Im Stau auf Schnäppchenjagd
Samstagmorgen im Dezember, 9 Uhr. Eine kalte Brise streicht über Konstanz, es riecht nach Schnee. Auf dem Weihnachtsmarkt, der sich von der Marktstätte bis zum See erstreckt, klappen die ersten HändlerInnen ihre Buden auf. In den Geschäften zwischen Rhein und der Grenze bereitet sich der Konstanzer Detailhandel auf einen weiteren Großkampftag vor. Und da kommen sie auch schon. Der Zug aus Biel spuckt pünktlich um 8.56 Uhr Hunderte von Menschen auf den Bahnsteig 3. Am Emmishofer Zoll – einem von vier Grenzübergängen zwischen Konstanz und Kreuzlingen (TG) – bauen sich die ersten Staus auf. Die motorisierten Besucher kommen aus mehreren Richtungen – aus der gesamten Ostschweiz, aber auch Autokennzeichen aus Bern, Solothurn oder Luzern quälen sich im Schritttempo Richtung Konstanz. Kurz danach, die Läden in der Innenstadt haben inzwischen geöffnet, stauen sich die Fahrzeuge bis tief hinein in die Nachbarstadt Kreuzlingen, fast alle Motoren laufen.
Ein deutscher Zöllner sitzt fröstelnd in seinem kleinen Häuschen und stempelt die Ausfuhrzettel ab, mit denen sich die Schweizer Kundschaft die in Deutschland bezahlte Mehrwertsteuer (neunzehn Prozent) zurückholt. Der Mann ist sichtlich genervt: „Wir machen bald nichts anderes mehr als stempeln. Idiotenarbeit, das könnte auch meine dreijährige Tochter. Jetzt geht’s ja noch, aber kommen Sie mal in einer Stunde wieder vorbei. Das wird immer schlimmer“. Er hofft auf seine baldige Ablösung. Michael Hauck, Pressesprecher des Hauptzollamts Singen, ist täglich mit dieser Situation konfrontiert: „Das hat gegen Ende 2010 mit dem Erstarken des Franken angefangen und nahm seitdem dramatisch zu“. Im Hauptzollbezirk zwischen Konstanz und Bad Säckingen sehe es überall ähnlich aus, so Hauck. Erstaunlich sei auch für ihn: „Früher kamen die Schweizer aus dem grenznahen Gebiet nach Deutschland, jetzt nehmen sie auch weitere Anfahrten von bis zu 100 Kilometern und mehr in Kauf“. Verstehen könne er das nicht, aber es sei nun mal so.
„Das macht keinen Spaß mehr“
Kurz nach der Grenze, auf Konstanzer Gemarkung, geht kaum noch was. Für die hundert Meter vom Zoll bis zum Kreisel, wo die meisten rechts abbiegen, müssen die AutomobilistInnen bis zu 20 Minuten Wartezeit in Kauf nehmen. Ich frage einen Fahrer, woher er kommt. Aus St. Gallen, antwortet er mürrisch. Warum er nicht die bequeme und schnelle Verbindung mit der Bahn nutze? Das, so die barsche Antwort, ginge mich rein gar nichts an. Direkt am Kreisel prallt der Autowurm auf Tagesausflügler, die über dieN7 gekommen sind, den Autobahnzoll passiert haben und ebenfalls in die Konstanzer Innenstadt wollen.
Junge Frauen und Männer von der Verkehrswacht versuchen nach Kräften, das Chaos halbwegs zu regeln. Hektische Betriebsamkeit, Walkie-Talkies sind im Einsatz und einzelnen Gesprächsfetzen lässt sich entnehmen, dass es an anderer Stelle nicht besser aussieht: “Die alte Rheinbrücke ist völlig dicht, schickt uns mal Verstärkung“. Mit Engelsgeduld erklären die VerkehrswächterInnen, dass die Stadt jetzt schon völlig überlaufen ist und verweisen auf den Park&Ride-Platz, der gerade um die Ecke liegt.Von dort fahre ein Shuttle-Bus in die Stadtmitte. Doch das interessiert kaum jemanden. Manchmal bleibt den Verkehrswächtern nichts anderes übrig, als die Zufahrt in die City kurzfristig mit Absperrgittern zu verbarrikadieren. Das Verständnis für diese Massnahme hält sich bei den AutofahrerInnen in Grenzen. „Je länger die im Stau stehen“, so eine junge Frau, die hier ihren Dienst verrichtet, „desto aggressiver werden sie“. Ihre Kollegin bestätigt: „Beschimpfungen und Pöbeleien nehmen zu. Das macht bald keinen Spaß mehr. Dabei versuchen wir denen ja nur zu erklären, wie sie halbwegs stressfrei mit dem Bus in die Stadt kommen können.
Im Schneckentempo quälen sich die AutomobilistInnen zum Ort ihrer Sehnsüchte, dem Einkaufszentrum Lago am Konstanzer Bahnhof. Auf dem Weg zu dem grossen Komplex mit seinen Filialen bekannter Modekonzerne, seinen Sportgeschäften, Restaurants, Billigdiscountern, Computerläden und Fitnesszentren treffen sie auf Gleichgesinnte, die aus dem südwestdeutschen Raum anreisen. Bereits mehrere Kilometer vor der Stadtgrenze geht es auch für diese Besucher aus dem Hinterland nur Meter für Meter vorwärts, darunter sogar EinkaufstouristInnen aus Stuttgart, Tübingen, Freiburg oder Rottweil. Es ist mittlerweile 11 Uhr und rund um die Konstanzer Altstadt reiht sich nun Stoßstange an Stoßstange. Auf ihrer Anfahrt wurden die Reisenden zwar über Signaltafeln mehrfach darüber informiert, dass alle Parkhäuser im mittelalterlichen Stadtkern besetzt sind – doch das stört kaum jemanden. Irgendwo und irgendwann wird sich schon ein Plätzchen finden.
