Streit ums Bodan-Areal: Pleiten, Pannen, Peinlichkeiten

„Jede Menge Watschen für Bürgermeister Weiß“ beinhaltet der Spruch des Petitionsausschusses des Stuttgarter Landtages. Das zumindest meint Ulrike Wunn vom Verein Bürgerufer Bodan Kressbronn. Und tatsächlich gewinnt der Bürgerprotest gegen die Luxus-Bebauung des Bodan-Werft-Areals in Kressbronn immer mehr Befürworter.  „Alle offenen Fragen kommen jetzt neu auf den Prüfstand“, so Ulrike Wunn

Das Lehrstück für erfolgreichen Bürgerprotest, das sich seit Jahren im kleinen Kressbronn am Bodensee weitgehend unter Nichtbeachtung der Heimatzeitungen abspielt (seemoz berichtete mehrfach – siehe linkliste am Artikelende), zeugt wahrlich von reichlich Pleiten, Pannen und Peinlichkeiten für Bürgermeister Edwin Weiß und den CDU-dominierten Gemeinderat. Da wurde die traditionelle Bodan-Werft abgewickelt – 60 Kressbronner verloren ihren Arbeitsplatz; da wurde ein Bebauungsplan durchgepeitscht – nur die Einzelkämpferin Martina Knappert-Hiese wehrte sich im Gemeinderat; da wurde der Denkmalschutz bemüht – und niemand, so scheint’s, schert sich darum; bis heute harren die staatsanwaltschaftlichen Prüfungen um die womöglich verschleppte Insolvenz des Ex-Besitzers der Bodan-Werft, Robert Dittmann, einer Klärung. Und nun der Spruch aus Stuttgart.

Der Streit tritt in eine neue Phase

Denn der Petitionsausschuss des Landtags unterstützt die Kritik der Kressbronner Bürger an der geplanten Luxus-Wohnbebauung des Bodanwerft-Areals in seltener Deutlichkeit. Der Ausschuss betont die Bedeutung des Landesentwicklungsplans für das Bodenseeufer. Und damit liegen die Pläne, das Gelände am Seeufer mit rund 120 Luxuswohnungen zu bebauen, vorerst auf Eis.

Jetzt müssten die offenen Fragen wie der Wohnraumbedarf, die Verkehrsanbindung und die Beeinträchtigung des Bodenseeradwegs erneut geprüft werden, erklärte daraufhin Ulrike Wunn vom Verein Bürgerufer Bodan Kressbronn gegenüber seemoz. Ziel sei zu klären, wie das Bodenseeufer gestaltet werde, damit es möglichst viele Menschen nutzen können.

Dem Votum aus Stuttgart war ein Ortstermin des Petitionsausschusses in Kressbronn Ende September vorausgegangen (s. Foto). Schon damals hagelte es von Landesparlamentariern und Landesbeamten unangenehme Fragen und kaum versteckte Vorwürfe an die Adresse des Bürgermeisters und seiner Mitarbeiter. So ist bislang ungeklärt, und darauf weist einmal mehr die kritische Gemeinderätin Martina Knappert-Hiese hin, wer in der Bebauungsgesellschaft DaS Verwaltung GmbH das Sagen hat – Ex-Werftbesitzer Robert Dittmann zumindest ist ausgeschieden. Ebenso ungeklärt ist wohl, ob Beratungen des Gemeinderates „unter Ausschluss der Öffentlichkeit“ tragfähig sein können –  Knappert-Hiese, die längst einen Anwalt in dieser Angelegenheit bemüht, wirft in dem Zusammenhang auch die Haftungsfrage einzelner Mitglieder des Kressbronner Gemeinderates auf.

Vorbild für die ganze Region

Das Verwaltungsgericht in Sigmaringen wird in Kürze entscheiden, die Recherchen der Staatsanwaltschaft Ravensburg stehen kurz vor ihrem Abschluss, das Votum des Petitionsausschusses verheißt zusätzliche Kontrolle – der Ausgang des Wirtschaftskrimis in Kressbronn könnte Auswirkungen weit über den Bodenseekreis hinaus bekommen. Wie erfolgreich sind weiterhin Mauscheleien von CDU-Provinzfürsten mit Investoren unter Mithilfe willfähriger Gemeinderäte? Und wie erfolgversprechend der Protest kritischer Bürgerinnen und Bürger? Die politisch Verantwortlichen überall in der Region – Bürgermeister und Gemeinderäte – sollten zukünftig ein wachsames Auge auf Kressbronn haben.

Autor: hpk

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