Konstanzer Verkehrsplaner heben jetzt gänzlich ab
Ein schaler Verdacht drängt sich auf: Weil alle Konstanzer Verkehrsplaner die Probleme am Boden nicht lösen können oder wollen, planen sie jetzt auf dem Wasser oder in der Luft. Das zumindest lässt sich vermuten, wenn man die Vorlagen der Stadtverwaltung zur Gemeinderatssitzung am Donnerstag anschaut – jetzt heben die Planer nämlich vollends ab
Geprüft werden soll, „ob durch die Systeme Wasserbus und/oder Seilbahn das ÖPNV-Angebot sinnvoll ergänzt werden kann“. Und diese Prüfungen sollen das ganze Jahr 2014 andauern. Was nichts anderes heißt, als dass sich Konstanzerinnen und Konstanzer auf ein weiteres Jahr voller Staus und Stress einstellen dürfen. Wenn, ja wenn der Gemeinderat (immerhin fußt dieses Papier auf einem Antrag der Freien Grünen Liste) am Donnerstag nicht ein Machtwort spricht und der unsäglichen Flickschusterei auf Konstanzer Straßen ein Ende bereitet.
Vorschläge gibt es genug
Denn Lösungsansätze liegen vor: Warum wird nicht zügig eine durchgehende Busspur eingerichtet? Wieso bleibt das Dauer-Experiment einer unglücklichen Begegnungszone? Wann wird der P&R-Platz endlich wirklich kundenfreundlich ausgebaut? Warum wird nicht ernsthaft eine Teilsperrung der Innenstadt (zumindest an Problemtagen) erwogen? So viele Fragen…, doch die Bauverantwortlichen drücken sich vor den Antworten wie vor den Aufgaben.
Stattdessen hofft man allen Ernstes auf eine Studentenarbeit an der HWTG „zu den Einsatzmöglichkeiten von Seilbahnsystemen in Konstanz“. Und wenn alle Stricke reißen – im Haushalt 2014 sind für externe Gutachten immer noch 30 000 Euronen bewilligt.
Schöne Seilbahn-Studie
Ansonsten schwallt die Vorlage für TOP 5,4 am Donnerstag über die Vorzüge eines Seilbahnbetriebs über den Dächern der Konstanzer Altstadt. Für das Lieblingsprojekt des Oberbürgermeisters müssen alle möglichen Argumente herhalten: Von Energie-Einsparung ist da die Rede, vom geringen Platzbedarf und kostengünstiger Infrastruktur, sogar die besonders kurzen Wartezeiten werden als Pluspunkte vereinnahmt. Die Verschandelung des Stadtbildes – wichtigstes Pfund der Touristen-Werbung – wird jedoch nicht erwähnt.
Auch der Idee „Wasserbus“ wird breiter Raum gewidmet. Und dabei wird in großen Dimensionen gedacht – von einer großzügigen Verbindung zwischen dem Hafen Konstanz, der HTWG, dem Mobilpunkt am Seerhein, der Therme Konstanz und dem Kantonsspital Münsterlingen wird fabuliert. Aber kein Wort über die von vielen KonstanzerInnen schmerzlich vermisste Rheinfähre zwischen Spanierstraße und Rheinsteig, die ohne großen Prüf- und Planungsaufwand zügig realisiert werden könnte. Man will sich lieber auf eine „Machbarkeitsstudie“ zum Wasserbus konzentrieren, die wieder Monate, wenn nicht Jahre dauern wird.
Spitzenthema im Wahljahr 2014
Sogar über Straßenbahnen und Stadtbahnen (S-Bahn) wird spekuliert. Doch auch diese, durchaus sinnvollen Alternativen, haben den ärgerlichen Nachteil, dass sie frühestens im nächsten Jahrzehnt schöne Wirklichkeit werden könnten. Für die nahe Zukunft bieten sie keine Lösung.