Alles gnadenlos zugeparkt
Und so sieht es dann auch aus rund um die Konstanzer Altstadt: Jeder Zentimeter ist zugeparkt, darunter freizuhaltende Flächen für Feuerwehreinsätze, Fahrradwege oder Garageneinfahrten. Vor allem die AnwohnerInnen der angrenzenden Stadtteile Stadelhofen und Paradies klagen seit Jahren darüber, dass ihre Quartiere freitags und samstags im Verkehr ersticken. „Es sind meistens Besucher mit den kleinen Nummernschildern aus dem Nachbarland, die uns ihr Blech vor die Türen stellen“, ist oft zu hören und an Konstanzer Stammtischen wird immer lauter über die „Schnäppchenjäger und Heuschrecken aus der Schweiz“ gelästert. Dass der lokale Detailhandel den KonstanzerInnen empfohlen hat, ihre Einkäufe zwischen Montag und Donnerstag zu erledigen, hat die Stimmung unter den Einheimischen nicht verbessert. Ekkehard Greis sieht das ein bisschen anders, aber er ist auch Pressesprecher des örtlichen Einzelhandelsverbands : „Der Konstanzer Einzelhandel steht gut da. Fast alle profitieren vom günstigen Wechselkurs und wenn es dem Einzelhandel gut geht, geht es auch den Handwerkern, den Zulieferern oder der Gastronomie gut“. Die massive Verkehrsbelastung, das räumt er ein, sei schon ein Problem. Das aber, so Greis, „müssen die Konstanzer zusammen mit den Kreuzlingern lösen, sonst wird das nichts“.
Bodanstrasse, kurz nach dem Grenzübergang. Vor allem hier geht es nur zäh voran. Zur Lago-Shopping-Mall sind es zwar nur noch ein paar Hundert Meter, doch das Parkhaus ist voll besetzt, die Wartezeit beträgt eine halbe Stunde und mehr. Und zwischen den Fahrzeugen mit ihren Schweizer Kennzeichen stecken die Busse der Konstanzer Stadtwerke – die Strasse ist nur zweispurig befahrbar, für eine Busspur gibt es keinen Platz. Vier Minuten dauert laut Fahrplan die Strecke von der Haltestelle Schnetztor bis zum Bahnhof, freitags und samstags sind es erheblich mehr. Und so empfehlen die genervten BuschauffeurInnen den Fahrgästen immer öfter, früher auszusteigen: „Wenn Sie sitzenbleiben, brauchen Sie noch mindestens 20 Minuten, zu Fuss maximal fünf“. Die meisten befolgen diesen Rat. Zurück bleibt ein Busfahrer, der seinem Ärger Luft verschafft: „Ich habs langsam satt und viele meiner Kollegen auch. So kann das nicht weitergehen und es wird von Woche zu Woche schlimmer. Und jetzt kommt noch das Weihnachtschaos“.
Dauerstress bei schlechtem Lohn
Was treibt die Leute hierher? Warum nehmen sie die Warterei im Auto, die überfüllten Parkhäuser, das Gedränge und Geschiebe auf sich? Mit hohem Kraftaufwand schiebt eine Frau ihren vollen Einkaufswagen vor sich her, zwei nörgelnde Kinder im Schlepptau. Sie hat sich bei Aldi im Lago für eine ganze Woche eingedeckt. „Ich habe für rund 200 Euro eingekauft“, sagt sie, „zuhause in Romanshorn würde ich sicher 40 Prozent mehr bezahlen. Ausserdem bekommen wir ja die Mehrwertsteuer zurück. Das rechnet sich“. Seitdem der Wechselkurs so vorteilhaft ist, fahre sie jedes Wochenende mit dem Auto nach Konstanz, auch wenn die Anreise immer beschwerlicher werde. „Man muss eben schon gegen 9 Uhr da sein, dann findet man noch einen Parkplatz“. Ob sie denn schon mal daran gedacht habe, mit dem Zug zu kommen? „Und wie soll ich das alles transportieren?“, fragt die Frau zurück und deutet auf ihren Warenkorb, der schier in die Knie geht. Lago-Manager Peter Herrmann ist zufrieden und mit Stolz verweist er auf die Erfolgsbilanz des Centers: „An Spitzentagen zählen wir bis zu 50 000 Besucher und 2013 sind wir zum zweiten Mal in Folge zum besten Einkaufszentrum in Deutschland gewählt worden“.
Weniger glücklich sind die VerkäuferInnen. Sie stehen im Dauerstress, vor vielen Kassen bilden sich lange Schlangen. Vor der Türe eines Modegeschäfts gönnt sich eine Verkäuferin einen schnellen Pausenkaffee. Überwiegend junge Leute kämen in den Laden, erzählt sie: „Die meisten aus der Schweiz, der Rest aus Konstanz und dem deutschen Hinterland“. Ist sie mit ihrer Bezahlung zufrieden? Sie lächelt gequält und eilt wieder an ihre Kasse.
