DGB: Altersarmut im Kreis Konstanz ist eine konkrete Gefahr
Alarmierende Zahlen legt der DGB vor: Demnach könnten Durchschnittsrenten zwischen 460 und 879 Euro im Landkreis Konstanz schon bald traurige Realität werden – bereits heute bekommt Otto-Normal-Rentner gerade mal 1 023 Euro. Lore Dizinger, stellvertretende Vorsitzende des DGB-Kreisverbands und Betriebsrätin in Konstanz, warnt vor den Folgen von Niedriglöhnen: „Dann könnten bald auch Normalverdienende in die Altersarmut abrutschen“
Nach aktuellen Berechnungen des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) muss fast jeder vierte Vollzeitbeschäftigte im Kreis Konstanz künftig mindestens 47 Jahre lang arbeiten, um eine Rente zu bekommen, die knapp oberhalb der Grundsicherung liegt. Diese dramatische Entwicklung hat zwei Gründe: Im Kreis Konstanz arbeiten 23 Prozent der Vollzeitbeschäftigten – 13 554 Menschen – zu einem Lohn unterhalb der Niedriglohnschwelle von 1.890 Euro im Monat. Zudem soll das Rentenniveau nach den Plänen der Bundesregierung von heute knapp 50 bis auf 43 Prozent sinken.
Niedriglohn für ein Drittel aller Vollzeitbeschäftigten
Altersarmut wird dadurch auch eine Gefahr für Normalverdienende. Die Durchschnittsrente lag 2012 in unserem Regierungsbezirk bei nur 1 023 Euro (Männer) bzw. 536 Euro (Frauen). Wenn das Rentenniveau von 43 Prozent schon heute gelten würde, läge die durchschnittliche Rente nur noch bei rund 879 Euro (Männer) bzw. 460 Euro (Frauen).
Eine gefährliche Entwicklung, wie Lore Dizinger, stellvertretende Vorsitzende des DGB-Kreisverbands Konstanz, feststellt: „Es ist ein trauriger Fakt, dass ein Viertel der Vollzeitbeschäftigten im Kreis Konstanz mit Niedriglöhnen abgespeist wird. Wer in Teilzeit arbeitet oder auf einen Midi- oder Minijob angewiesen ist, kann in der Regel erst recht keine guten Rentenansprüche aufbauen. Durch die Senkung des Rentenniveaus werden aber nicht nur Geringverdienende, sondern auch Normalverdienende in die Altersarmut abrutschen. Denn bei einem Rentenniveau von 43 Prozent würde die Durchschnittsrente im Kreis Konstanz deutlich unter der Grundsicherung landen.
Ein solcher Sturzflug der Rente kann verhindert werden. Wir brauchen dringend den Politikwechsel in Berlin, um eine Welle von Altersarmut zu vermeiden. Wir fordern deshalb eine neue Ordnung am Arbeitsmarkt mit einem gesetzlichen Mindestlohn von 8,50 Euro und zumindest eine Stabilisierung des Rentenniveaus. Das DGB-Rentenmodell zeigt, dass die Sicherung der Renten finanzierbar ist.
Nur 31,3 Prozent der 60- bis 64-Jährigen sind sozialversicherungspflichtig beschäftigt
Der Rentenbeitrag muss dazu bis zum Jahr 2030 nicht einmal höher steigen, als es vom Gesetzgeber ohnehin geplant ist. Es kommt aber entscheidend darauf an, noch in diesem Jahr die Anhebung des Beitragssatzes zu beschließen und eine Demografie-Reserve aufzubauen. Dafür reichen schon moderate Beitragssteigerungen von jährlich maximal 0,3 Prozentpunkten aus.
Durchschnittsverdienende müssten dafür jedes Jahr lediglich 4,05 Euro mehr im Monat aufbringen, könnten dadurch aber auf eine private Rentenvorsorge verzichten. Dagegen ist der Plan der Bundesregierung, die Rücklagen der Rentenversicherung aufzulösen, angesichts der älter werdenden Gesellschaft geradezu absurd.
Es ist also nötig und möglich, weitere Rentenkürzungen zu verhindern. Sogar die Erhöhung des gesetzlichen Rentenalters könnte nach dem Finanzierungskonzept des DGB (siehe www.ichwillrente.net) zumindest ausgesetzt werden. Auch dies ist dringend notwendig, denn im Kreis Konstanz sind nur 31,3 Prozent der 60- bis 64-Jährigen sozialversicherungspflichtig beschäftigt“, so Lore Dizinger.
Autor: PM/hpk