Von Eseln und Pinguinen
Endlich sind sie da! „Süße Frackträger“ und „drollige Tiere“ nennt der „Südkurier“ die zehn Eselspinguine, die kürzlich im Konstanzer Sea Life angeliefert wurden und ab sofort begafft werden können. Ein Fall für Tierschützer?
Man habe weder Kosten noch Mühen gescheut, so die Sea Life Marketing-Abteilung, um den zehn Vögeln ein neues Heim zu schaffen. Hergekarrt hat man sie aus dem französischen Brest, in „bequemen und gekühlten Transportboxen“, also sozusagen in der Business-Class. Unterwegs habe es Sushi gegeben und kurz nach ihrer Ankunft in Konstanz seien die „neuen Publikumslieblinge“, weiß Südkurier-Tierrechtsexperte Josef Siebler, erstaunlich „lebhaft“ gewesen.
Wie putzig! – eines der Tiere habe sogar schon ein „I-aaahh!“ von sich gegeben. Also alles bestens, die österliche Attraktion bringt ab sofort Kohle satt. Begrüßt wurden die Neuankömmlinge von Bürgermeister Claus Boldt. Ja, das ist der, der uns soviel Freude bereitet hat beim bundesweit bekannten Maultaschenskandal. Die Ware Tier lässt sich gut und auch geschickt vermarkten. Da passt es doch, wenn ein Bürgermeister seinen Segen erteilt und haltlos vor sich hin plappert. Die Stadt sondert Ergebenheitsbekundungen ab und freut sich über Gewerbesteuereinnahmen, die das Sea Life Jahr für Jahr ín die Kassen spült.
Dann drückt man auch gerne mal ein Auge zu, wenn es um grenzwertige Tierhaltung geht, nicht wahr? Hauptsache, der Euro rollt im Glaskasten auf Klein-Venedig. Kritiker sollen gefälligst den Schnabel halten. Immerhin dürfen sich die zehn „Frackträger“ in einem Becken tummeln, das sage und schreibe eine Fläche von 120 Quadratmetern aufweist. Bei Kunstlicht können sie dann bestaunt werden und die ganze Quälerei feiert fröhliche Urständ`. Sea Life, dürfen wir dem Ortsblatt entrnehmen, wolle die Besucher „sensibilisieren für das bedrohte Ökosystem Antarktis“. Wie nobel.
Eselspinguine in freier Wildbahn haben es aber auch sowas von schwer: Sie tauchen bis in eine Tiefe von 200 Metern und legen bei ihrer Nahrungssuche täglich rund 15 Kilometer zurück. Sie erreichen dabei Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 27 km/h. Was für ein unsinniger Aufwand: In Konstanz haben sie es bequemer. Ihr Plantschbecken ist gerade mal zehn Meter lang und Sushi gibt’s ohne Jagdeinsatz für lau. Die Tiere, erfahren wir aus der Zeitung, hätten sich bereits „gut eingelebt“. Na, dann kann ja nichts mehr schief gehen bei der angestrebten Sensibilisierung für die gefährdeten Ökosysteme. Stolz sein dürfen wir obendrein, denn Konstanz gibt wieder mal den Ton an. Denn das hiesige Sea Life ist das erste in Deutschland, das nun Pinguine beherbergt.
Herzlichen Glückwunsch und Frohe Ostern.
AutorIn: H. Reile