Im Bereich des Hauptzollamts Singen – der Bezirk reicht von Konstanz bis Bad Säckingen – wurden 2012 knapp 9 Millionen Einfuhrzettel abgestempelt. Umgerechnet sind das 30 000 täglich, ein neuer Rekordstand. 2011 waren es noch 7,1 Millionen Zettel. Rund 100 Beamte in diesem Bereich sind alleine damit beschäftigt. Für 2013 erwarten die Behörden ähnliche Zahlen. Beim Hauptzollamt Lörrach mit seinen 13 Zollämtern waren es 2012 fast 5 Millionen Ausfuhrbescheinigungen. Dort sind alleine 40 Zöllner für das Abstempeln der Zettel zuständig. Auch hier ein neuer Rekord, 2011 waren es noch 3,91 Millionen. Ganz oben auf der Einkaufsliste der Schweizer stehen Lebensmittel und Drogerieartikel. Knapp dahinter: Bekleidung, Schmuck, KFZ-Zubehör, Möbel, Uhren und Heimwerkerbedarf.
Markus Klemt, Sekretär der Dienstleistungsgesellschaft ver.di und zuständig für den Einzelhandel im Bezirk Schwarzwald-Bodensee, weiss, wie es um die Löhne im Konstanzer Einzelhandel bestellt ist. „Nur in wenigen Betrieben gilt der Tarifvertrag“, sagt er, „vor allem im Lago arbeiten noch immer viele Menschen für Stundenlöhne von nicht mal acht Euro brutto“. Hungerlöhne seien das, schimpft der Gewerkschafter – und das ist nicht übertrieben, schon gar nicht in Konstanz, eine der teuersten Städte Deutschlands. Zwar habe gewerkschaftlicher Druck dazu geführt, dass in tarifgebundenen Betrieben mittlerweile bis zu 15 Euro Stundenlohn bezahlt würden. „Damit kommen die VerkäuferInnen“, so Klemt, „immerhin auf monatlich rund 2500 Euro. Das ist zwar auch nicht die Welt, reicht aber zum Überleben“.
Immerhin kann der engagierte Gewerkschafter auch von kleinen Erfolgen aus dem Niedriglohnsektor berichten, über den Streik bei CineStar zum Beispiel, dem Grosskino im Lago. Als dort die Beschäftigten vor einigen Monaten die Arbeit niederlegten, wollten vor allem die Schweizer BesucherInnen kaum glauben, als ihnen die Streikposten erzählten, was CineStar-Beschäftigte verdienen: Sieben Euro in der Stunde. „Dafür setzt bei uns keiner die Fuss vor die Türe“, sagten da so manche – und machten auf dem Absatz kehrt. Die grenzüberschreitende Solidarität wirkte: Nach mehreren Streiktagen unterschrieb der Kinobetreiber von CineStar einen Tarifvertrag bis 2016 und zahlt, rückwirkend ab Juli 2013, Stundenlöhne von etwa 10 Euro.
Viele kommen nicht nur zum Shoppen in die Stadt, die ab nächstem Jahr das 600-jährige Jubiläum des Konstanzer Konzils feiern will. Zur Mittagszeit sind auch die Restaurants rund um den Konstanzer Bahnhof voll besetzt. In einer italienischen Gaststätte macht sich ein Pärchen aus Zürich gerade über eine wagenradgrosse Pizza her. Ja, man komme regelmässig mit dem Auto nach Konstanz, bummle durch die schöne Altstadt und kaufe günstig ein. „Sehen Sie“, sagt der Mann, „wir trinken und essen hier zusammen für umgerechnet 25 Franken, da bekommen wir zuhause nicht mal zwei Teller Suppe“. Seinen Wagen habe er in Kreuzlingen abgestellt, auf deutscher Seite finde man sowieso keinen Parkplatz. Und die zehn Minuten Fussweg bis in die Konstanzer Innenstadt seien ja wohl kein Problem.
Nur noch Tanktourismus
Auch in Kreuzlingen geht es hoch her. Allerdings nur auf den Parkplätzen und auf den Strassen, denn es gibt nur ein Ziel: Direkt nach Konstanz, egal, wie lange es dauert. Beschaulich, ja fast idyllisch geht es in den Kreuzlinger Geschäften zu. In einem Schuhladen am Kreuzlinger „Boulevard“ hat das Personal kaum zu tun, in einer Mode-Boutique faltet eine Angestellte in aller Ruhe Pullover zusammen. Nun ja, die Zeiten seien eben nicht mehr so rosig wie früher, sagen viele GeschäftsinhaberInnen, aber man könne immer noch auf eine zufriedene Stammkundschaft zählen – „auch aus Deutschland“, fügen manche fast trotzig hinzu.
