Finanzspritze für Konstanzer P+R-System
Sollte das Park-and-Ride-System in Konstanz doch noch in die Hufe kommen? Die Stadtverwaltung zumindest will noch einmal knapp 400 000 Euro locker machen, um die P+R- Plätze Seerhein (Schänzle Nord) und Byk-Gulden-Straße in ein zukunftsweisendes Verkehrsmanagementsystem einzubinden. Der Haupt- und Finanzausschuss (HFA) soll am morgigen Donnerstag die Pläne bewilligen, die der Gemeinderat dann letztlich beschließen muss
Wer heute den neuen Park&Ride-Platz „Am Seerhein“ an der Schänzle Brücke Nord ansteuert, kommt aus dem Staunen nicht heraus. Die gut 500 Stellplätze sind überwiegend ungenutzt, der eigens eingerichtete Busstopp regelmäßig verwaist. Bevor jetzt aber die Autofahrer-Parkhaus-Lobby in Stadtverwaltung und Gemeinderat der Park&Ride-Idee gänzlich den Garaus machen will, sollten alle Möglichkeiten genutzt werden, die neuen P&R Plätze Seerhein (Schänzle Nord) und Byk-Gulden-Straße attraktiver zu machen.
Akzeptanz muss erhöht werden
Denn Ortsfremde finden die Plätze kaum und werden auch nicht über die Vorteile des Systems gerade in Konstanz informiert. Da ist Aufklärung dringend nötig. Oder, wie es die Verwaltung in ihrer Vorlage gewohnt bürokratisch formuliert: „Um eine fortwährende Akzeptanz der P&R-Plätze bei den Autofahrern zu erreichen, wird eine Einbindung der beiden P+R Plätze in das Parkleitsystem von der Stadtverwaltung empfohlen und als notwendig angesehen“.
Konkret bedeutet das: Das vor 10 Jahren eingeführte Parkleitsystem – auch über Internet abrufbar – soll durch eine Integration des Parkleitrechners in den neuen Verkehrsrechner zu einem Verkehrsmanagementrechner ausgebaut werden. Warum allerdings „eine Ergänzung der dynamischen Beschilderung momentan nicht möglich ist“, sollten die Verkehrsplaner den HFA-Mitgliedern am Donnerstag erst noch erklären.
Knapp 400 000 Euro sind nötig
290 000 Euro im Jahre 2013 und nochmals 100 000 Euro in 2014 veranschlagt die Stadtverwaltung für diese Neuerungen. Und macht Druck: Nur bis zum 15. August gilt dieses Angebot des Herstellers – bei späterer Auftragsvergabe könnten sich die Kosten um 25 Prozent erhöhen. Aber sie macht auch Hoffnung: Mit einem neuen Hersteller sei man im Gespräch, um eine weitere Rabattierung für eine „dynamische Beschilderung“ zu erzielen.
Trotz drohender Census-Einbußen und dunkler Wolken am Gewerbesteuer-Himmel sollte den Konstanzer GemeinderätInnen diese Ausgabe nicht zu teuer sein. Denn jedes Mittel gegen den alltäglichen Verkehrskollaps ist aller Mühen und jeden Euro wert. Zumal der häufig angekündigte und jüngst nochmals verschobene Mobilitätsplan (seemoz berichtete) weiter auf sich warten lässt. Da ist dann der Tropfen auf den heißen Stein noch sinnvoller als das ständige Lamentieren.
Autor: hpk
Das P+R-System wird auch mit einer noch so dynamischen Beschilderung nicht angenommen werden. Es scheint so, dass die staubedingten Wartezeiten noch nicht weh genug tun, wie man ja auch unschwer am regelmäßigen Verkehrskollaps erkennen kann.
Da man sich in KN ja gerne an den Lösungen anderer Städte orientiert, wäre ein Blick in den Londoner Stadtkern vielleicht hilfreich (es muss ja nicht gleich eine Dienstreise dorthin gemacht werden, vielleicht genügt vorerst die Lektüre von http://www.tfl.gov.uk/tfl/languages/deutsch/german-congestion-charge-leaflet.pdf).
Konstanz/Altstadt ist strukturell mit so vorteilhaft wenigen abschrankbaren Einfallstraßen gesegnet, dass eine Gebührenerhebung weniger kompliziert und kostenaufwändig als in London sein dürfte. Das für Konstanz erforderliche (kassierende und kontrollierende) Personal wird z.T. in Form von Staukadetten jetzt ja auch schon eingesetzt. Ich bin überzeugt, dass nur die Kombination eines kostenlosen P+R-Angebotes mit einer Straßenmaut, die aufgrund ihrer Höhe auch gut betuchte Kunden auf Dauer nachdenklich macht, sowie eine angemessene Mautrabattierung für Service (z.B. Lieferanten), Behinderte und Ältere die Verkehrsmisere lindern kann.
Natürlich haben die Geschäftsleute der Innenstadt Angst um ihre Kundschaft. Wie wäre es dann mit der Einrichtung eines genossenschaftlichen Lieferservice? Der könnte dann nicht nur den vielen Schweizer Kunden ihre Ware nach Hause tragen, sondern vielleicht sogar helfen, die vergraulte Kundschaft vom Bodanrück wieder zurück zu gewinnen. Wenn der Konstanzer Geschäftswelt daran überhaupt gelegen ist, versteht sich.