Warnstreik: Cinestar-Beschäftigte fordern Verhandlungen
Das lassen sie sich nicht weiter gefallen: Zum zweiten Mal in drei Wochen stehen sie vor den Türen des Kinopalastes statt am Ticketschalter und warnstreiken. Die Beschäftigten des Konstanzer Cinestar, größtes Kino der Stadt im Lago-Einkaufszentrum, wollen endlich einen Tarifvertrag, endlich gerechten Lohn, endlich geregelte Arbeitsbedingungen, endlich einen Verhandlungstermin. Den aber verweigert der Konstanzer Kino-König Hans-Detlef Rabe mit einer perfiden Argumentation
Bislang fand Rabe sich gerade mal zu einer Verhandlungsrunde bereit: Am 25. Juli wurde dieser Termin aber schon nach kurzem abgebrochen, weil der Kino-König eigentlich gar nicht verhandlungsbereit war – er lehnte die Gewerkschaftsforderung nach Abschluss eines Manteltarif- sowie eines Entgelttarifvertrages grundweg ab (s. seemoz v. 10.8.). Und zu neuerlichen Verhandlungen sei er nur bereit, so ließ er hochherrschaftlich ausrichten, wenn die Gewerkschaft ver.di vorab keine Forderungen stelle. Worüber dann jedoch verhandelt werden soll, bleibt Rabes Geheimnis. Der zweite Warnstreik in drei Wochen am vergangenen Samstag sollte Rabe endlich an den Verhandlungstisch bringen.
Doch nach dessen Vorstellung könnte es eher bei dem Hunger-Stundenlohn von 6,30 bis 6,80 € bleiben – bis zu vier Euro weniger als in anderen Kinos des Cinestar-Konzerns. Zur Durchsetzung dieser Herr-im-Haus-Politik scheut Rabe keine Kosten und heuerte während des samstäglichen Warnstreiks eigens Streikbrecher an. Die hatten jedoch unübersehbare Probleme mit dem Ticket-Verkaufsprogramm – ihr Einsatz war eher kontraproduktiv, denn der Kartenverkauf mündete im Chaos. Und viele Besucher, die sich mühsam den Weg zum Ticketschalter gebahnt hatten, machten frustiert kehrt.
Derweil zeigten zahlreiche Beschäftigte anderer Lago-Läden viel Verständnis für die Streikenden. Im größten Buchladen – auch hier ist der Arbeitgeber auf Tarifflucht – war man sich einig: „Wir könnten genauso gut streiken“. Und sogar im Café war der Unmut unüberhörbar: „Glauben Sie, wir verdienten besser als die Kino-Mitarbeiter?“
Carola Behrens jedenfalls war das Hick-Hack zuviel. Sie sagte ihrer Freundin aus Allensbach, mit der sie sich zum Kinobesuch verabredet hatte, noch während der Seehas-Anfahrt ab: „Hier läuft nichts, lass uns lieber ein Bier in Petershausen trinken“.
Autor: hpk