Schwule zahlen doppelt
Schwulsein kann teuer sein. Vor allem in Baden-Württemberg. Besonders, wenn Sie die Ehe – pardon: Lebenspartnerschaft – standesamtlich besiegeln lassen wollen. Das Ja-Wort für Schwule und Lesben kostet in Konstanz z.B. mehr als doppelt so viel wie für Heterosexuelle. Und das ist nicht die einzige Diskriminierung.
Überall in Deutschland kostet der „ewige Treueschwur“ 40 Euro Grundgebühr, egal ob Hetero- oder Homo-Ehe. Nur in Ba-Wü muss man und frau deutlich mehr hinblättern, wenn er/sie denn homosexuell ist. Und nicht nur das – die Türen der Trauräume in Standesämtern bleiben Schwulen und Lesben verschlossen. Und auch das gilt ausschließlich in Baden-Württemberg; in allen anderen Bundesländern werden Schwule und Lesben zum Einheitstarif und im offiziellen Trauzimmer des Standesamtes getraut.
Konkret in Konstanz: 40 Euro kostet die „normale Eheschließung“ im Standesamt, 87,50 mindestens für Homosexuelle im Landratsamt. Also mehr als doppelt so viel. Andernorts im Ländle wird noch kräftiger hingelangt: In Ludwigsburg kostet die Eintragung des Lebenspartnerschaft 150 Euro, in Heidenheim sogar 166 Euro. Kostendeckend sei das, bekräftigt ein freundlicher Herr Keller im Konstanzer Landratsamt, die „normalen Eheschließungen im Standesamt sind eben vom Steuerzahler subventioniert.“
Als wäre der zusätzliche Griff ins Portemonnaie nicht schon diskriminierend genug, wird Homos auch noch der Zutritt ins standesamtliche Trauzimmer verwehrt. Schwule und Lesben werden im Büro des Landratsamtes getraut, nicht im Standesamt – möglichst unauffällig, möglichst unter Ausschluss von Freunden und Bekannten. „Man könnte das diskriminierend finden“, glaubt auch Wolfram Keller, der für die „Schließung von Lebensgemeinschaften“ im Landratsamt zuständig ist, sich aber ansonsten zu der Angelegenheit nicht äußern mag.
Also äußern wir uns: Die Zeit des Fingerzeigs auf Schwule und Lesben ist vorbei – das sollten auch Stuttgarter Spießer schnallen. Aber wenn sich die Mappus-Mannschaft nicht bewegt? Was hindert dann Landrat Hämmerle an einer großzügigen Geste? Bei durchschnittlich 10 Homo-Eheschließungen pro Jahr – insgesamt wurden bislang 100 Homo-Ehen in Konstanz aktenkundig – wäre das eine jährliche Mindereinnahme von nicht einmal 500 Euro. So preiswert kann Toleranz sein.
Autor:hpk