Das war mal anders. Noch vor zehn Jahren bewegte sich der grenzüberschreitende Einkaufstourismus in die umgekehrte Richtung. Als es noch einen Migros direkt hinter dem Emmishofer Zoll gab, als der Wechselkurs aus Sicht des Kreuzlinger Detailhandels noch stimmte, strömten jeden Samstag Tausende KonstanzerInnen zu den damals billigeren und manchmal besseren Schweizer Waren: Teigwaren, Glühbirnen, Käse, Küchengeräte und Zigaretten standen bei den Deutschen hoch im Kurs. Inzwischen aber macht diese ehemals lebendige Meile einen öden Eindruck. Viele Geschäfte haben aufgegeben oder sind umgezogen. Gewerbeflächen stehen in grosser Zahl leer und suchen Mieter. Dazu werden Hochhäuser gebaut in der Hoffnung, die überteuerten Mietpreise in Konstanz treiben Wohnungssuchende nach Kreuzlingen. Das hat früher funktioniert, aber diese Zeiten sind vorbei. Mittlerweile sind Wohnungen in Kreuzlingen ähnlich teuer wie in Konstanz. Von dort kommen fast nur noch AutobesitzerInnen über die Grenze, um voll zu tanken und dann wieder nach Hause zu fahren.
Es wird lange dauern, bis sich die Verhältnisse wieder ändern. Das weiss auch Peter Markstaller, Präsident des Gewerbeverbands Kreuzlingen. „Die Völkerwanderung hat sich allmählich stabilisiert, allerdings weiterhin auf beschissenem Niveau“. Und das, sagt er, „wird sich kurzfristig bestimmt nicht ändern“. Schuld an der momentanen Situation haben seiner Meinung nach auch die Schweizer Medien: „Die rechnen doch unseren Leuten täglich vor, wieviel sie sparen können, wenn sie in Deutschland einkaufen. Geiz ist geil, heisst deren Motto, und keiner denkt daran, was das für unsere Volkswirtschaft bedeutet oder für unser Lohnniveau“. Aber er habe aufgehört, sich darüber aufzuregen, „damit müssen wir uns eben abfinden, dauerndes Jammern bringt ja nichts“.
Mit dem deutschen Einzelhandel könne der Schweizer Detailhandel ja sowieso nicht konkurrieren: „Bei uns kosten dieselben Produkte bis zu 50 Prozent mehr, weil das von den Grosskonzernen so gesteuert wird. Unsere Schuhverkäufer können beispielsweise ein paar Schuhe nicht mal zu dem Preis einkaufen, den der deutsche Kollege in seinem Konstanzer Laden verlangt“. Allerdings, räumt er ein, sei der Niedergang eines Teils des Kreuzlinger Detailhandels auch selbstgestrickt, denn viele Gewerbetreibende seien „absolut beratungsresistent“ und hätten es versäumt, „ihr Sortiment, ihre Ausrichtung oder ihre Ladeneinrichtung den heutigen Bedürfnissen anzupassen“. Sein Appell an die Gewerbetreibenden, ihre Läden zu renovieren und ihnen ein kundenfreundlicheres und moderneres Outfit zu verpassen, sei weitestgehend ungehört geblieben. Und so ist für Markstaller klar: „Bleiben die bei ihren alten Zöpfen, dann wird der Strukturwandel eben weiter beschleunigt“.
Ratloser Detailhandel
Vor knapp zwei Jahren war man in Kreisen des Kreuzlinger Handels noch fest davon überzeugt, dass man der deutschen Konkurrenz mit innovativen Ideen Paroli bieten könne. Die Initiative Poschte in Chrüzlingen“ (PiC) wurde gegründet, verbunden mit einem Aufruf an die Kreuzlinger Kundschaft, doch lieber vor Ort einzukaufen und damit die lokale Wirtschaft zu stärken. Auch die Stadtverwaltung schaltete sich ein und der Kreuzlinger Stadtammann Andreas Netzle war mit dabei, als eine „Task-Force-Boulevard“ mit VertreterInnen aus Detailhandel, Gewerbe und Gastronomie einberufen wurde, „um geeignete Massnahmen gegen den Konsumentenabfluss zu erarbeiten“.
Doch der Anfangselan war schnell verpufft, Ende 2012 löste sich PiC wieder auf. Und der Boulevard, einst geplant als lebendiges Zentrum inmitten der Grenzstadt, ist das geblieben, was er von Anfang an war: Eine hochfrequentierte Durchgangsstrecke vor allem für jene, die nach Konstanz wollen. Zur Zeit wird erneut darüber diskutiert, ob es nicht besser wäre, den Boulevard zur autofreien Zone zu erklären. Der Stadtrat wird dem Gemeinderat die Initiative im Frühjahr 2014 vorlegen, spätestens im November 2014 sollen die Kreuzlinger BürgerInnen darüber abstimmen.
Auch Erich Kramer, Sektionssekretär der Gewerkschaft Unia im Thurgau, beobachtet die Entwicklung mit Sorge: „Der Detailhandel in Kreuzlingen und im ganzen Thurgau leidet seit Jahren unter dem starken Franken“. Einige Kreuzlinger Geschäfte hätten schon schliessen müssen oder stünden kurz davor, darunter „meist kleine Familienbetriebe mit ein oder zwei Angestellten“. Halten könnten sich lediglich spezialisierte Läden wie der eines Zigarrenhändlers, der weit und breit keine vergleichbare Konkurrenz habe. Wem es weniger gut gehe und seinen Arbeitsplatz verliere, so Kramer, „findet hier vor Ort keine neue Betätigung mehr. Und wer keinen Vollzeitjob mehr hat und nur noch 3000 Franken oder weniger im Monat verdient, muss sparen und kauft deswegen lieber billig in Deutschland ein“. Wie man da gegensteuern könne? Kramer ist ratlos: „Ich weiß es nicht, wir haben da auch keine schlüssige Idee“.
