Über Nazigrößen, Umzugspläne und Schnapsideen

Stadtgeflüster: Wer möchte gerne eine Synagoge bauen? Und wer hat ein Notquartier für den Südkurier? Oder zumindest mal eine gute Idee für den Oberbürgermeister? Und was sonst noch so an Mutmaßungen, Meinungen und Meldungen durch Konstanzer Gassen schwirrt

Bei der Südkurier-Lokalredaktion in Konstanz packt man die Umzugskartons. Denn die Lokalredaktion am Fischmarkt wird dicht gemacht. So der Wille der neuen Chefs von der Augsburger Allgemeinen, die sich den Südkurier unter den Nagel gerissen haben und Kosten sparen wollen. Übrig bleibt eine kleine Geschäftsstelle irgendwo in der Konstanzer Innenstadt. Keine guten Nachrichten für die LokaljournalistInnen, die ihren Platz mitten im lokalen Geschehen nun räumen müssen. In der neuen Geschäftsstelle wird noch ein Arbeitsplatz für die lokale Berichterstattung eingerichtet, der Rest der Redaktion muss ins Haupthaus im Industriegebiet. Protest gegen diese Entscheidung der Augsburger hat es offensichtlich keinen gegeben. Das war mal anders. Der frühere Lokalchef Tobias Engelsing hat mit Erfolg jahrelang darum gekämpft, die Lokalredaktion in der Innenstadt zu halten.

Seit Jahren schon verzögert sich der Bau einer Synagoge in der Sigismundstraße. Vergangenes Jahr hieß es, mit der Grundsteinlegung könne im Herbst 2013 gerechnet werden. Doch der Platz im Herzen der Stadt ist längst zum Müllplatz verkommen. Mehrmals schon hat die Linke Liste Konstanz (LLK) gefordert, dem Bauträger „Israelitische Religionsgemeinschaft Baden“ (IRG) eine Baupflicht zu verordnen und dafür eine zeitliche Frist zu setzen. Nun kam auf Nachfrage bei der IRG eine ernüchternde Auskunft. „Durch krankheits- und umstrukturierungsbedingte Engpässe“ käme es „zu einer weiteren Verzögerung in der Bearbeitung dieses Bauvorhabens mit der Folge, dass keine weiteren Aufträge erteilt wurden“. Nun aber wolle man „das Projekt jedoch mit Nachdruck vorantreiben“ und „Kontakt mit einem Projektsteuerer“ aufnehmen. Klartext: Es geht voran, alles zurück auf Null.

Keine gute Woche für Oberbürgermeister Uli Burchardt. Zuerst sorgte er mit seinem Vorstoß gegen das „Swingerschiff“ bundesweit für schallendes Gelächter. Dann scheiterte er im Wirtschaftsausschuss mit seiner Idee, Führungskräften, die nach Konstanz kommen wollen, als Anreiz auch gleich noch einen Arbeitsplatz für deren PartnerInnen zu besorgen und dafür richtig viel Geld in die Hand zu nehmen. Diese Art Klassenkampf von oben war dann sogar fast allen StadträtInnen zu heftig. Burchardts Ansinnen, freundschaftlich unterstützt von Unirektor Rüdiger, wurde in den Haupt- und Finanzausschuss zurück verwiesen. Langsam fragt man sich, wann Burchardt – immerhin seit rund eineinhalb Jahren im Amt – endlich einen Erfolg vorweisen kann. Alleine mit Gondelfantasien und Moralgeschwurbel  lässt sich nur schwer punkten.

Der Konstanzer Anwalt und Bühnenautor Gerd Zahner bekommt für sein neues Theaterstück über die SS-Vergangenheit von Hans Robert Jauß von der Stadt finanzielle Unterstützung in Höhe von 2500 Euro. Mit dem gebürtigen Singener Didi Danquart hat Zahner bereits einen prominenten Regisseur an der Hand. Die Aufführung ist für Herbst geplant. Ein brisantes Thema, das für emotionale Diskussionen sorgen wird. Jauß, ein hochrangiger SS-Offizier, machte nach 1945 eine internationale Karriere und galt lange als Vorzeigeprofessor der Universität Konstanz. Über seine Mittäterschaft während des Nationalsozialismus wurde in Konstanz immer der Mantel des Schweigens gelegt.

Autor: H.Reile

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