Warum schweigen wir?

Seemoz-FriedensbewegungDie Lunte glimmt in der Ukraine und wir regen uns nicht. Woran liegt es, dass kaum jemand auf die Straße geht, um gegen die drohende Kriegsgefahr zu demonstrieren? Paralysiert schauen wir zu, wie sich die  Lunte täglich näher an den Sprengsatz schleicht, der, sollte er hoch gehen, sich zu einem Flächenbrand ungeahnten Ausmaßes entwickeln könnte. Ist uns das alles egal?

Einst trieb es, und das ist noch gar nicht allzu lange her, auch hierzulande Hunderttausende auf die Straßen, wenn es darum ging, gegen Militarisierung und Kriegstreiberei zu protestieren. Warum diesmal nicht? Warum nicht jetzt, wo der Frieden nicht nur in Europa an einem seidenen Faden hängt, der selten dünner war? Schweigend und untätig schauen wir zu, wie sich Säbelrassler auf allen Seiten gegenseitig hochschaukeln und eine militärische Auseinandersetzung nicht mehr auszuschließen ist. Fahrlässig überlassen wir das Feld der öffentlichen Debatte den Steinmeiers, Kerrys, Obamas, Timoschenkos und Putins und hoffen auf deren Restverstand. Das könnte schief gehen, gründlich.

Haben wir uns tätsächlich so abstumpfen lassen, dass Widerstand gegen die durchsichtigen Pläne der Krisenprofiteure und Kriegsgewinnler nicht mehr auf der Tagesordnung steht? Hat uns die desaströse Berichterstattung fast aller Medien so eingeschläfert, dass wir uns lieber verkriechen? Sind wir wirklich so taub, satt, selbstzufrieden und träge geworden? Wo ist sie, die ehemals lautstarke und bunte Friedensbewegung, die bei früheren Anlässen die Zufahrten zu Kasernen und Rüstungsbetrieben blockierte, Brücken und öffentliche Einrichtungen besetzte und mit fantasievollen Aktionen auf sich aufmerksam machte?

Diesmal scheint es nicht mal für eine Schweigeminute auf dem Obermarkt zu reichen. Wo sind all die anderen, die „Nie wieder Krieg!“ skandierten und den Herrschenden die Stirn boten? Doch bleierne Stille liegt über dem Land.

In etwa vier Wochen stehen die Ostermärsche an. Ein traditioneller Anlass seit Jahrzehnten, um gegen Krieg und seine Folgen zu demonstrieren. Warum durchbrechen wir nicht das zeitlich festgelegte Ritual und gehen jetzt auf die Straße? Niemand würde uns daran hindern. Mitte April könnte es zu spät sein. Also bleibt die Frage: Wie lange wollen wir noch schweigen?

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Autor: H.Reile