Schlammteich-Sanierung im Aachried wird Thema im Landtag
Ein Fest nach Maß. Die Honoratioren aus dem Landkreis Konstanz feierten gebührend bei einem Stelldichein das Ende der Schlammteich-Sanierung im Aachried zwischen Überlingen am Ried, Böhringen, Moos und Bohlingen. Mit strahlendem Lächeln zog Umweltministerin Tanja Gönner einen Schlussstrich unter den größten Altlastenfall im Land. Doch die Ministerin liegt falsch, denn der Streit geht weiter, demnächst in Stuttgart.
Das Sündenloch der Schlammteiche auf Singener Gemarkung soll es nicht mehr geben, das war denn auch Grund für allgemeines Schulterklopfen. Und nach den Jubelreden gab es für die Politiker Schweinsbraten, Kartoffelsalat und Kraut – ein deftiges Essen nach getaner Arbeit. Ganz so lustig sehen es die Anwohner der umliegenden Gemeinden aber nicht. Denn die Realität sieht anders aus.
Die Schlammteiche gibt es weiterhin. So wie vor 50 Jahren, heute und wohl auch in 50 Jahren noch. Kommende Generationen werden darüber diskutieren, was da immer noch im Boden schlummert, und ob die Qualität des Wassers tatsächlich so bedenkenlos sein soll, wie es Ingenieure und Politiker beteuern. Die Sorge vieler Bürger ist begründet, denn es wurde nur einer von drei randvollen Teichen saniert. Auch wenn beschwichtigt wird, der hochgiftigste Teich sei verschwunden.
Doch nicht nur das liefert Diskussionsstoff. Die fatal schlechte Informationspolitik gipfelte beim Abschlussfest mit einer weiteren, peinlichen Episode. Denn die Einwohner der umliegenden Gemeinden waren zum Zauber nicht erwünscht. Diejenigen, die 15 Jahre lang das stinkende Inferno ertragen mussten und dann bis heute warten mussten, ehe die gefährliche Giftbrühe letztlich doch ausgehoben werden musste. Warum sollten diese Bürger und Zeitzeugen nicht kommen dürfen? Feiern die Kommunalpolitiker gerne alleine unter Gleichgesinnten? Waren es die kritischen Äußerungen aus den letzten Tagen, welche die Politiker aufschreckten? Wird die freie Meinungsäußerung nicht geduldet? Sollte es so sein, wären sich die Verantwortlichen ihrem Grundsatz der letzten 50 Jahren treu geblieben: Kritik der Bürger ist nicht erwünscht! Hört sich so eine Zukunftsmelodie an?
Und trotzdem begrüßte Radolfzells Oberbürgermeister Dr. Jörg Schmidt als Inhaber der Schlammteiche in seiner Rede die anwesenden Einwohner. Es muss wie Hohn geklungen haben, denn niemand fühlte sich angesprochen, kein Bürger war da. Dabei hätte der Ausklang viel harmonischer verlaufen können. Etwas mehr Transparenz und Offenheit wäre den Verantwortlichen ganz gut zu Gesicht gestanden. Mit einem offiziellen Festakt an den Schlammteichen für die Bevölkerung und einem offenen Dialog zwischen Politikern und Bürgern hätte endlich mal ein Informationsfluss stattfinden können. Die Ministerin tat das Gegenteil. Sie giftete die Kritiker an und sprach von deren Respektlosigkeit. Das war starker Tobak.
Viele Bürger fragen sich unterdessen, wer denn hier respektlos ist. Sollen die Menschen Respekt zeigen, dass jahrzehntelang hochgiftiger Müll in der Natur entsorgt worden ist, und das mit behördlicher Genehmigung? Umweltministerin Tanja Gönner stammt selbst aus dem ländlichen Raum von Sigmaringen. Sie weiß bestimmt selbst, wie die Menschen dort ihre Heimat schätzen und lieben, und wie diese über eine derartige Umweltsauerei denken würden.
Das Ende der Sanierung hat viele offene Fragen zurückgelassen. Die Kluft zwischen Politik und Volk wird weiterhin bleiben. Und die Bohlinger Schlammteiche dürften auch in der Zukunft kritisch beäugt werden. Wie seemoz aktuell erfuhr, wird es nach den Parlamentsferien im Stuttgarter Landtag eine erste Anfrage geben. Besorgte Bürger aus Singen möchten genauere Informationen zur Sanierung und Entsorgung der Altschlämme erhalten .
Autor: red
Unverständlich diese hochnäsige Arroganz oder ist es die nackte Angst der Politiker, genau die unter ihnen leidenden Anwohner von ihrer Schlamasselfeier auszuschließen. Ich kann nur sagen:
„Wenn Ihr den Respekt der Leute haben wollt, dann räumt die restlichen Teiche auf und dann könnt Ihr, die eigentlich unsere Diener seid, auf unsere Kosten ein Fest mit uns feiern. Euer Gehalt und Spesen zahlen wir eh schon.