Kurzfristige Sperrung und eine Schnapsidee
Zurück Richtung Konstanzer Innenstadt. Vorbei an immer noch langen Staus, vorbei an stempelnden Zöllnern, vorbei an vollbesetzten Parkhäusern, eingeklemmten Bussen und fast hilflosen VerkehrswächterInnen. Kurz vor 14 Uhr herrscht rund um die Altstadt immer noch oder schon wieder Ausnahmezustand. Die zweite oder dritte Welle rollt auf die Stadt zu, und es wird nicht die letzte sein.
Die Kreuzlinger Geschäftswelt leidet, die Konstanzer Bevölkerung ist genervt, weil die Kassen von SchweizerInnen blockiert werden, die sich für ein Stück Seife oder ein Deo eine Ausfuhrbescheinigung aushändigen lassen. Und die Konstanzer Verwaltung ist ratlos, wie sie dem Verkehrschaos zu Leibe rücken soll soll. Sie hat zwar zwei Stellen geschaffen, „um den Kontrolldruck auf die Falschparker zu verschärfen“, aber das löst das Problem nicht. Sie hat auch einen Park&Ride-Platz eingerichtet, der aber nicht angenommen wird und auch an Samstagen nicht mal zu einem Viertel belegt ist.
Das wird sich auch nicht ändern, solange kein Konzept auf dem Tisch liegt, das die Verkehrsströme grundlegend neu ordnet. Ein überwiegend autofreier Altstadtring ist unter anderem im Gespräch, der Verkehr soll vor den Toren der Stadt rigoros abgefangen werden. Doch dagegen revoltiert der Einzelhandel, unterstützt von den bürgerlichen Fraktionen im Konstanzer Gemeinderat. In diesen Kreisen herrscht die Meinung vor, dass die Kunden von auswärts die Möglichkeit haben sollten, so dicht wie möglich an die Ladenkassen heran zu fahren.
Grundsätzlich ist man sich quer durch alle Parteien einig, dass der Verkehr reduziert werden muss, doch die Heilige Kuh Automobil geniesst auch auf deutscher Seite immer noch Artenschutz.
In seiner Verzweiflung drohte Oberbürgermeister Burchardt jüngst mit „brachialeren Methoden“ und deutete an, einzelne Quartiere zukünftig absperren zu wollen, wenn die Verkehrslawinen anrollen. Doch passiert ist nicht viel. Auch die aktuelle Sperrung des Hauptzolls bis Dreikönig, abgesprochen mit der Kreuzlinger Verwaltung, ist lediglich ein Tropfen auf den heissen Stein und vergrössert nur das Verkehrsaufkommen an den anderen Grenzübergängen. Kurzfristig Luft verschaffte sich der Konstanzer Rathauschef, als er mit der Idee einer städtischen Seilbahn hausieren ging. Ernsthaft auseinandersetzen will sich der Konstanzer Gemeinderat mit dem Thema Verkehr kommenden Donnerstag. Bis dahin liegen die Ergebnisse vor, die in diversen Mobilitätsforen gesammelt wurden und die die Richtung angeben sollen, wie das Verkehrskonzept der Stadt Konstanz für die kommenden Jahre aussehen soll. KritikerInnen sind skeptisch: „Das Thema steht nicht zum ersten Mal auf der Tagesordnung und es wird wohl sein wie immer, wenn es um Verkehrspolitik geht: „Ein Schritt vor und dann wieder einen zurück“.
Autor: Holger Reile, www.woz.ch
Apropos Altstadtringverkehr:
Unter OB Frank wurden Verkehrsgutachten hierzu erstellt, die sich dagegen aussprechen, denn die Verkehrsbelastung wäre noch größer. Diese Gutachten kosten dem Bürger so richtig viel Geld. Warum erinnert sich keiner mehr an diese Gutachten? Warum verschimmeln die Gutachten in der Ablage und verstauben? Warum wird der Bürger nicht immer wieder über das Ergebnis in Kenntnis gesetzt, wenn der Ruf nach Ringverkehr wieder lauter wird? Warum Schweigen die alternden Stadträte, die durch ihre jahrzehntelange Stadtratszugehörigkeit hiervon wissen müssten? Warum sollen jetzt immer wieder neue Kosten für Verkehrsgutachten bereitgestellt werden?
Und zum neu gewünschten Gutachten und zur Diskussion Wasserbus:
Ältere Konstanzer erinnern sich noch an die Rheinfähre, die auf Bedarf zwischen der Anlegestelle Laube, Altstadt, und dem Rheinstrandbad, Petershausen, pendelte. Gar nicht so schlecht für alle, die im Parkhaus Benediktinerplatz ihr Fahrzeug abstellen wollen, um mit dieser Kurzfähre in die Altstadt u.a. shoppen zu gehen. Doch diese Fähre wurde „wegen zu geringer Nutzung“ eingestellt. Nach meiner Erinnerung waren damals Verluste von 300000DM aufgelaufen. Sind diese Erfahrungen heute schon vergessen, oder sollen tatsächlich neue Gutachten zum Wasserbus erstellt werden? Gab es auch mal ein Gutachten P+R-Parkplatz Schänzlebrücke, wo erneut Kosten für die Fehlplanung, denn er wird ja nicht angenommen, verprasst wurden?
Autifreier Altstadtring .. Ha Ha Ha 🙂 und was machen wir mit den vielen Parkhäusern in der INNENSTADT.
