ver.di versus Alnatura
Deutschlands führende Handelskette für Bio-Lebensmittel hat jahrelang, so der Vorwurf der Gewerkschaft ver.di, zumindest in einigen Bereichen verschiedene Löhne unter Tarifniveau gezahlt. Jetzt rudert Alnatura-Chef Rehn zurück und verspricht Besserung. Doch der Gewerkschaft reicht das noch nicht.
Führend im Verkauf von Biolebensmitteln, führend auch bei Bio-Innovationen – so die Alnatura-Eigenwerbung -, doch wohl nicht führend bei der Lohngestaltung. Das prangerte die Gewerkschaft ver.di an, die von einer Kassiererin berichtete, die in einer Berliner Filiale der größten deutschen Biomarktkette einen Stundenlohn von 9,73 Euro erhalte – und damit 33 Prozent weniger als den für ihre Berufserfahrung tariflich vereinbarten Mindestlohn. Ähnliches dürfte auch für den Alnatura-Laden in Konstanz, einzige von landesweit 31 Filialen des Konzerns in der Region, gelten.
Das Unternehmen ist nicht tarifgebunden, gehört also keinem Arbeitgeberverband an und hat keinen Tarifvertrag unterschrieben. Dennoch orientiere man sich – so die Pressestelle der Firma – am bundesweit geltenden Tarifsystem. Genau das jedoch bezweifelt die Gewerkschaft; nach ihren Informationen liege vor allem das Einstiegsgehalt ungelernter Mitarbeiter unter dem Tariflohn.
Alnatura befindet sich damit „in bester Gesellschaft“. Denn nur noch 52 Prozent aller Beschäftigten arbeiteten 2009 in Betrieben, für die ein Branchentarifvertrag galt. Das zeigt eine Untersuchung des Instituts für Arbeitsmarkt und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit. !998 waren es noch 70 Prozent – branchenbezogene Tarifverträge verlieren in Deutschland also immer mehr an Bedeutung. Sicher auch das ein Grund, warum die Gewerkschaften derart vehement für einen Mindestlohn streiten.
Dennoch verspricht Alnatur-Chef Götz Rehn schnelle Besserung. Auf der Homepage seines Unternehmens verkündet er reumütig: „Alnatura Mitarbeiter sollen kein Einkommen unterhalb des Tariflohns bekommen. Wir prüfen aktuell unsere Daten und werden die Fälle korrigieren, die nicht unserer Leitlinie entsprechen.“ Was wohl heißt: Es gibt bald für etliche Atnatura-Beschäftigte eine Einkommensverbesserung.
Doch das reicht der Gewerkschaft noch nicht. Die Vizechefin von ver.di, Margret Mönig-Raane, wird mit der Forderung zitiert, „dass Alnatura nun auch dem Arbeitgeberverband beitreten soll, so dass die Firma Änderungen an den Tarifverträgen automatisch übernehmen muss“.
AutorIn: hpk