Das Ostschweizer Kulturmagazin „Saiten“ schrieb über seemoz
„Die Grossen mögen die Kleinen nicht. Das gilt auch für den «Südkurier» gegenüber dem kritischen Konstanzer Blog seemoz“. So die Schweizer Kollegen in der aktuellen „Saiten“-Ausgabe, in der die jüngsten Nazi-Angriffe auf seemoz-Redakteure thematisiert werden
Solidarität mit seemoz
Die Redaktoren des Internetmagazins hatten nach einem Enthüllungsartikel über den stellvertretenden Kreisvorsitzenden der NPD Bodensee-Konstanz massenweise (Mord-)Drohungen vom rechten Rand erhalten, darunter Zeilen wie «Wir ziehen Dich vom Boden hoch, bis Dir die Luft ausgeht». Daraufhin schwappte eine Welle der Solidarität durch die Redaktionen der Region. «Was wir tun können? Aufstehen, Widerstehen, Beistehen», schrieb beispielsweise das Konstanzer Kultblatt «qlt».
Der «Südkurier» dagegen wollte nicht mal über die Geschehnisse an sich berichten. Erst als die «seemoz»-Redaktoren Holger Reile und Hans-Peter Koch Anzeige bei der Polizei erstatteten, rapportierte das Lokalblatt, gut drei Wochen nach dem Vorfall: Der Staatsschutz ermittle gegen Rechtsextreme, «die zwei Konstanzer Journalisten bedroht haben sollen». Uli Burchardt, der Konstanzer Oberbürgermeister, versicherte den «Seemotzern» hingegen an einer Gemeinderatssitzung seine Unterstützung. «Bedrohungen oder sogar Angriffe von Nazis, Neonazis und anderen Extremisten gegen einzelne Bürgerinnen und Bürger dieser Stadt bedeuten einen Angriff auf die gesamte Gemeinschaft», erklärte Burchardt. Das war dem «Südkurier» wiederum einen Einspalter wert.
Die Gründe, warum der «Südkurier» nicht berichten wollte, sind lachhaft. Zu oft schon habe man sich von Seiten der «seemoz»-Redaktion die eine oder andere Spitze gefallen lassen müssen, habe der Konstanzer Lokalchef zu Holger Reile gesagt. Nun wird ja auf dem grenzüberschreitenden Blog nicht nur über den «Südkurier» genörgelt. Fast täglich erscheinen dort bissige und erfrischende Artikel über lokale und regionale Themen. Für viele in der Bodenseeregion ist der Blog eine Alternative und Ergänzung zum Mainstream-Journalismus der lokalen Tagespresse. Auch Oberbürgermeister Burchardt wurde aus dieser Ecke schon starker Wind entgegen geblasen. Dass ihn das nicht davon abgehalten hat, sich solidarisch zu erklären, ist lobenswert.
«seemoz» finanziert sich übrigens durch Bannerwerbung und einen Förderkreis. Wer mehr wissen will: seemoz.de.
Stefan Böker