Egal wie man sich das anschaut: Ich kann kein Prinzip hinter den Stadtplanern erkennen.
Im Gegensatz dazu… mit jedem neuen Projekt werden „Prinzipien“ über Board geworfen, die für die Ablehnung eines anderen Investors vorgebracht wurden…
Dazu fehlt mir nur ein „Witz“:
Was ist der Unterschied zwischen Filz und Netzwerk? .. Zum Netzwerk gehört man selbst…
Wer es in der Privatwirtschaft nur zu Pleiten geschaft hat ist heute Wirtschaftsförderer.. Der Fisch stinkt vom KOPF!
Sehr geehrte Frau Grossmann,
ich glaub sie haben mich missverstanden.
Darum würde ich sie gerne auf einen Kaffee einladen.
Gerne können Sie mir sagen wann Sie zeit haben.
Freundlich Grüßt
Matthias Metten
„stehen meine Kolleginnen und Kollegen jeden Morgen in der Früh auf und machen sich auf ihren Weg zum Büro“
so wieder jeder andere Arbeiter auch oder? aber Sie verdienen natürlich meinen größten Respekt dafür…
Sehr geehrte Damen und Herren,
auch meine Wenigkeit zählt zum Team der Stadtmarketing Konstanz GmbH unter der Leitung unseres Geschäftsführers Hilmar Wörnle.
Werte/r „coocon“, bitte entschuldigen Sie, wenn ich Ihnen an dieser Stelle widersprechen muss, doch kann ich von meiner Seite aus mit guten Gewissen behaupten, sowohl hinter meinem Chef, als auch unseren Projekten zu stehen.
Vielleicht mag der eine oder andere Schritt, welchen wir als Team gehen, in der Außenwarnehmung nicht ganz nachvollziehbar wirken. Doch wer sich mit der Grundthematik eines städtischen Marketings etwas genauer befasst, wird sehen, dass wir den Anforderungen und Aufgaben eines solchen kommunalen Tools mehr als gerecht werden und diese erfüllen.
Konstanz ist eine hochattraktive Stadt, sowohl für unsere Gäste, aber auch in erster Linie für unsere Bürgerinnen und Bürger. Und um auch in Zukunft eine solch herausragende Lebensqualität erhalten zu können bzw. aktiv einen Teil dazu beitragen zu können, stehen meine Kolleginnen und Kollegen jeden Morgen in der Früh auf und machen sich auf ihren Weg zum Büro.
Maßnahmen Anderer sind leicht und schnell kritisiert, doch möchte ich Sie Alle bitten, vielleicht mal einen Moment inne zu halten und zu versuchen zu verstehen … anschließend wirkt Vieles deutlich klarer.
Abschließend kann ich nur sagen, ich hege keinerlei Zweifel an unserem gemeinsamen Tun und Schaffen – im Gegenteil, ich bin stolz darauf, ein Teil derer zu sein, welche die Gelegenheit haben, den kreativen Input aus dem Bereich der Bürgerschaft mit umsetzen zu dürfen.
Mit freundlichen Grüßen
Dennis Adelmann
Sehr geehrte Frieda,
Aus Regensburg ist mir ein funktionierendes P&R-Angebot sehr wohl bekannt: Die Fläche ‚Altes Eisstadion‘ kann hier kostenlos beparkt werden und dann entweder per pedes oder per Bus die innenstadt besucht werden – weil dieser Parkplatz kostenlos ist, wird er auch angenommen. Die Entfernung ist mit Schänzle Nord ziemlich gut vergleichbar.
Die Konstanzer Verkehrsprobleme sind hausgemacht (worüber sich hier wohl die meisten einig sind) und das Stadtmarketing kann und soll sie nicht lösen – das ist nicht seine Aufgabe. Dass es einzelne Ideen gebiert, die – sagen wir’s mal nett – nur als humortistische Einlage taugen, ist eine andere Baustelle.
Schauen wir doch einmal nach St.Gallen, das etwa gleich gross ist, wie Konstanz und auf die Region eine etwa ähnliche Sogwirkung hat. Aber: Dort gibt es in der Innen-/Altstadt keine Parkhäuser – die sind alle am Rande eben dieser Altstadt, was diese wiederum für Autofahrer zu Fuss gut erreichbar macht. Fussgänger warten nicht ewig an roten Ampeln, bis auch der letzte Autofahrer endlich im Parkhaus ist und die Busse schalten sich die Ampeln selbst auf Grün – Pkw müssen einfach warten.
In die Altstadt hinein zu fahren, wie in KN, um auf den letzten freien Parkplatz zu hoffen, erübrigt sich. Die Innenstadt ist (wie in KN) Fussgängerzone und (anders als in KN) der Bahnhofsplatz ist nur für den öffentlichen Verkehr und für Fussgänger offen. Keine kryptischen grünen Zeichnungen weisen unbekannte Wege. Und die hier oft geschmähten Schweizer, die den Einzelhandel in KN erfreuen, sind ja durchaus lauffreudig, wenn klar ist, dass es keine Innenstadtparkplätze gibt (sie parken dann auch in Kreuzlingen bei Aldi und laufen nach KN). Aber die Innenstadt muss eben zu sein, damit gar nicht erst nach Parkplätzen gesucht werden kann. Und noch etwas: deutsche Strafzettel sind für Schweizer Discountangebote. In der Schweiz gibt es keine „Bussen“ unter 40 Franken. Gar keine. Da sind 10 oder 15 Euro fürs Falschparken in KN ein Schnäppchen.
