Wie die Kirche mit Kritikern aus den eigenen Reihen umgeht

20130731-011245.jpgDie Versetzung nach Aalen ist eine Strafversetzung. Pfarrer Rainer Schmid aus Friedrichshafen war der Evangelischen Landeskirche und dem Oberkirchenrat zu aufmüpfig. Gegen den Krieg, gegen Rüstung und die Militärseelsorge zu argumentieren – das geht den Kirchenoberen denn dann doch zu weit. Wen kümmert es da, dass die Kinder aus der Schule gerissen werden, die Familie entwurzelt wird? Dekan Friedrich Langsam findet das alles völlig in Ordnung

Schließlich sei die Pfarrer-Stelle in Friedrichshafen befristet gewesen, so Dekan Langsam wenig fürsorglich. Für die Familie Schmid sei das alles vorhersehbar gewesen. Kein Wort verliert der Dekan darüber, dass Pfarrer Schmid sich vergeblich auf freie Stellen in und um Friedrichshafen beworben und auf eine Festanstellung gehofft hatte. Man wollte den kritischen Kopf in der Stadt der Rüstungsindustrie nicht. Und die Kirche gibt ihren Segen dazu.

„Wo bleibt da die Nächstenliebe und Toleranz, die allseits gepredigt wird?“

Rainer Schmid möchte sich zu seinem Fall nicht äußern. Dafür springt seine Frau Manuela in die Bresche und wendet sich an die Öffentlichkeit. Gegenüber seemoz beklagt sie die mangelnde Solidarität der Kirchenoberen und Kollegen: „Man hat ihn, weil er nicht ins Schema passt, einfach fallengelassen“. Auch im „Südkurier“ (Ausgabe Friedrichshafen) klagt sie: „Wo bleibt da die Nächstenliebe und Toleranz, die allseits gepredigt wird?“

Den Ausschlag für Schmids Abseitsstellung gab wohl sein Engagement gegen die Militärseelsorge. Schmid gehört zu den Gründungsmitgliedern von „Ökumenische Initiative zur Abschaffung der Militärseelsorge.“ In einem Positionspapier kommt er zu dem Schluss: „Der Militärpfarrer hat eine unterstützende Funktion innerhalb des Militärs“ (seemoz berichtete). Und das mochte der bekennende Pazifist Schmid nicht hinnehmen – er fordert die Abschaffung der Militär-Geistlichen. Das aber mochten die Kirchenoberen nicht hinnehmen. Wer derart gegen Kirchen-Privilegien wettert, gehört abgestraft, meinten Evangelische Landeskirche und Oberkirchenrat und verfügten Schmids Strafversetzung.

Die Kirche setzt eine neue Bewährungsfrist

Auch die neue Stelle in Aalen ist befristet. Fast scheint es, die Amtskirche wolle Schmid zu einer zusätzlichen Bewährungsfrist verdonnern. Und bist du nicht fügig, so brauchen wir Gewalt, lässt die Kirche ihren Untergebenen wissen. Für den kritischen Pastor und verantwortungsbewussten Vater eine schwere Probe. Und nur ein schwacher Trost, dass Kirchen mit Kritikern in eigenen Reihen schon immer erbarmungslos umgingen. Für manche endete das auf dem Scheiterhaufen – siehe Konstanzer Konzil 14/18.

Autor: hpk

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