So bleibt auch im Wahljahr 2014 (am 25. Mai wird ein neuer Gemeinderat gewählt) der Ärger um den Innenstadt-Verkehr das beherrschende Thema. Denn der Eindruck verdichtet sich, dass etliche Entscheidungsträger in der Stadtverwaltung wie im Gemeinderat jegliche Bodenhaftung verloren haben, wenn es um die Lösung des drängenden Verkehrsproblems geht. Statt durchaus zeitnah zu realisierende Lösungen anzugehen, werden Wolkenkuckucksheime entworfen, mit deren Umsetzung sich dann der überübernächste Gemeinderat beschäftigen soll.
Autor: hpk
Da kann ich nur sagen: coocon hat vollkommen recht, aber das durfte man schon damals nicht laut sagen. Die Einzelhändler bestimmen, wo´s lang geht und die hatten Angst, dass die Innenstadt ausstirbt. Tja, jetzt tragen die Anwohner die Last des Verkehrs und die EH die vollen Geldsäcke.
der Stau entsteht weil ein paar ganz schlaue Stadtplaner ein Kaufhaus, was mit dem Auto angefahren wird, an die dafür wohl blödste Stelle gebaut haben die es dafür gibt. Und das obwohl zu dieser Zeit das Verkehsrproblem schon bekannt war.
Und jetzt versucht man mit viel Geld und vielen tollen Gutachten usw. die wieder viel Geld kosten das Problem in den Griff zu bekommen. TOLL
Die Fussgänger- Ampel ist nicht das Problem. Der Stau entsteht ein paar Meter weiter, an der Laube – Kreuzung.
Sehr geehrter Herr oder Frau fanello,
die Erfahrung zeigt leider immer wieder nicht nur hier in Konstanz, dass Unter- sowie auch Überführungen von den meisten nicht genutzt wird. Da geht man lieber den direkten weg über dien Strasse. Was ja in der Bodanstraße auch ohne Ampel gut klappen könnte bei dem Stau. Also am Wochenende Ampel aus und gut ist. 😉
Ein nicht unerheblicher Teil der Staus auf der Bodanstrasse wird durch die Fußgängerampel am Schnetztor mit verursacht. Nun gibt es da seit vielen Jahren eine Fußgängerunterführung, die aber mal geschlossen wurde (als der Verkehr noch deutlich weniger war). In der Unterführung wurde m.W. ein Fahrrad-Parkhaus eingerichtet.
Weshalb kommt keiner auf die Idee, die Fußgängerunterführung wieder zu öffnen?
Leider ist die Überschrift schon völlig falsch. In Konstanz gibt es keine „Verkehrsplaner“. Sonst hätten die nämlich mal ihre Arbeit gemacht und ein Verkehrsplan, bzw. ein Verkehrskonzept aufgestellt. Und dann könnte man um dieses Verkehrskonzept prima Ideen zusammenstellen. Aber so wird der zweite Schritt vorm ersten gemacht. Was natürlich vollkommen blöd ist. Denn wenn ich überhaupt nicht weiß, wo ich eigentlich hinwill, brauche ich keine Sekunde mit albernen Ideen verschwenden.
Die „Verdrossenheit“ der Bürger mag seine Berechtigung haben, sollte aber in aktive Mitarbeit münden.
Sehe ich mir, 6 Std Bahnfahrt von Konstanz entfernt, den Stadtplan an – egal wie oft – dann wüsste ich nicht wie da zwischen Gestern und Vorgestern eine Lösung gefunden werden kann, ohne erhebliche Eingriffe in die Bausubstanz zu machen … was hoffentlich nie passiert.
Also ich bin da guter Dinge, denn der OB hat in seiner Antrittsrede versprochen, bei großen Projekten von Beginn an auf großartige Bürgerbeteiligung zu setzen und solch eine merkwürdige Seilbahn ist ja wohl ein Großprojekt.
Außerdem versprach er, die Altstadt kurzfristig vom Verkehr zu entlasten – jetzt nach einem Jahr Amtszeit dürfte „kurzfristig“ ja langsam erreicht sein.
Auch auf diese Vorschläge wie S-Bahn oder Straßenbahn bin ich gespannt – wenn man es dann schafft, eine ganze Straßenbahn zu planen und zu bauen, sind in Zukunft dann Projekte wie Seehas-Haltepunkte an Sternenplätzen und Aufzüge auf Bahnsteigen am Hbf sicher Peanuts und kein Problem mehr für unsere Stadtfürsten.