Und noch eine ernst gemeinte Frage: Kennt jemand eine Stadt, in der ein Park-and-Ride-Angebot wirklich funktioniert? Ich kenne nur nicht funktionierende, aber das kann ja rein subjektiv sein.
Sehr geehrter Herr Metten,
es freut mich sehr für Sie persönlich, dass Sie bordercrossenderweise einen Job ergattert haben, der sie rundum glücklich und zufrieden macht, im Kreise guter Freunde, die immer für Sie da sind. Und dass „ohne Hilmar Wörnle … das Team nicht so (wäre)…“, bleibt nicht nur meine innigste Hoffnung.
Denn leider wurde eine Institution wie das Konstanzer Stadtmarketing weder ins Leben gerufen noch wird sie aktuell aus dem Stadtsäckel bezahlt, damit Sie und/oder andere Ihre Traumlehre absolvieren oder ihre Privathobbys pflegen können, sondern um die Stadtentwicklung in wirtschaftlicher und sozialer Hinsicht zu fördern oder wenigstens zu unterstützen.
Statt friedlich-freudig Eierkuchen zu backen, sollte die Institution, in der Sie Ihre Tage womit auch immer verbringen, sich auf die in der Branche üblichen Kernkompetenzen besinnen.
Sehr geehrte Damen und Herren,
gerne würde ich auf den Punkt zurückkommen: „Den Traum, von den eigenen Mitarbeitern die hinter Ihnen und Ihren Konzepten stehen, dürfen Sie gerne weiter träumen.“
Ich arbeite im Stadtmarketing Konstanz GmbH als Projektmanager.
Aktuell 18 Monate.
Ich gehöre zu den wenigen Personen, die in der Schweiz wohnen und in Deutschland arbeiten!
Bevor die Frage kommt „warum?“ kann ich nur folgendes sagen.
In der Schweiz gibt es keine Lehre die man mit meiner Vergleichen kann meines Wissens nach.
Die Erfahrungen, die man in Sachen Projektmanagement mit nimmt sind für mich sehr wertvoll.
Wer mehr wissen möchte kann gerne fragen.
Nun Zum Team…
Es kommt selten vor, dass man in so ein Team mitarbeiten darf, was für mich Persönlich aus sehr guten Freunden besteht und das immer für einen da ist. Für mich ist das sehr wertvoll!
Auch unser Geschäftsführer Hilmar Wörnle zählt für mich dazu!
Ohne Hilmar Wörnle wäre das Team nicht so, wie ich es im beschrieben habe.!
Freundlich Grüßt
Matthias Metten
Man muss sich doch mal Fragen, WER ist eigentlich damals auf die SAUBLÖDE Idee gekommen, an dieser hinteren Ecke von Konstanz ein Kaufhaus hinzubauen das mit dem Auto angefahren werden soll???? Und wer von diesen hellen Köpfen übernimmt dafür die Verantwortung?
Wohlgemerkt,das Verkehrsproblem war zu diesem Zeitpubnkt schon bekannt.
Man mag sich nur an die verlogenen Aussagen damals beim Sealife Center erinnern. (80% der Besucher reisen mit Zug oder Bus an)
Und nu?
Jetzt hat man einen häßlichen Betonklotz, ein Tiergefängnis, unten am See stehen.
Das die Verantwortlichen für diesen ganzen Schlamassel, die Frechheit besaßen dann dort auch noch ein Konzerthaus bauen zun wollen, ist eine bodenlose Unverschämtheit. Konsequenzen für diese Helden natürlich wieder keine. Viel Geld im See versenkt! Danke dafür…
Das man sich dann auch noch „bestechen“ lässt von einem Investor, das Parhaus zu erhöhen ist einfach nur noch ohne Worte.
Von der Begegnungszone wollen wir lieber erst gar nicht sprechen.
Ein Wort noch zu unserem Obersuperhelden Herrn Hilmar Wörnle:
Man muss sich wirklich Fragen was bei Ihnen im Kopf los ist? Nachdem selbst Sie eingesehen haben, das die Schnapsidee mit der Pferdekutsche nicht funktioniert und nur noch größeren Stau verursacht, warum das dann am letzten Wochenende immer noch praktiziert wird darf gerne Ihr Geheimniss bleiben???? Ich durfte den Stau selber erleben am Wochenende, und habe mir nur noch gewünscht das Sie jemand ohne Rückfahrkarte nach Timbuktu schickt. Über Ihre eigenen Kommentare, bei denen man das Gefühl nicht los wird das diese im Suff geschrieben worden, sollten sie persönlich die Konsequenzen ziehen und endlich gehen.
Den Traum, von den eigenen Mitarbeitern die hinter Ihnen und Ihren Konzepten stehen, dürfen Sie gerne weiter träumen.
Sorry an alle schon mal für die Wortwahl, aber es nervt nur noch das man als Konstanzer nicht mehr in die eigene Stadt kann.
Falsches ( fehlendes ) Konzept
Wenn überhaupt, ist der P&R Platz doch etwas für die aus Richtung Singen kommenden Autofahrer – aber kommen da wirklich die Massen her oder fährt diese „Käuferschicht“ nicht mit dem Seehas in die Innenstadt von Konstanz ? Vermutlich finden sich da aber die wenigsten in Konstanz wieder, gehen diese doch sicher überwiegend nach Singen und dessen weiträumigem Industriegebiet zum Einkauf.
