmanhaus, wo einst Scholz` Kollege Emanuel von Bodman lebte und wirkte, stellen die beiden Herausgeber ihr Werk vor und diskutieren über eine schwierige Figur der Zeit-, der Literatur- und der Regionalgeschichte. Was bleibt, angesichts der nationalsozialistischen Verbrechen, von diesem Dichter? Bleibt überhaupt etwas? Und was hat seine Literatur mit dem politischen Selbstverrat dieses Mannes zu tun.

Es ist nicht die erste Neuerscheinung, die sich mit Wilhelm von Scholz beschäftigt. Auch Hendrik Riemer brachte im Konstanzer Verlag Hartung-Gorre ein Buch auf den Markt: „Der Konstanzer Dichter Wilhelm von Scholz – Eine biographische Annäherung“, das auf seemoz am 6.3.2013 ausführlich besprochen wurde, aber dem Südkurier bisher nur ein paar dürre Zeilen wert war. Da verwies man doch lieber auf das Buch, für das Südkurier-Redakteur Kopitzki als Mitherausgeber verantwortlich zeichnet.

Manfred Bosch und Siegmund Kopitzki: Der Fall Wilhelm von Scholz – Donnerstag, 23. Mai 2013- 20 Uhr – im Bodmanhaus Gottlieben. Moderation: Stefan Keller. Eintritt: 8 Franken. Reservation: sekretariat@bodmanhaus.ch oder telefonisch: +41(71)669 34 80

Im Rahmen der Sonderausstellung „Wettlauf mit dem Schatten. Der Fall des Dichters Wilhelm von Scholz“ bittet das Hermann-Hesse-Höri-Museum in Gaienhofen am Sonntag, 26. Mai, ab 11 Uhr zu einer Matinée. Unter dem Titel „Wir haben keine Heimat, nur das Grab“, geht es um das Scholz-Drama „Der Jude von Konstanz“, das dann am 7. Juni im Konstanzer Stadttheater Premiere haben wird. Es diskutieren: Christoph Nix (Intendant), Miriam Reimers (Dramaturgin), Stefan Otteni (Regisseur) und Zeljko Marovic (Hauptdarsteller).

Autor: PM/hr

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