Psychologisch wie strategisch falsch platziert – für rund 85% der individuell mobilisierten Einkäufer an Freitagen und Samstagen – ist der P&R Platz unterhalb der Schänzlebrücke Nord.
Kein Mobilist mit weißem Kreuz auf rotem Grund folgt einem Schild, welches ihn am eigentlich und begehrten Ziel vorbei, im zähfließenden Verkehr oder Stau vor und auf der Europastraße weit Weg auf einen einsamen, unübersichtlichen und matschig-sandigen Platz leitet, um anschließend von dort – nach längerer Wartezeit in Kälte und Regen mittels Bus – oder neuerdings ganz idyllisch mittels Pferdegespann – zurück in genau den zuvor zeitaufwendig umfahrenen Stau zu befördern….
Welchen Zeitgewinn oder welchen Komfort verspricht sich da der Planer für den Nutzer? Individualverkehr ist extrem schnellen und effektiven Denkweisen unterworfen. Wenn überhaupt, würde nur ein eng getakteter Ringverkehr von ÖPNV Laube/Bahnhof und zurück mit direkter Anbindung eines P&R Platzes im Bereich des tägerwieler Zolls bei gleichzeitiger Sperrung der Innenstadt an Freitagen und Samstagen eine adäquate Entlastung ALLER bringen – Besucher wie Einheimischen.
Auf welcher Grundlage war davon auszugehen, dass der P+R-Platz angenommen wird? Gab es überhaupt eine Grundlage oder war nur der Wunsch das Ziel? Da frag ich mich, wie denn der Shuttle-Bus durch den Stau kommt?
Zuerst werden Parkhäuser gebaut, damit die Autofahrer zahlreich als Konsumenten bis vorm Ladentisch fahren können – Kundenservice. Jetzt kommen zu viele – das ist auch nicht recht, denn die sollen doch mit dem Zug kommen. Dann baut man den jetzt ach so lästigen autofahrenden Konsumenten noch einen Parkplatz weit vor den Toren der Altstadt und die nehmen ihn nicht an, obwohl die Initiatoren doch so eine gute Idee hatten. Jetzt werden die zahlreichen Kunden zu geizigen Schweizern, die Konstanz als Schnäppchenjäger überfluten, ja sogar als ungeliebte Heuschrecken degradiert man sie. Mit gezuckten Fränkli und laufenden Motoren kommen sie zur Kampfarena Konstanz, denn es ist ja „Großkampftag“ für die sonst so umworbenen und geliebten Schweizer Konsumenten. Auf die armen Zöllner, auf die Verkehrskadetten, auf die Busfahrer, auf die Verkäufer/innen, auf die zugeparkten Anwohner und mit welchen fatalen Mitteln hier gekämpft wird, viel zu aggressiv und viel zu spaßfrei. Die Sieger nach jedem Großkampftag stehen schon vorher fest.
Na, dann seit doch froh, dass zur 600-Jahrfeier noch ein paar tausende prognostizierte Touristen zusätzlichen Umsatz nach Konstanz bringen. Ich glaube, die hohe Investition für die Festspiele braucht der Kampfplatz Konstanz für die ewigen Sieger und ohne Rücksicht auf die Verluste der ewigen Verlierer.
Stellt Euch vor, es ist Großkampftag und keiner geht hin.
Auch ohne Mwst-Rückerstattung kämen noch genügend SchweizerInnen nach KN, um hier einzukaufen oder zu essen, denn immer noch wäre hier, dem starken Franken geschuldet, alles billiger als in der Schweiz.
Nur, die Abschaffung der Mwst-Rückerstattung kann Deutschland nicht alleine bestimmen, das ist europäisches Recht.
Aber lasset sie doch kommen, unsere südlichen Nachbarn, irgendwann schmiert der Schweizer Einzelhandel vollkommen ab, dann gibt es eine Initiative, und das Schweizer Wahlvolk kommt selber drauf, dass der private Geiz (oder nennt es Sparsamkeit) den eigenen Handel kaputt macht. Mit ihrem Einkaufsverhalten schaufeln sich die SchweizerInnen über kurz oder lang ihr eigenes Grab.
Kümmern wir uns vielmehr drum, dass wir die SchweizerInnen und andere (Einkaufs)Touristen dazu bringen, die letzten paar Kilometer und dazu noch gerne mit dem Zug, Bus, Schiff… anzureisen, und zwar mit einem attraktiven Gutscheinsystem, das allen Beteiligten Vorteile bringt: den Besuchern Ersparnisse, dem KN Einzelhandel weiterhin sichere Umsätze und den AnwohnerInnen weniger Verkehrsbelastung.
Was spricht dagegen?
Warum schafft es die grün-rote Landesregierung nicht, endlich die Mehrwertsteuerrückerstattung von Pfennigbeträgen abzuschaffen? Sagen wir mal, Beträge von unter 50 EUR Mehrwertsteuer werden nicht mehr rückerstattet? Damit würden schon mal 90% der Ausfuhrbescheinigungen wegfallen. Der Handel würde keine Einbußen haben, weil er geringeren Aufwand hätte. Die Kunden würden sogar zum Mehrkauf animiert, damit sie über die Grenze von 310 EUR kämen. Die Schlangen würden kürzer, das Einkaufen wieder angenehmer.